Amtsblatt der Stadt Steyr 1997/3
Gesundbleiben weröen Systemi sche Familientherapie anhand eines Beispieles Herr Karl kommt in die Praxis und klagt über Depressionen und Antriebslosigkeit. Er wirkt müde und abgespannt. Karl ist 37 Jahre alt, bis vor einem Jahr verheiratet und jetzt geschie- den. Sein Sohn ist 7Jahre alt. Karl lebt seit ei- nigen Monaten mit Susanne zusammen. Sie ist 33 und ledig. Nach seinen Angaben liebt er sie sehr, während eine Arbeitskollegin von ihm (Petra, 30) schwanger ist. Sein Problem: Er kann sich zwischen diesen beiden Frauen nicht entscheiden. Er will keine verlieren und am liebsten hätte er beide, wobei ihm weder die eine noch die andere mitspielt. Nun hat er Angst, von einer oder gar von beiden verlassen zu werden. Das lähmt ihn gefühlsmäßig. Sein Wunsch an die Therapie lautet: Ich solle ihm zu einer guten Entscheidung verhelfen. Er sagt: „Ich finde meinen Platz nicht, und ich weiß nicht, wo mein zu Hause ist." Die Systemanalyse Als Herr Karl 4Jahre alt war, da kam er regel- mäßig jeden Sommer für 2Monate zu seinen Großeltern aufs Land. Auch während des Jah- res war er fast jedes Wochenende bei den Großel tern, wo er sich sehr wohl gefühlt hat. Der Opa geht mit ihm zu den Tieren in den Stall, läßt ihn beim Figurenschnitzen zuschau- en, und die Oma verwöhnt ihn mit vielen Ge- schichten - sie nimmt sich viel Zeit für ihn. Bald fühlt sich Karl bei seinen Großeltern am Land wohler als bei seinen Eltern in der Stadt. ,,Ich war ein richtiges Schlüsselkind", sagt er. „Wenn ich von der Schule heimkam, dann war niemand da." Die Eltern waren in der Arbeit, und Karl war ein suchendes Einzelkind - hin- und hergerissen zwischen zwei Frauen: der „Treffpunkt der Frau 11 Grünmarkt 1, Tel. 45435 Mi, 2. 4., 9 Uhr: Akademie am Vormittag: Schlafstörungen; Dr.med. H. Pfaffenwimmer, Steyr. -Ab Mi, 2. 4., 19.30 Uhr: Stillvor- bereitung für Schwangere; Christa Reindl, Haidershofen. -Mo, 7. 4., 19.30 Uhr: Natürli- che Familienplanung; Dr.med. E. Nömair, Steyr. -Di, 8. 4., 19.30 Uhr: ,,Wie lebe und er- lebe ich meinen All tag?" R. Steininger, Wol- fern. -Fr, 11. 4., 9 Uhr: Theologie am Vormit- tag: Der Geist weht, wo er will; J. Eisner, Steyr. - 16/80 Verantwortung für die Gesundheit übernehmen Mutter und der Großmutter. Damals holte er sich von jeder, was ihm guttat. Dieses Muster ist geblieben; nur heute funktioniert es mit Su- sanne und Petra nicht mehr. Als er 9Jahre alt war, starb sein Opa und ein Jahr später die Oma. An Begräbnis und Trauer kann er sich nicht mehr erinnern. Er weiß nur mehr, daß er sich ungeheuer verlassen gefühlt hat. Seit dieser Zeit spielen zwei Themen in seinem Leben eine bedeutsame Rolle: Zwischen zwei Frauen zu stehen und die Angst, verlassen zu werden. Als er 16 war, verließ die Mutter die Familie und zog zu einem anderen Mann. Ein Jahr später hatte Karl seinen Mutterersatz gefunden - eine um 20 Jahre ältere Freundin. Es folgte ein halbes Jahr ungestümer Verliebt- heit und schon war er wieder verlassen und al- leine. Eine mögliche Lösung Da das Problem auf der Ebene, wo es gegen- wärtig auftritt, so ohne weiteres nicht zu lösen ist, gehen wir zurück in die Geschichte des Pro- blems. Bald