Amtsblatt der Stadt Steyr 1998/12
Gesund Jleiber1 weraen Verantwortung für die Gesundheit übernehmen In Zeiten größter Hilflosigkeit braucht der Mensch den Menschen In einer Welt, in der die tragende Gemein- schaft der Familie immer unwichtiger wird, in einer Gesellschaft von Singles verlernen wir immer mehr, uns auch in schwersten Stunden mitzuteilen - ja wir schämen uns geradezu, Sor- gen und Schmerzen zu äußern. In den schwer- sten Zeiten unseres Lebens - und das Sterben gehört sicher dazu -wünschen wir uns das Ver- trauen unserer Mitmenschen. Wir wünschen uns Menschen, die zuhören können. Wir wün- schen uns Menschen, die uns begleiten, bei uns sind und Zeit für uns haben. Für viele ist es schwierig, über Ängste und Schmerzen zu spre- chen; manchmal hahen sie üherhanpt das Spre- chen verlernt. Seit frühester Kindheit wird uns gelehrt, unsere Sorgen, Nöte und Leiden „tap- fer" und „duldsam" zu ertragen. Was ist aber, wenn die Kraft fehlt, wenn wir nicht tapfer und duldsam sind oder nicht mehr sein können, wenn wir getragen werden möchten? Begleitung - Unterstützung -Respekt - Achtung schulden wir jedem unserer Mitmenschen. Noch immer werden 80 Prozent der Schwer- kranken zu Hause liebevoll von Angehörigen gepflegt und betreut. Angehörige und Kranke sind unsere Adressaten - diese Angehörigen, die oft Schwerarbeit leisten, sollen Unterstüt- zung und Begleitung bei Hospiz finden. In vie- len Fällen genügt schon die Beratung bei der Beschaffung von Heilbehelfen und diversen Hilfsmitteln. Die Pflegenden und auch der zu Pflegende wissen kaum Bescheid darüber, wel- che Fülle an Hilfsmitteln es gibt, die den Pflegealltag wesentlich erleichtern können. Die Angehörigen, die oft Tag und Nacht bei ihren Liebsten wachen, sollen auch ein paar Stunden Zeit für sich haben. Ein Gespräch mit jeman- dem, der versteht, welche Leistung dahinter- steckt, Menschen zu Hause zu pflegen, kann sehr wichtig sein. Die Angehörigen haben auch vielfach das Gefühl, zu wenig für ihre Kranken zn tun und halten das „nichts mehr tun kön- nen" kaum aus. Gerade bei diesem „Loslassen" kann der Seelsorger oder Hospizbegleiter ein guter Vermittler sein. Für den Schwerkranken bzw. Sterbenden ist Begleitung vorrangig. Sterbende zu pflegen und zu begleiten, bedarf ein Höchstmaß an Sensibi- lität - für ein Gespräch, das leider oft zu kurz ko=t, soll Zeit und Raum geschaffen werden. Die Mitarbeiterinnen von Hospiz sind für die vielen Fragen nach dem Sinn des Leidens gut vorbereitet: An1 Krankenbett sitzen, die um- fangreichen Varianten des Leides und Sterbens auszuhalten, ist nicht nur ein Dienst am Näch- sten, sondern auch eine Bereicherung für den Patienten und dessen Begleiter. Hospiz-Betreuer werden geschult, um dieser großen Herausforderung - den Schwerkranken, Sterbenden und auch den Angehörigen eine wertvolle Stütze zu sein - gerecht zu werden. Für ein gutes Gelingen dieses Anliegens ist aber nicht nur die Mitarbeit von engagierten Menschen notwendig, sondern auch das Ver- trauen von Patienten und ihren Angehörigen in unsere Arbeit. Seit drei Jahren besteht nun der Verein „Hospiz Steyr", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Nöte und Leiden zu mindern. Stetig wächst die Zahl jener, die uns unterstützen, sei es fi- nanziell, sei es ideell oder durch direkte Mitar- beit beim Patienten und in der Organisation. Allen diesen Menschen, die Nächstenliebe nicht nur predigen, sondern auch leben, möch- te ich herzlich danken. Seit der Gründung des Vereines am 10. Juni 1995 wurden in Steyr und der nähe- ren Umgebung im Sinne der Hospizidee folgende Leistungen erbracht: 1995: Klientenbetreuung: 209,25 Std.; An- gehörigenbegleitung: 13,50 Std.; Nacht-/Sitz- wache: 5 Nächte; 27 Personen wurden betreut bzw. begleitet. 1996: Bei 672 Einsätzen wurden 1018,75 Std. Hospizarbeit geleistet, und zwar: 578 Einsätze bei Schwerkranken/Sterbenden (873,75 Std.), 30 Einsätze bei der Angehörigenarbeit (37 Std.), 12 Einsätze bei Hilferufen in der Nacht (47,50 Std.), 52 tranerbegleitende Besuchs- dienste (60,50 Std.). 1997: Klientenbetreuung: 801 Std.; Trauer- begleitung: 21,45 Std.; Besuchsdienst: 54,50 Std.; Nachtdienste/Wache: 260 Std. 1998 ist die Zahl der Begleitungen erheblich gestiegen, und wir arbeiten bereits an der Um- setzung neuer Ideen für die Zukunft. In England besteht die Hospiz-Bewegung seit mehr als 30 Jahren und verfügt über ein be- achtliches Angebot an stationären- und Tages- Hospizen sowie über eine Vielzahl von ambu- lanten Teams zur Betreuung von Schwerkran- ken und Sterbenden. Da die staatliche Gesund- heitsfürsorge in England im Vergleich zu Öster- reich relativ wenig Leistungen im Gesundheits- bereich abdeckt, müssen die Hospize dort 60 Prozent der Ausgaben durch „social spon- soring" aufbringen. Auch wir in Steyr konnten in den vergangenen Jahren un- sere Ausgaben durch Mitgliedsbeiträge, Spenden von priva- ten Personen und Fir- men sowie Benefiz- veranstaltungen be- streiten. Rosa Wieser <Verein Hospiz Steyr) Schutz und Beratung im Frauenhaus icht immer ist die Familie der Hort der Geborgenheit und der gegenseitigen Wertschätzung, der er eigentlich sein sollte. Statistiken belegen, daß Gewalt in der Familie die häufigste Form von Gewalt ist, die ein Mensch im Leben erfährt. Jede fünfte in einer Ehe- oder Lebensgemeinschaft lebende Frau wird Opfer dieser Gewalt. Im Frauenhaus Steyr (Wehrgrabengasse 83) ...ein starkes Stück Stadt steht für sieben Frauen mit ihren Kindern je ein eigenes Zimmer zur Verfügung; es bietet die Chance, in gewaltfreier Atmosphäre und mit Unterstützung engagierter Betreuerinnen ein eigenverantwortliches Leben zu beginnen. Auch während der Weihnachtsfeiertage bietet das Steyrer Frauenhaus Schutz und Zuflucht für mißhandelte sowie von Gewalt bedrohte Frauen und ihre Kinder. Das Notruftelefon ist rund um die Uhr besetzt: 07252/87700. Außerdem wird psychologische und juristische Beratung (nach telefonischer Terminvereinba- rung) erteilt. Die nächste Rechtsauskunft fin- det am Di, 5.Jänner, in der Zeit von 18 bis 19 .30 Uhr statt. ufgrund der Weihnachtsfeiertage entfallt die kostenlose Rechtsaus- kunft im Dezember. 19/371
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