Amtsblatt der Stadt Steyr 1998/2

Stadtrat Roman Eichhübl (F) ist im Steyrer Stadtsenatfür die Stadtwerke, den Versor- gungsbetriebeverbund und den Wasserver- band„Region Steyr" verantwortlich. im fol- genden Beitrag berichtet er über die Stadt- werke: ls Referent der Stadtwerke, in deren Be- lange auch die Trinkwasserversorgung im Stadtgebiet Steyr fällt, möchte ich Sie mit den nachstehenden Ausführungen über die im vergangenen Jahr getätigten Maßnahmen zur Sicherung einer einwandfreien Wasserqualität informieren und daran anschließend einen kur- zen Ausblick über geplante Baumaßnahmen im heurigen Jahr darlegen. Eingangs möchte ich in einer kurzen Darstellung den Bereich der Was- serqualität des in den Pumpwerken der Was- serversorgungsanlage Steyr geförderten Was- sers anschneiden und Ihnen einige Informatio- nen mitteilen. Entsprechend den Vorgaben der gesetzlichen Bestimmungen, werden sämtliche Entnahme- brunnen wöchentlich auf die üblichen Inhalts- stoffe bzw. Parameter, wie beispielsweise Ni- trat, Nitrit, Chlorid, Sulfat, Härtegrad und pH- Wert, untersucht und eine bakteriologische Un- tersuchung vorgenommen. Einmal jährlich werden all diese Wässer gemäß den Bestim- mungen des Lebensmittelkodexes einem erwei- terten Untersuchungsprogramm unterzogen. Dabei werden je Wasserprobe ca. 130 Inhalts- stoffe bzw. Parameter, wie beispielsweise Koh- lenwasserstoffe, Pestizide, Schwermetalle und dergleichen , analysiert. Zu allen vorliegenden Ergebnissen kann berichtet werden, daß aus- schließlich Befunde vorliegen, die die Genuß- tauglichkeit des Trinkwassers bestätigen. So liegt beispielsweise der Gehalt an Nitraten bei durchschnittlich 20 bis 25 mg/1(Grenzwert 50 mg/1), Nitrite mußten bei keiner einzigen Ana- lyse festgestellt werden, und sämtliche bakterio- logische Befunde zeigen einwandfreie Wasser- qualität. Diese sehr umfangreichen chemischen und bakteriologischen Analysen werden von der Bakteriologischen und Serologischen Untersuchungsanstalt Linz bzw. von einem ge- richtlich beeidigten Sachverständigen für Che- mie durchgeführt. Ein zunehmend bedeutender Aufgabenbereich des Städtischen Wasserwerkes besteht in der Pflege des Wasserschutzgebietes, um mögliche schädliche Einflüsse auf das Grundwasser, die durch unsachgemäße Bodennutzung entstehen, auszuschließen. Nach einem vorliegenden Waldpflegekonzept werden jährlich Auffor- stungs-Aktionen durchgeführt. Hiezu werden auch Schulklassen eingeladen, um bei den Schülern eine sensible Einstellung für die Be- lange des Grundwasserschutzes zu fördern. Weitere Vorsorge-Maßnahmen betreffen Pflege- ...ein starkes Stück Stadt Stadtrat aufgaben zur Abwendung eines eventuellen Schädlingsbefalles sowie die Betreuung der auf- geforsteten Jungkulturen. Mit diesen Maßnah- men können jedoch Verunreinigungen, die au- ßerhalb der geschützten Gebiete auf das Grundwasser einwirken, nicht abgewehrt wer- den. Ich teile Ihnen diesen Umstand auch des- wegen mit, wei l - wie schon mehrmals berichtet - seit der Jahresmitte 1993 im Zustrombereich eine massive Belastung des Grundwasser- stromes durch Perchlorethylen gegeben ist. Durch die Errichtung von zwei Sperrbrunnen, einer Reinigungsanlage mit einem Durchsatz von 120 m3/h, der Herstellung diverser Ver- sickerungseinrichtungen sowie der Abteufung einer Vielzahl von Beobachtungssonden konnte diese erhebliche Gefährdung der Trinkwasser- versorgung vollkommen abgewendet werden. Auch wenn diese Anlagen seit nunmehr bereits annähernd vier Jahren betrieben werden, ist je- doch nach einer kurzfristigen Entspannung des