Amtsblatt der Stadt Steyr 1997/6

20 Jahre RHV Steyr und Umgebung er Reinhaltungsverband Steyr und Umgebungfeiert in diesemJahr seinen 20jährigen Bestand und veranstaltete aus die- sem Anlaßam 24. Mai einen „Tag der offenen Tür". Beim offiziellen Festakt gab Stadtrat Ing. Dietmar Spanring als Obmann des RHV einen Rückblick aufdie Entwicklung der 20 Jahre. Die Anlagen des RHVSteyr,für die sich zahlreiche Besucher im Rahmen der Füh- rungen interessierten, zählen zu den modern- sten in Österreich. Die Gründung des Reinhaltungsverbandes Steyr und Umgebung erfolgte im Jahr 1976, wobei sich hier 7Mitgliedsgemeinden - und zwar die Stadt Steyr, die Marktgemeinden Garsten und Sierning sowie die Gemeinden Aschach/Steyr, Behamberg, Dietach und St. Ul- rich - zusammengeschlossen haben. Die Wasserrechtsnovelle 1990 hat dazu beigetra- gen, daß der Verband um zwei Gemeinden nämlich die Marktgemeinde Wolfern und die Gemeinde Haidershofen - erweitert wurde. Zweck des Verbandes ist die Planung, die Er- richtung, die Erhaltung und der Betrieb von überörtlichen Sammelkanälen samt Pumpsta- tionen sowie von Regenbecken; die Errichtung und der Betrieb der Verbandskläranlage sowie der Schlammentwässerungsanlage. Die Kanal- revision und Wartung der Verbandskanäle, aber auch der Ortskanäle sind ebenfalls Aufga- be des RHV, der zur Zeit 33 Mitarbeiter be- schäftigt. Wie Obmann Stadtrat Spanring aus- führte, hat der RHV rund 60 km Kanal mit 14 Pumpstationen, 2 Ennsdüker, 7 Regenüberlauf- becken und ein Regenrückhaltebecken errich- tet. Darüber hinaus erfolgte der Bau der Zen- tralen Kläranlage für 140.000 Einwohnergleich- werte und der erforderlichen Klärschlamm- entwässerungsanlage. Die Herstellungskosten betrugen ca. 900 Mill. S. RHV erhält Umweltschutzpreis des Landes Oberösterreich Zum Aufgabenbereich des RHV zählt auch noch die Führung der Mülldeponie der Stadt Steyr, weil vielfältige technische Wechselbezie- hungen zwischen beiden Anlagen bestehen. Der ausgefaulte Schlamm wird beispielsweise zur Schlammentwässerung gepumpt, stark- entwässert und auf der Deponie gelagert. Das Filtrat- und Deponiesickerwasser wird wieder- um der Kläranlage zugeführt. Außerdem wird seit einigen Jahren das anfallende Deponiegas abgesaugt, zur Kläranlage geleitet und über Gasmotore abgefahren. Eine derart energie- wirtschaftliche Nutzung von Faul- und Deponiegas ist in Österreich einmalig: Über Wärmetauscher erfolgt eine 1000/oige Abdek- 4/ 160 Perspektive vom Hubrettungskorb der freiwilligen Feuerwehr in Richtung Betriebs- und Rechengebäude des RHV. Im Vordergrund das Regenrückhaltebecken; im Bild hinten die Faultiirmc mit zentralem Aufstiegsturm. 1 kung des Wärmeenergiebedarfes der Kläranla- ge, wobei noch 1,5 Mill. kW/h Wärmeenergie jährlich der Firma Sommerhuber in Form von Warmwasser geliefert werden können. Darüber hinaus wird elektrische Überschußenergie in das Netz der OKA eingespeist. Für diese öko- logisch und ökonomisch interessante Lösung erhielt der RHV 1995 den Umweltschutzpreis des Landes OÖ. Kanalbewirtschaftung über mo- dernes Prozeßleitsystem Im Jahr 1991 wurde darüber hinaus die gesam- te Kanalisation hydraulisch nachberechnet und Meßstellen in das Kanalnetz eingebaut. Auf- grund dieser Erkenntnisse wurde unter Einbe- ziehung der aktuellen Flächenwidmungspläne und Bemessungskriterien - entsprechend dem Stand der Technik - ein überarbeitetes, generel- les Projekt erstellt, das auch die Kanalbewirt- schaftung über ein modernes Prozeßleitsystem beinhaltet. Dieses Fernwirksystem wurde erst vor wenigen Monaten in Betrieb genommen, und es können dadurch - nachgewiesenerma- ßen - nicht nur Investitionskosten, sondern auch Betriebskosten gespart werden. Dem RHV Steyr und Umgebung wurde für dieses umfassende Kanalbewirtschaftungssystem, aber auch für das Energienutzungsprogramm im Jahr 1996 der Umweltpreis des Landes NÖ zuerkannt. Erwähnenswert ist auch, daß die geforderten Reinigungsleistungen, entsprechend den Emissions-Richtlinien des Wasserrechtsgeset- zes, bereits heute erreicht werden: So liegen die Reinigungsleistungen beim Abbau des biologi- schen Sauerstoffbedarfes bei rund 98 %, beim Abbau des chemischen Sauerstoffbedarfes bei rund 95 0/o und bei der Stickstoffentfernung bei etwa 80 %. Entsprechende Reinigungsleistun- gen bringen nicht nur einen ökologischen, son- dern vor allem auch einen ökonomischen Vor- teil: Bei der Stickstoffentfernung wird Energie gespart, da in der Denitrifizierungsphase keine Belüftung der Belebungsbecken notwendig ist. ,,Wir glauben daher, zukunftsorientierte Maß- nahmen gesetzt zu haben", so Spanring ab- schließend, ,,die zu entscheidenden Verbesse- rungen der Umweltqualität in unserem Ver- bandsbereich geführt haben. Die Inbetriebnah- me der Kläranlage im Jahr 1985 hat auch dazu beigetragen, daß der Ennsfluß seit Jahren die Gewässer-Güteklasse II erreicht." ste■r

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