Amtsblatt der Stadt Steyr 1998/9
„Und wieder hämmern die Hämmer des Landes: Heimat 11 Licht-, Video- und Computerinstallation beim Werndldenkmal in Kunstprojekt in der Industriestadt Steyr spielt mit dem Kulturereignis: „Heimatvermarktung". Die beiden Künstler Tassilo Blittersdorff und Bernadette Huber er- weitern mit ihrer Video-, Licht- und Computer- installation das Denkmal des Industri egründers JosefWcrndl auf der Handel -Mazzetti -Prome- nade zu ein er in mehreren Bereichen wirksa- 111en, öffentli chen Medi en bas is. Die Landesaus- stellung, in deren Rahmen das Video-, Li cht- 1111d Computerprojekt stattfindet, war für die Künstler eine gut e Ge legenheit , das Denkmal in ein neues Bedeutungssystemzu stellen und dadurch wieder ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken: Die Veränderung des Denkmals rege einen Dialog zwischen dem historischen Anlaß seiner Aufstellung und ei- nem aktuellen Kontext an. Vier Monitore in granitfarbenen Boxen, die Achsen der Sockelfiguren fortsetzend, stehen für die materielle Aktualisierung des Monu- ments. Durch Betätigen des Abzugshahnes ei- nes ansonsten funktionsuntüchtigen Gewehres kann der Besucher eine Computerstatistik ab- rufen und die Beleuchtung der Figuren des Denkmals ändern. Die Themen der in diesen Monitoren gezeigten Videos reichen vom fort- schrittlichen Industrie- und Sozialkonzept Josef Werndls bis zu aktuellen kulturpolitischen Pro- blematiken. In einem (fiktiven) Interview mit Josef Werndl, der als fortschrittlicher Industri- eller der Gründerzeit liberale Positionen gegen Steyrer Stadtkalender '99 EIN STARKES STÜCK AN DER WAND Die schönsten 12 Bilder von Steyr, aus mehr als 100 Einreichungen des Zeichen-, Mal- und Fotowettbewerbes von über 1. 100 Publikums-Juroren ausgewählt, schmücken diesen einzig- IDEAL ALS FIRMENPRÄSENT LOGO-EINDRUCK ab 50 Stück möglich. Musterexemplare liegen zur Ansicht auf. WEITERE AUSKÜNFTE: Pressestelle des Magistrates Steyr, Tel. 07252/575-359 DW. Einzelverkauf zum Preis von öS 189,- im Tourismusbüro. 12/272 artigen Kunstdruck- kalender. reaktionäre Tendenzen verteidigte, mischen sich Vergangenheit und Gegenwart. „Die ironisch-kontextverschobene Verwendung von Bildmaterial aus der Werbung der Landes- ausstellung ,Land der Hämmer' soll auf den starken Vergangenheitsbezug dieser Großver- anstaltung und dabei auf das fast völlige Ver- gessen, daß Gegenwartskunst in diesem Rah- men einen wichtigen Stellenwert hätte, hinwei- sen", sehen die Künstler diese kulturpolitische Situation in das Konzept einbezogen. Die Geschichte der Juden in Steyr mJahr 1993 wurde das Buch „Vergesse- ne Spuren. Die Geschichte der Juden in Steyr" (Autoren:Waltraud Neuhauser-Pfeiffer/ Karl Ramsmaier) erstmals aufgelegt. Die Aufla- ge von 1000 Stück war 1997 vergriffen, sodaß sich die Frage einer Neuauflage gerade im Hin- blick auf die OÖ Landesausstellung "Land der Hämmer" stellte. Diese Neuauflage sollte ein vergessenes Kapitel der Eisenstraße in den Mittelpunkt stellen: das Schicksal der Juden. An der 1. Auflage arbeiteten die Autoren 4Jah- re lang, an der Neuauflage l Jahr - diese wurde um 100 Seiten erweitert und ergänzt. Viel neues Material, das vor einigen Jahren noch nicht zu- gänglich oder bekannt war, wurde eingearbei- tet. Wesentliche Neuerungen sind u. a. die Ge- samtdarstellung der Arisierungen in der Stadt Steyr, im Enns- und Steyrtal, der Bericht eines Schindlerjuden aus dem KZ Steyr, letzte Briefe von 2Jüdinnen vor der Deportation, eine ge- naue Darstellung des Lagerlebens im jüdischen Flüchtlingslager in Steyr-Tabor nach 1945, die Aufnahme des Lebensschicksals von Hely Sein- feld und der Familie Skalla. Erstmals ist es auch gelungen, die Vorgänge um die sogenann- te "Reichskristallnacht" in Steyr genauer darzu- stellen. Besonders wichtig sind die vielen neu- en Fotos, die aus Australien, USA, Israel, Wien und Frankreich besorgt werden konnten. Viele davon wurden aus Privatbesitz zur Verfügung gestellt und werden erstmals veröffentlicht; z.B. ein Foto des letzten Rabbiners von Steyr oder das Foto des jüdischen Schülers Josef Sommer, der 1904/05 mit Hitler in dieselbe Klasse der Staats-Oberrealschule in Steyr ging und 1942 deportiert und ermordet wurde. Das Buch "Vergessene Spuren" ist die einzige Gesamtdarstellung jüdischen Lebens und jüdi- scher Kultur einer Stadt in OÖ (Mittelalter bis heute). Für die Autoren lag die Hauptmotiva- tion zum Schreiben und zur Neuauflage dieses Buches darin, daß die Steyrer Juden, ihre Kul- tur nicht im Staub der Geschichte untergehen und vergessen werden. steyr
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