Belastungsgrades keine Aussicht auf Beendi- gung der Grundwassersanierung abzusehen. Es muß damit gerechnet werden, daß die beste- henden Anlagen noch über einen Zeitraum von mehreren Jahren im Vollbetrieb stehen müssen. Für die Grundwassersanierung mußten seit Eintritt der Schadstoffbelastung bisher ca. 29 Mill. S aufgewendet werden, die jetzt jährlich entstehenden Betriebskosten betragen ca. 1,5 Mill. S. Da jedoch eine langfristig zufrieden- stellende Sanierung eines belasteten Grund- wasserstromes nur dann sinnvoll ist, wenn der Verursacher eruiert werden kann, wurden im Bereich des Stadtteiles Tabor umfangreiche Er- kundungen des Untergrundes vorgenommen, um beruhend auf diesen geologischen Erkennt- nissen ein Sanierungskonzept zu erstellen. Nach Abschluß dieser Arbeiten, in welche auch das Umweltbundesamt eingebunden war, soll noch im 1. Halbjahr 1998 im Bereich der Kaserngasse eine Reinigungsanlage errichtet werden, um die dort kontaminierte Bodenluft bis in eine Tiefe von ca. 50 mzu reinigen. Nach diesen Ausführungen über die Sicherung der Trinkwasserqualität möchte ich nunmehr kurz über die Belange des Versorgungsnetzes berichten. Wie schon in anderen Beiträgen er- wähnt, mußte der bestehende Hochbehälter Münichholz wegen Baufälligkeit vollkommen neu errichtet werden. Diese Anlage, die im Be- l reich der östlich der Gußwerkstraße gelegenen Hangkrone situiert ist, versorgt den Stadtteil Münichholz mit Trinkwasser und dient darüber hinaus als Steuerbehälter für die gesamte Ver- sorgung des Stadtgebietes Steyr. Das neue Bau- werk, das ein Fassungsvermögen von 3.500 m3 aufweist, wurde aufgrund der neuesten hygieni - schen Erkenntnisse errichtet und vermag die Trinkwasserversorgung langfristig zu gewähr- leisten . Die geschätzten Baukosten von ca. 30 Mill. S konnten wegen der günstigen Boden- verhältnisse im Bereich der neu errichteten Zu- fahrtsstraße auf 27 Mill. gemindert werden. Neben dieser Großinvestition wurden im Jahr 1997 auch umfangreiche Leitungssanierungen vorgenommen. Ich möchte hierbei insbesonde- re Bauarbeiten im Bereich des Stadtteiles Enns- leite, wo gemeinsam mit Erdgasleitungen eine umfassende Netzerneuerung vorgenommen wurde, erwähnen. Ergänzend hiezu möchte ich anführen, daß die Stadtwerke nach Maßgabe der Möglichkeiten hinsichtlich gemeinsamer Rohrverlegungen auf dem Sektor der Gas- und Wasserversorgung grundsätzlich bestrebt sind, beide Arbeiten gleichzeitig durchzuführen, weil damit neben einer verminderten Belästigung der Anrainer auch Kosten eingespart werden können. Abschließend möchte ich Sie noch mit einem kurzen Ausblick über die geplanten Baumaß- nahmen des Wasserwerkes im heurigen Kalen- derjahr informieren. Wie schon erwähnt, sollen wiederum gemeinsam mit bestehenden Gasver- sorgungsanlagen umfangreiche Rohrverlegun- gen erfolgen. Der Schwerpunkt dieser Tätigkei- ten wird heuer in den Bereich Tabor - Steyrdorf verlagert, weil dort noch Versorgungseinrich- tungen betrieben werden, die nicht mehr den derzeitigen Anforderungen genügen. Weitere umfangreichere Bauarbeiten sind im Bereich Promenade, Eysnfeld und im Bereich des Bau- vorhabens Nordspange vorgesehen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich hoffe, Ihnen mit diesen Ausführungen einen kurzen Einblick in die umfangreichen Aufga- benbereiche des Städtischen Wasserwerkes ge- geben zu haben und ersuche Sie, neben Ver- ständnis für auftretende baubedingte Behinde- rungen auch um sparsamen Umgang mit dem Lebensmittel Trinkwasser. 13/41

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