Amtsblatt der Stadt Steyr 1997/9

Stadtrat Gerhard Bremm (SP) ist im Steyrer Stadtsenatfür Schul- und Sportangelegen- heiten, den Umweltschutz, den städtischen Wirtschaftshefund die Mülldeponie zustän- dig. Imfolgenden Beitrag berichtet er aus dem Umweltschutz-Ressort: Steyrer Luftqualität im ober- österreichischen Spitzenfeld Die seitens des Landes Oberösterreich errichte- te und seit mehr als 10 Jahren betriebene Luft- meßstation oberhalb des stark befahrenen Plenklberges bescheinigt der Stadt Steyr eine hervorragende Luftqualität. Um gerade diese Qualität weiterzuerhalten, war es mir ein persönliches Anliegen, den sogenannten „Bischofswald" in Münichholz entsprechend zu schützen und diesen als „grüne Lunge" für die Stadt Steyr zu erhalten. Dieser Wald, der sich im Eigentum der Diözese Linz befindet, wurde bis jetzt nach forstwirt- schaftlichen Grundsätzen behandelt und bietet nicht unbedingt das Bild eines Waldes, wie man es sich vorstell t. Seitens der Bevölkerung wurde die Befürchtung laut, daß eine wei tere Schädigung des Waldes sogar bis zu seiner Eli- minierung führen könnte. Nach langen, schwie- rigen Verhandlungen konnte erreicht werden, daß nunmehr ein Vertrag zwischen der Stadt Steyr und der Diözese abgeschlossen wurde. Die Diözese verzichtet auf die forstwirtschaft- liche Nutzung des Bischofswaldes - vorerst auf die Dauer von 20 Jahren. Dabei hat die Stadt dieMöglichkeit, diesen Wald für die Bevölke- rung als Erholungswald zu widmen und auch zu nutzen. Was bedeutet nun der Wald imspezifischen für uns alle? Wissenschaftliche Untersuchungen haben nachgewiesen, daß z. B. eine Buche, die schon einen Kronendurchmesser von 14 mhat, pro Stunde 1,5 kg Sauerstoff erzeugt. Dies ent- spricht dem Sauerstoffbedarf von 60 Menschen pro Tag. Dabei verbraucht dieser Baum 2,4 kg Stickstoff und setzt damit diesen Schadstoff au- ßer Betrieb. Weitergehende Untersuchungen über den Wert eines Baumes haben bei einer Gegenüberstellung festgestellt, daß ein solcher Baum zwischen 6.000 und 18.000 Schilling Wertigkeit darstellt, wenn er forstwirtschaftlich genutzt wird. Beleuchtet man dies jedoch von der Seite, welche Leistung der Baum - über sein ganzes Leben gerechnet - erbringt, begonnen von der Nutzung der Sonnenenergie, Produkti- on von Sauerstoff, Bindung von Kohlendioxid, Filterung von 30.000 bis 50.000 Liter Wasser, Entstehung und Erhaltung von Kleinklimaten, Entgiftung der Luft (ca. 50 0/o der Luft werden durch Wälder entgiftet), Bindung von Staub, Filterleistung auch gegen Gifte, und müßten all diese Leistungen bezahlt werden, wenn sie mit ...ein starkes Stück Stadt GerharoStadtrat Brcmm technischen Anlagen durchgeführt werden wür- den, so käme ein unbezahlbarer Preis heraus. Daher ist es meiner Ansicht nach ganz wichtig, den Wert eines Baumes bzw. eines Waldes rich- tig anzusetzen. Der größte Effekt eines Erholungswaldes be- steht in seiner sozialen Leistung, die er für das Wohlbefinden der Bevölkerung erbringt. Vom Spaziergang angefangen bis zur Möglichkeit vom Anlegen eines Baumlehrpfades für die Be- nutzung von Schülern, Erri chtung von Kin rler- spielplätzen im nichtstörenden Ausmaß uäm. Im Jahre 1989 wurde der Beschluß gefaßt, für jeden Steyrer einen Baum, also 40.000 Bäume zu pflanzen. In diesem abgelaufenen Zeitraum wurden im Bereich des gesamten Stadtgebietes in Form von Aktionen durch Vereine, Schüler, aber auch Betriebe mi t Förderung der Stadt be- reits mehr als 34.000 Bäume und Sträucher ge- setzt - das Ziel scheint nun in realisierbare Nähe gelangt zu sein. „Grüne Schule" für die Steyrer Jugend Ein Schwerpunktthema ist für mich die Um- weltbildung in den Schulen und Kindergärten. Diese Zusammenarbeit hat das Ziel, den Kin- dern und Schülern aktuelle Umweltbelange, die außerhalb der schulischen Wissensvermittlung liegen, nahe zu bringen. Mit verschiedensten Aktionsprogrammen, angeboten von der Um- weltberatung, wird bei den Jugendlichen das Bewußtsein für die natürliche und geschaffene Umwelt, die Naturkreisläufe sowie die Schön- Mi t Naturerfahrungs- spielen bringt die Umwelt- beratung des Magistrates Kindern ein Grundver- ständnis für die Natur und für ökologische Zusammen- hänge nahe. heit und Schutzbedürftigkeit unserer Erde ge- weckt. In diesem Sinne bot die Schulveranstaltung ,,Umwelt in Bewegung" in der letzten Schul- woche den Kindern Gelegenheit, die Natur „vor der Haustür" zu begreifen - imwahrsten Sinn des Wortes - mit Naturerfahrungsspielen sowie Baum- und Wasserbegegnungen. Die Auswirkungen der eigenen Alltagshandlungen konnten in den Programmen „Meine Jause - ein Kilometerfresser" und „Energierallye" er- lebt werden. Dieses Programm wird ab Herbst unter dem Ti- tel „Die Grüne Schule" weiter angeboten. Auf Wunsch der Schulen führt eine Umweltbera- terin mit einer Schulklasse Naturerfahrungs- stunden im nächstgelegenen Park oder Natur- gelände durch. Weiters werden spielerisch un- ser Ernährungs- und Konsumverhalten durch- leuchtet sowie Handlungsmöglichkeiten aufge- zeigt. Der Kontakt zu den Schulen und Kindergärten wird in den folgenden Aktivitätsbereichen um- gesetzt: Vorträge zu umweltrelevanten Themen, Betreuung von Schulprojekten, Begleitung von Exkursionen, Bereitstellung von Ausstellungen, Organisation von Film- und Theateraufführun- gen und Bereitstellung von zahlreichem Infor- mationsmaterial. Großer Beliebtheit erfreut sich auch der Work- shop für Kindergärtnerinnen „Umwelterzie- hung im Kindergarten". In der Folge wird die- ses Thema durch Elternabende auch in die Fa- milien getragen. 11/ 271

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2