zeigt sich, daß da noch Trauer und Abschiede zu erledigen sind, um das Gefühl, ständig verlassen zu werden, loszuwerden. In Ritualen, Rollenspielen und in Familienauf- stellungen ist das mögl ich. Als Karl von Oma und Opa erzählt, beginnt er seit vielen Jahren wieder einmal zu weinen. Der Verlust war für das Kind, das er einst war, sehr schmerzlich, aber Trauer war ihm aus irgendeinem Grund nicht möglich . Jetzt lösen Trauer und Tränen seine eingefrore- nen Gefühle. Oma und Opa brauchen noch ei- nen guten Platz in seinem Herzen, eine Würdi- gung, einen Dank und die innere Zustimmung zu ihrem Tod. Zu Hause stell t er ein Bild von Sa, 12. 4., 9 Uhr: ForgivenessNergeben; ein hilfreiches Kinesiologie-Tagesseminar aus der Reihe „Three in one concepts"; C. Mairhofer, Steyr; Anmeldung. - Mo, 14. 4., 9 und 14.30 Uhr: Osteoporose- und Wirbelsäulengymna- stik; F. Hundsberger, St. Ulrich; Anmeldung. - Mo, 14. 4., 19.30 Uhr: Der moderne Schön- heitskult; Dr. Silvia Hagleitner, Linz. - Di, 15 . 4., 19.30 Uhr: Frauen: Für Frauen....?Steyrer Literatinnen - vorgestellt von einem Mann: Till Mairhofer und einer Spielgruppe der Landes- musikschule Steyr. - Mi, 16. 4., 9 Uhr: Um- welterziehung, Gespräch mit einer Mitarbeite- rin des Institutes für angew. Umwelterziehung, Steyr. - Fr, 18. 4., 18 Uhr: Selbstbewußt den- seinen Großeltern auf, geht in Gedanken, Bil- dern und Gefühlen auf die Stufe eines 9jähri- gen zurück und schreibt als solcher den beiden noch einen Abschiedsbrief. Auch vor seinen El- tern muß Karl sich noch respektvoll und dank- bar verneigen und sie innerlich um ihren Segen bitten. Solange Tote nicht ihren ehrenvollen Platz im System der Großfamilie haben, kom- men die Nachgeborenen nicht zur Ruhe, und verschleppte Trauer kann zu scheinbar unver- stehbarer Depression führen. In weiteren Therapiestunden wird es notwendig sein, daß Karl seinen guten Platz zwischen Mutter und Oma sucht und findet, sodaß dann in einem weiteren Schritt die jetzt akut gewordene Be- drängnis zwischen Susanne und Petra beleuch- tet und gelöst werden kann. Schlußgedankcn Was gefühlsmäßig nicht sauber erledigt, son- dern unbewußt, aber leichtsinnig verschleppt wurde, das macht durch ständige Wiederho- lung immer wieder auf sich aufmerksam, bis man/frau sich seiner annimmt, andernfalls kann es zu Symptomen, Krankheit und frühzei- tigem Tod führen. Probleme werden oft sehr flach und oberflächlich erlebt und gesehen, sie müssen jedoch in ihrer Tiefendimension gese- hen, beachtet und verstanden werden. Das System menschli - cher Beziehungen ist ständig und unwider- stehlich auf der Suche nach einer Lösung durch Ausgleich. Und diese Kraft wirkt über mehrere Genera tionen. Rupert Walter Federsel ken/Selbstbewußt handeln; Persönlichkeits- training für Frauen; H. Gumpelmayr, Linz; An- meldung. Eckankar-Studiengruppe Steyr: Bis auf weiteres finden in Steyr die Gesprächs- runden nur für Studenten von Eckankar statt. Es besteht auch die Möglichkeit, sich unter der Tel.-/Fax-Nummer 07252/48145 über die uralte Weisheit von Eckankar und sämtliche Veranstaltungen in Öster- reich zu informieren. ste■r
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