Amtsblatt der Stadt Steyr 2000/5

Gesundbeiben l Verantwortung für die Gesundheit übernehmen Körper-Bilder Jedes Jahr im Frühling wird es aktuell: Das Nach-Spüren/-Denken des eigenen Körpers. Wie „schön" wir unseren Körper finden, ob wir vom eigenen Anblick flüchten oder standhal- ten, ob wir uns genau ansehen oder nur flüch- tig, hängt nicht vom tatsächlichen Aussehen ab. Sehr viel mehr Einfluss hat unser inneres Körper-Bild. Dieses orientiert sich allerdings nicht an gegebenen Fakten, es setzt sich zusam- men aus unseren Ideen, Vorurteilen, Erfahrun- gen mit unserem Körper und aus Vorurteilen über die Bedeutung des Äußeren an sich sowie über das eigene Äußere im Besonderen. Wir alle wissen, dass in psychologischen Un- tersuchungen die Zahl derer, die ein negativ- verzerrtes Körpergefühl angeben, kontinuier- lich steigt und somit der Blick in den Spiegel für viele zur Mutprobe wird. Wird nach den „Schuldigen" für diese Entwick- lung gefragt, die bis zur klinischen Körper- störung führen kann (d. h. Betroffene leiden unter einer ausgeprägt depressiven Sympto- matik oder Sozialphobie und zeigen schwere Essstörungen, wie Bulimie oder Magersucht), tauchen an erster Stelle der Sünderliste „die Medien" auf. Die dürren, gestylten Models, die präsentiert werden, würden die Körperunzu- friedenheit der Geschlechter fördern. Es wäre jedoch zu einfach, allein den Medien den schwarzen Peter zuzuschieben. Es ist auch Tatsache, dass es sehr wohl Menschen gibt, die durchaus zufrieden sind mit ihrem Körper, auch wenn sie nicht dem gängigen Schönheits- ideal entsprechen. Welche weiteren Faktoren sind also wirksam? Thomas F. Cash zeigt in seinem „Body Image Workbook", dass Grundlage für Körper- zufriedenheit ein stabiles Selbstwertgefühl ist. Wer seiner sicher ist, sich als kompetent und liebenswert wahrnimmt, der wird nicht so leicht Opfer von gesellschaftlichen Normen und Vorschriften und lässt seinen körperlichen Wert nicht in Frage stellen. Es hängt nicht von unserer körperlichen Er- scheinung ab, wie wir uns innerlich fühlen. Die Weichen für ein stabiles Körper-Selbstwertge- fühl werden sehr früh gestellt: Die Amerikanerin Ruth Striegel-Moore befrag- te fast 1300 Eltern mit Kindern zwischen 2 und 16 Jahren und stellte fest, dass sehr schnell et- was an der körperlichen Erscheinung des Kin- des kritisiert wird, wenn es älter wird; Folge ist, dass ständig über Essen nachgedacht und versucht wird, das Essverhalten zu kontrollie- ren. Elterliches Erziehungsvorbild, Hänseleien, das geltende Schönheitsideal, Perfektions- und Leistungskult, der Einfluss der Medien - all das zusammen kann unser Körper-Selbstbild nega- tiv färben. Diese Einsicht allein hilft nicht, es zum Positi- ven zu verändern. Dennoch müssen wir uns nicht mit einem negativen Körperbild abfinden: Psychotherapie hilft im klinischen Bereich (dem von Depressionen, schweren Sozialäng- sten und Essstörungen), die unterschwelligen und unausgesprochenen Botschaften aufzuspü- ren, die wir uns - als Relikt unserer Vergan- genheit - selber geben und die uns massiv hin- dern, erste Schritte zur Körperzufriedenheit zu setzen. Ein leidvolles, negatives Körperbild kann auch Ausdruck von negativen sexuellen Erlebnissen sein. Angst vor Missbrauch, Angst vor Nähe kann der Schlüssel zur Erkenntnis dazu sein, was hinter diesen Gefühlsängsten steckt, und damit Kraft freisetzen, um sie zu bewältigen. Langfristig erfolgreich sind des Weiteren nicht Diäten, extremes Fitnesstraining oder Schön- heitschirurgie, sondern schrittweise zu lernen, für den Körper zu sorgen und selbst bestimmte Verantwortung für die eigene körperliche und seelische Gesundheit zu übernehmen. Kernpunkte dabei sind : 1. Die Ursachen für das negative Körperbild herausfinden: Welche Rolle spielen Eltern, Ge- schwister, Spielkameraden; welche Gründe lie- gen in der Gegenwart? 2. Falsche Vorstellungen über die Bedeutung des Äußeren erkennen: Wie stark ist der Glau- be, dass nur schöne Menschen Erfolg haben? Hätte man es leichter im Leben, wenn man at- traktiver wäre? 3. Ziel körperlicher Bewegung soll Wohlgefühl sein: Saunabesuche, Massagen, Entspannungs- übungen, ... sind einige der Methoden, bei de- nen es nicht um körperliche Leistung, sondern um sinnliches Körpererleben geht. Wer sich nur bewegt um abzunehmen, kann dennoch ein negatives Körpergefühl haben. Wer aber Spaß an Bewegung erlebt, der fühlt sich im eigenen Körper wohler. 4. Vergleiche meiden: Maßstab für den eigenen Körper sollten nur die eigene Gesundheit und körperliches Wohlbefinden sein, nicht die Maße von Mannequins oder Schauspielern. ImJahr 1997 von der Zeitschrift „Psy- chology today" interviewte Männer und Frauen nannten.folgende Situationen und Erlebnisse als Grundfür ein positives Körperbild: regelmäßig Sport treiben, den Körper akzeptieren, wie er ist, bequeme Kleidung tragen, Komplimente bekommen, geliebt werden, positive sexuelle Erlebnisse, gute Partnerschaft, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, sich wirksam fühlen, meditieren. „Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare", meinte Christian Morgenstern. Wenn das stimmt, dann müssten wir ganz au- tomatisch schöner werden, sobald wir uns mehr um die Seele als um den Körper küm- mern. Ein Tipp: Jeden zweiten Mittwoch im Monat gibt es in Steyr die Möglich- keit, zum „Treffpunkt für Menschen mit Essstörun- gen" zu kommen. Nähere Informationen sind un- ter den Telefonnum- mern 07253/7404 oder 07253/53413 erhältlich. , MMag. Beate Radlauer-Ai ner Schuldnerberatung in Steyr rr er Verein Schuldnerberatung OÖ bietet kostenlose und vertrauliche Beratung ...ein starkes Stück Stadt für Personen sowie Familien, die Hilfe wegen ihrer finanziellen Probleme suchen. Büro: Bahnhofstraße 14, Tel. 52310. Öffnungs- zeiten: Montag - Freitag von 8 bis 12 Uhr so- wie dienstags und donnerstags auch von 14 bis 16 Uhr. 27/155

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