Amtsblatt der Stadt Steyr 2001/2

Gesund cn Verantwortung für die Gesundheit übernehmen Gesundheitsvorsorge mit Messer und Gabel Wellness ist ein Trend unserer Zeit. Er charak- terisiert einen ganzheitlichen Lebensstil, der das Wohlbefinden steigern soll. Gesundheit und gutes Essen sind wesentliche Bestandteile davon und gelten bei immer mehr Menschen al s Schlüssel für Lebensfreude und Lebensqua- lit iit. Trot z di esemWissen um die Bedeutung drr Ernährung sind Erkrankungen wie Diabe- tes, Pctt stoffwcchselstörungen, Gicht, erhöhter Blutdruck, ! !erz/ Krei slauferkrankungen, Über- gewicht , bestimmte Krebserkrankungen bis hin zu Gelenkserkrankungen im Steigen begriffen. Bei all diesen Erkrankungen spielen falsche Ernährungs-Gewohnheiten eine große Rolle - sie könnten durch gezielte Prävention verhin- dert werden. Empfeh lungen der Ernährungs- medizin : Die Basis einer genussreichen und gleichzeitig gesunden Ernährung stellen die pflanzlichen Lebensmittel dar, die mehr als die Hälfte unse- rer Gesamtmenge an Lebensmitteln ausmachen und mehrmals täglich konsumiert werden sol- len. Getreideprodukte: Getreideflocken, Müsli, Brot, Reis, Hirse, Nudeln in allen möglichen Variationen sollten mindestens zur Hälfte aus Vollkorn sein und nicht nur als Beilage, son- dern öfters auch als Hauptspeise gegessen wer- den. Getreide enthält vor allem die Vitamine der B-Gruppe, Vitamin E, die Spurenelemen- te Eisen (kann in Kombination mit Obst, Ge- müse und Säften daraus besser aufgenommen werden) sowie Selen und deckt zu ca. l 5 0/o un- seren Bedarf an Calzium. Ein wesentlicher In- haltsstoff des Getreides sind die Ballaststoffe, die unsere Verdauung regeln, den Cholesterin- spiegel senken helfen und bei Übergewicht das Sättigungsgefühl länger andauern lassen. Gemüse und Obst: In ihrer ganzen Vielfalt bringen sie Farbe und Geschmack auf den Tisch. Die hohe Nährstoffdichte (Folsäure, Ca- rotin, Vitamin C, Kalium etc.), Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe machen diese Gruppe so wertvoll. Im Mittelpunkt des For- schungsinteresses stehen die sekundären Pflanzenstoffe. Sie gehören zu den bioaktiven Substanzen - das sind gesundheitsfördernde Wirkstoffe ohne Charakter von Nährstoffen, die in kleinen Mengen nur in Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Kräutern und anderen pflanz- lichen Lebensmitteln vorkommen. Dazu gehö- ren zum Beispiel Farb- und Geschmacksstoffe in Paprika, Karotten, roten Rüben, Kümmel, Kren und Senf, um nur einige zu nennen. Beim Menschen wird ihre Schutzwirkung vor Herz/ Kreislauferkrankungen und besonders vor eini- gen Krebsarten immer wahrscheinlicher. Wissenschafter sind sich einig, dass Schutz- effekte von Einzelsubstanzen bisher nicht be- wiesen sind. Durch Nährstoff-Anreicherung oder „Functional Food" lassen sich nicht diesel- ben Wirkungen erzielen wie durch die ganzen Lebensmittel. Besonders die Einnahme von Nährstoff-Supplementen (Tabletten, Kapseln in Supermärkten, Kauf über Internet usw.) kann gesundheitsschädigende Wirkungen hervorru- fen. Die internationale Kampagne „5 am Tag" sollte Ihnen den hohen Stellenwert von Obst und Gemüse verdeutlichen. Milch und Milchprodukte: Sie sind unsere wertvollen