Amtsblatt der Stadt Steyr 1999/4

Gesundl Je1 v er Verantwortung für die Gesundheit übernehmen Die Tücken des Rückens Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsappa- ra tes, vor allem der Wirbelsäule, haben sich in den Industriestaaten zu einem Volksleiden ent- wickelt. In der Häufigkeit der Erkrankungen stehen sie an dritter Stelle der Statistik und verursachen ein Drittel aller Fehltage. Jedes Krankheitsbild, das die Ausmaße einer Epide- mie erreicht hat, muß auf lange Sicht mit wirk- samen prophylaktischen Maßnahmen be- kämpft werden. Dazu müssen in erster Linie die Risikofaktoren bekannt sein, aber auch allen Betroffenen be- wußt gemacht werden. Nur so bilden sie die Basis für eine wirksame Vorbeugung. Für die Prophylaxe ist die Unterscheidung in veränder- bare und unveränderbare Risikofaktoren sinn- voll. 1. Unveränderbare Risikofaktoren : Geschlecht, Alter, Körpergröße oder genetische Disposition sind zwar nicht beeinflußbar, mah- nen aber dennoch zu besonderer Vorsicht. 2. Veränderbare Risikofaktoren : Rauchen: Ein Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und Rauchen scheint auf den ersten Blick unwahrscheinlich zu sein. Dennoch belegen ihn zahlreiche Studien. Zu- sätzlich erhöht sich das Risiko sogar um das Doppelte, wenn mehr als 15 Zigaretten täglich geraucht werden. a) Raucher husten häufiger. Dies führt zu einer Druckverschiebung im Bauchraum, welche wie- derum eine mechanische Mehrbelastung der Bandscheiben hervorruft. b) Rauchen kann zu Osteoporose führen . Sie ist in vielen Fällen die Ursache von Gelenks- beschwerden. c) Rauchen vermindert die Durchblutung in be- reits geschädigtem Gewebe (Bänder und Band- scheiben). Übergewicht: Das Risiko für Wirbelsäulen- leiden erhöht sich um den Faktor 1.1 pro 10 kg Übergewicht! Der Druck innerhalb der Zwi- schenwirbelscheiben steigt in sitzender und ste- hender Position parallel zum Körpergewicht. Autefahren: Ein Zusammenhang von Au- tofahren und Wirbelsäulenproblemen gilt als gesichert. Einleuchtende Gründe dafür sind un- günstige Sitzposition und vibrationsbedingte Durchblutungsstörungen. Körperliche Über- und Unterbelastung: Bei vorwiegend sitzend Berufstätigen erhöht sich das Risiko durch muskuläre Inbalance (Schwächung der Bauchmuskulatur). Ebenso führen schwere körperliche Tätigkeiten zu Rük- kenschmerzen. Wirbelsäulentrauma: Es ist einleuchtend, daß eine durch Verletzung vorgeschädigte Wir- belsäule für Schmerzen prädisponiert ist. Psychosoziale Faktoren.- Zahlreiche Studi- en belegen, daß emotionale und psychische Probleme im privaten und beruflichen Bereich zu Schmerzen in der Wirbelsäule führen kön- nen. (,,Die Last auf den Schultern tragen", ,,Mit etwas oder jemandem sein Kreuz haben") Was können Sie tun , wenn es bere its zu W irbelsäulen-Be - schwerden gekommen ist? Am besten ist es, Sie suchen einen Arzt auf, der in manueller Medizin ausgebildet ist. Durch eine Aktualitätsdiagnose findet er die Ursache Ihrer Beschwerden und ist in der Lage, Sie mit geeigneten reflextherapeutischen Maß- nahmen zu behandeln (z.B. Chirotherapie). Dies kann allerdings nur eine vorläufige Hilfe gegen Ihre Beschwerden sein. Nur wenn es dem Arzt gelingt, Sie dahingehend zu motivie- ren, daß Sie Ihre Lebensweise ändern, daß Sie Risikofaktoren beachten und daß Sie täglich und konsequent Ausgleichsübungen durchfüh- Frauenhaus bietet kostenlose Beratung eben Schutz und Wohnmöglichkeiten für Frauen und Kinder, die von familiä- rer Gewalt betroffen oder bedroht sind, bietet das Steyrer Frauenhaus (Wehrgrabengasse 83) auch psychologische Beratung sowie Lebens- beratung für Frauen an, die nicht im Frauen- haus wohnen. Jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat gibt zusätzlich eine Juristin ...ein starkes Stück Stadt Auskünfte in speziellen rechtlichen Fragen. Die nächsten Rechtsberatungen finden am Di, 27. 4., und am Di, 11. 5., jeweils in der Zeit von 18 bis 19.30 Uhr statt (telefon. Terminvereinba- rung notwendig). Die Notrufnummer des Steyrer Frauenhauses 87700 ist für Frauen in Krisensituationen rund um die Uhr erreichbar. ren, werden Sie es schaffen, langfristig be- schwerdefrei zu bleiben. Ergonomi sche Maßnahmen: Funktionsabläufe in Betrieben sollten auf Wirbelsäulenschonung hin überprüft und in diese Richtung verändert werden. Op timales Sitzen: Da das Sitzen an sich schon eine Belastung der Wirbelsäule darstellt, ist es besonders wichtig, die Sitzmöbel und die Sitzposition optimal einzustellen. Ein guter Ses- sel unterstützt die physiologische Lordose (Krümmung der Wirbelsäule nach vorne). Optimales Liegen: Die beste Liegeposition ist die Seitenlage. Die Matratze sollte nur so weich sein, daß Ihr Körpergewicht auf die größtmögliche Oberfläche verteilt wird. Da der Kopf schwer ist, wäre ein angepaßtes, eher har- tes Kissen zu empfehlen (Roßhaarpolster). Richtiges Heben und Tragen: Schwere Gegenstände sollten möglichst nur so aufgeho- ben werden, indem man sich nicht nur bückt, sondern die Kniegelenke beugt. In jenen Fäl- len, in denen dies nicht möglich ist und man doch aus dem Kreuz heben muß, sollte unbe- dingt die Bauch- und Gesäßmuskulatur ange- spannt werden, um die Lendenwirbelsäule zu stabilisieren. Wie Sie aus meinen Ausführungen ersehen, spielt bei Prophylaxe und Therapie von Wirbel- säulen-Beschwerden der Arzt und Therapeut nur eine untergeordnete, begleitende und auf- klärende Rolle. Wichtiger ist es, daß Sie an die Risikofaktoren denken und tatsächlich täglich Ihr Muskeltraining durch- führen. Nur so sind Sie im Alltag gegen Über- und Falschbelastungen der Wirbelsäule gewapp- net, können Abnützun- gen vermeiden oder hinausschieben und bis ins hohe Alter beweglich bleiben. Dr. Roland LUDWIG Kostenlose Rechtsauskunft echtsanwältin Dr. Charlotte Lindenber- ger erteilt am Donnerstag, 29. April, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr im Rathaus, 1. Stock, Zimmer 101, kostenlose Rechtsauskunft. Einlaß zur Beratung bis spätestens 16 Uhr. 27/ 115

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