Amtsblatt der Stadt Steyr 1999/5

Gesund Verantwortun für die Gesundheit übernehmen •• Uber Gewicht eher aufgehört, bis wir wirklich voll waren, ha- ben unseren Frust mit einer Wurstsemmel hin- untergedrückt und uns die feh lende Süße des Lebens mit einem Zuckerl ausgeglichen ... Fast jeder Mensch hat Probleme mit seinem Gewicht. Ein großer Teil der Menschen kämpft ganz konkret mit seinem Körpergewicht, ande- re kämpfen im seelischen Bereich - etwa um Gewicht in einer Beziehung, in der Firma, im Verein oder am Biertisch, kurz: um das Ge- wicht imsozialen Leben. Und diese Kämpfe werden seit Urzeiten aus Futterneid, Imponier- gehabe, Bemutterungstrieb, Familientradition usw. der jeweiligen Mode entsprechend durch dick oder dünn nach eingefahrenen festen Mustern ausgetragen. Das heißt also, Über- Gewicht stellt uns nicht nur auf die Waage, sondern vor ein vielschichtig verwobenes The- ma. über Übergewicht Ich möchte hier nicht über jene zwei Kilo Über- gewicht reden, die Sie von Ihrer idealen Bikini- figur trennen, sondern von den Ausmaßen, die zu einer Gesundheitsbelastung werden. Die Faustregel fü r die Obergrenze des Ideal- gewichtes ist Körpergröße in Zentimetern mi- nus 100 (z.B. 174 cm = 74 kg). Übergewicht liegt bis ca. 13 kg über diesem Wert. Zeigt dieWaage mehr als 14 kg über dem Ide- algewicht, spricht man von Adipositas (das heißt übersetzt Fettsucht), und das entspricht einem BMI von 30 (Body Mass Index = Kör- pergewicht durch ~adrat der Größe in Me- tern). Ab diesem Wert steigt das Risiko für die weiter unten beschriebenen Erkrankungen we- sentlich an, und jederfünfte Österreicher ist in dieser Gewichtsklasse! über Nachteile Bei Adipositas steigt das Risiko für Zucker- krankheit, Gicht, Fettstoffwechselstörung, Hochdruck und daraus resultierend Gefäß- verkalkung mit der Folge von Herzinfarkt und Schlaganfall. Diese Erkrankungen führen oft zu langdauernden Einschränkungen und Leid. Durch die Gewichtsbelastung kommt es zu Stö- rungen im Bewegungsapparat mit schmerzhaf- ten Gelenksveränderungen. Bei der Berufswahl werden Übergewichtige be- nachteiligt, bei der Partnerwahl stehen die Chancen meist schlechter. Durch das herabge- 28/148 setzte Selbstwertgefühl resultiert oft Rückzug und Isolation. Viele Menschen haben Angst vor Krebs, der in seiner Entstehung kaum be- einflußt werden kann. Daß aber fast die Hälfte der Todesursachen Herzkreis lauferkrankungen sind, die durch eine Lebensstiländerung ver- hindert werden könnten, wird nicht so gerne wahrgenommen. über Vorteile Freilich hat Dicksein auch Vorteile: Eine runde Person wirkt gemütlicher, genüßlicher, stabiler, kräftiger. Da hat man die Reserve für schlech- tere Zeiten immer dabei und die dicke Haut als Schutzwall. Da muß man sich nicht so sehr in den Kampf der Geschlechter stürzen, weder ge- gen die Eifersucht des gleichen noch gegen die Bedrängung des anderen. Auch zu den eigenen Problemen haben Dicke eine größere Distanz und wirken dadurch glücklicher. über Bedeutung Adipositas ist nicht bloß Folge von zuviel Es- sen, auch zumeist keine Drüsenstörung od. ge- netische Störung, sondern ist selbst ein Symp- tom. Das heißt, Dicksein steht nicht am An- fang und daraus entstehen dann unangenehme Folgen, sondern ist Ausdruck und Niederschlag gewisser Probleme. Da zeigt der Körper (wie auch bei allen anderen Symptomen), was auf seelischer Ebene zu viel oder zu wenig gelebt oder gezeigt werden darf. Dabei geht es um Themen, wie Genießen, Fülle und Leere, Ge- ben und Nehmen, Wiegen nnd Haben, Erfül- lung und Nährung, Sinn und Sinne. Auch die Liebe geht nur so lange durch den Magen, bis sie ihren wahren Weg gefunden hat. Jede einseitige Veränderung in diesem Gleich- gewicht zwischen den inneren und den äuße- ren (wägbaren) Werten macht Angst. Deshalb sind dauerhafte Veränderungen nur im Ein- klang zwischen Innen (Seele) und Außen (Kör- per) möglich. über Verhaltensmuster Unser Leben besteht zu mindestens neunzig Prozent ans Gewohnheit: Wir haben schon im- mer brav aufgegessen, als Belohnung ein Stück Schokolade bekommen, sind früh, mittags und abends bei Tisch gesessen, haben gegessen, was auf den Teller gekommen ist. Haben nicht Für viele Menschen dreht sich das ganze Leben ums Essen, vom Broterwerb über Einkauf, Ko- chen, Speisen (und natürlich auch das Gegen- teil), bis dann abends bei Knabbergebäck das Werbefernsehen die Menüvorschläge für mor- gen macht. Wenn diese Art von Fülle zum Sinn wurde, dann würde weniger Essen weniger Sinn bedeuten. Nur wenn wir hier neue Verhaltens- muster erträumen und verwirklichen lernen, die zumindest ein wenig sinnvoller und erfül- lender als die alten sind, wird es gelingen, die Not-wendende Lebensstiländerung herbeizu- führen. über Lösungsansätze Natürlich ist weniger Essen die naheliegendste Lösung. Aber ein Weniger ergibt kein klares Zielbild, und ein Weniger macht kein gutes Ge- fühl. Das menschliche Verhalten wird (leider immer noch) hauptsächlich durch zwei Kompo- nenten gesteuert: durch Vermeiden von unan- genehmen Gefühlen und durch Streben nach angenehmen Gefühlen. Dazu kommt der Fak- tor der Trägheit: Aktuelle Gefühle haben Vor- rang gegenüber späteren, möglicherweise unan- genehmen Gefühlen. Oft ist das Leid noch nicht groß genug, für die notwendige Verände- rung. Nur wenn Sie ein klares Zielbild in sich auf- bauen, in dem Sie auch alle inneren Einsprü- che berücksichtigt haben, werden Sie eine dau- erhafte Veränderung erreichen. Es gibt keine Diät, die anhaltenden Erfolg bringen kann. Nur die veränderte Ernäh- rungsgewolmheit wird sie im Gleichgewicht halten. Dazu nur grundsätzlich: weniger Fett, weniger Zucker, weniger Weißmehlprodukte, viel frisches Obst und Gemüse - und das gut gekaut, liebevoll zubereitet und in Ruhe ge- nossen. Natürlich ist Bewegung in diesem Zusammen- hang wichtig. Die optimale Fettverbrennung findet bei mittlerer, dauerhafter Belastung statt. Dazu die Faustregel: Schnell gehen oder lang- sam laufen, sodaß sie noch gut reden könnten, bei einem Puls 180 minus Lebensalter. Die Dauer von 30 Minuten auf eine Stunde stei- gern, dreimal pro Woche. stey;r

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