Lieferanten für Eiweiß, fettlösliche Vitamine sowie den Mineralstoff Calzium und dürfen daher auf dem täglichen Speiseplan nicht fehlen. Calzium spielt im Knochenstoff- wechsel eine entscheidende Rolle: Bei zu gerin- ger Calzium-Aufnahme über die Nahrung steigt das Risiko von Osteoporose in späteren Lebensjahren (sowohl bei Frauen als auch bei Männern!). Fleisch, Fisch und Eier sind Lebensmittel, die nicht täglich auf dem Speiseplan stehen sollten, durch ihren Gehalt an wertvollem Ei- weiß, an Vitamin B12 und ihren hohen Eisen- gehalt aber durchaus ihre Berechtigung im Rahmen einer gesunden Mischkost haben. Die Fische liefern uns darüber hinaus noch Jod und die omega3-Fettsäuren, die bei der Prävention von Fettstoffwechselstörungen, hohem Blut- druck und Herz/Kreislauferkrankungen wichtig sind. Fette sind unsere größten Energie-Lieferan- ten, die versteckt in Fleisch und Wurstwaren, Fertigprodukten, Schokolade, Nüssen und Knabbereien vorkommen und sichtbar zum Ko- chen, Backen sowie Streichen verwendet wer- den. Hier gilt es, die Tagesfettmenge einzu- schränken, besonders die tierischen Fette zu- gunsten der pflanzlichen Fette und Öle. Die ungesättigten Fettsäuren in Ölen (wie Oliven-, Raps-, Sonnenblumenöl usw.) werden in der Prävention von Herz/Kreislauferkrankungen eingesetzt. Zucker bzw. anderes Süßes darf in Maßen (nicht in Massen!) konsumiert werden. Den Zähnen zuliebe sollte Süßes im Rahmen einer Mahlzeit genossen werden (Nachtisch). Getränke in ausreichender Menge (1,5 - 2 1 pro Tag) tragen viel zu unserer Leistungsfähig- keit bei, ebenso wie die Verteilung der Mahlzei- ten auf 5- bis 6-mal am Tag. Durstlöscher sind vor allem Leitungs- od. Mineralwasser, Tee und stark verdünnte Ohst- oder Gemüsesäfte. Süße Limonaden, Energy-Drinks und Alkohol sind keine Durstlöscher, sondern enthalten sehr viel Energie. Achten Sie beim Einkauf auf Frische, auf saiso- nale, regionale Produkte, und geben Sie Bio- produkten den Vorzug. Um die österreichische Wirtschaft zu stärken und um größtmögliche Produktsicherheit zu erhalten, achten Sie auf das AMA-Gütesiegel und das (rote) runde Bio- Kennzeichen. Darüber hinaus gibt es noch an- dere anerkannte Bio-Gütesiegel. Über das Zuführen von Energie und lebensnot- wendigen Nährstoffen hinaus vermittelt Essen Genuss und Entspannung, gehört zur Gesellig- keit und ist ein wichtiger Teil unserer Kultur. Die Information über unsere Lebensmittel ist deshalb nur ein, wenn auch wesentlicher Be- reich bei der Beschäftigung mit unserem Spei- sezettel. Ausschlaggebend für das Wohlbefin- den sind daneben Faktoren wie das soziale und räumliche Umfeld oder die durch Erfahrungen und Meinungen geprägten Einstellungen zu den angebotenen Speisen. Diese nicht-rationa- len Aspekte bestimmen das Ernährungsverhal- ten meistens bedeulenJ mdu. Dogmatismus bei der Beur- teilung gesunder Ernäh- rung ist fehl am Platz. Denn die gesunde Er- nährung gibt es nicht. Im Rahmen des vielfäl- tigen Lebensmittelan- gebotes existieren zahl- reiche individuelle Wege, um sich opti- mal zu versorgen. Dagmar Zimmerbauer (Diplom-Diätassistentin & ernährungsmed. Beraterin) ...ein starkes Stück Stadt 37/73

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