Amtsblatt der Stadt Steyr 1997/2

Gesundbleiben weraen Verantwortung für die Gesundheit übernehmen Warum wirkt Psychotherapie? Eine Alltagsgeschichte: Ein junger Mann erlebt eine Sinnkrise. Verstört und deprimiert zieht er sich mehr und mehr in sich zurück. Es fäll t ihm immer schwerer, sich zu irgendetwas auf- zuraffen. Gute Ratschläge empfindet er zuneh- mend als Bedrohung. Er denkt sich Geschich- ten aus, in denen er sein Schicksal gestaltet. Den Bezug zur Realität verliert er immer mehr. Schließlich verzweifelt er. Dieser junge Mann könnte unser Nachbar sein. Sein Schicksal ist das des Anton Reiser, einer literarischen Figur aus einem autobiographischen Roman des spä- ten 18. Jahrhunderts, verfaßt von Karl Philipp Moritz, einem Zeitgenossen Goethes. Intuitiv zeigt der Autor hundert Jahre vor Sigmund Freud , was dem vom Schicksal gebeu- telten jungen Mann aus seinem Zustand der Verzweiflung heraushelfen kann , bevor „er sich selbst ganz weggeworfen" hätte und „in Schmach versunken" wäre. Erst unser Jahrhundert entwickelt die wissen- schaftlich fundierten Methoden der Psychothe- rapie, wodurch das Angebot einer professionel- len Hilfe möglich wird. Auch Anton Reiser fin- det wieder Sinn und Richtung in seinem Le- ben, und zwar durch eine psychotherapeutisch wirksame Gesprächshaltung, mit der ihm sein Gegenüber, Prä lat Günther, begegnet, der „den Mut des Zerschlagenen wieder aufrichtet", „den völlig Gesunkenen vor der Verzweiflung rettet". ,,Von dieser Behandlung beinahe zu Tränen gerührt, eilte Reise r fort und glaubte zu träumen ..." Wir alle wünschen uns, auf eine tiefe Art ver- standen zu werden , sodaß wir in unserer Per- festgelegt, wei l das Virologische Institut der Universität Wien einen solchen fü r entbehrl ich hält. Im Sinne einer bürgernahen Verwaltung wird die FSME-Prophylaxe ganzjährig angebo- ten. Da der Impfschutz möglichst schon am Be- ginn der saisonalen Zeckenaktivität bestehen soll, wird empfohlen, die 1. und 2. Teilimpfung in der ka lten Jahreszeit durchzuführen . Die Kosten für die Impfung können - wie im Vorjahr - direkt bei der Fachabteilung für Gesundheitsangelegenheiten eingezahlt wer- den. Für nähere Auskünfte steht die FA für Gesundheitsangelegenheiten unter der Tel. Nr. 575-355 oder 356 Durchwahl während der Dienstzeiten zur Verfügung. Amtsblatt der Stadt Steyr sönlichkeit wachsen und reifen können. Manchmal begegnen uns Menschen, die uns dabei helfen, weil sie uns lieben. Oft jedoch ge- hen wir -gewollt oder ungewollt -Wege im Le- ben, die uns von uns selbst und von anderen wegführen und uns schließlich sogar krank ma- chen. ,,Was kränkt, macht krank", heißt es so treffend. Das ist der Punkt, an dem die Psycho- therapie ihre Hilfe anbieten kann. Der Prälat nimmt sich selbst aus der Gesprächssituation heraus, um ausschließlich die Lebensgeschichte des Anton Reiser zu ver- stehen. Dadurch erst fühlt sich sein Gesprächs- partner auf eine tiefe Weise ernst genommen und ermutigt, aus eigener Kraft neue Perspekti- ven zu gewinnen . Einfühlsam begleitet , ent- deckt er, daß es Alternativen gibt. Genauso ist ein Psychotherapeut immer Anwalt der Not des Patienten. Er stellt sich in seinen Dienst. Erwin Ringel hat das die „absolute Gleichberechtigung zwischen Therapeut und Patient" genannt. Der Therapeut begleitet sei- nen Klienten so lange, bis beide dessen seeli- sche Leidensdynamik verstehen, den Kern des- sen finden, was das Problem ausmacht, sodaß das „weite Land der Seele" kein neues - oft ge- nug körperliches - Symptom mehr erfinden muß, um auf deren Not hinzuweisen . Erst dann ist der Damm gebrochen, der nunmehr ein Ausschöpfen der eigenen Möglichkeiten nicht mehr behindern kann. Psychotherapie ist immer ein Prozeß und zielt auf keinen Endzustand . Neben dem Zeitfaktor wirkt daher auch der Spielraum, den die heuti- ge Methodenvielfalt innerhalb der Psychothera- Programmkino Steyr Volksstraße 5, Tel. 53264 Di, 25. 2. ,, Eine Couch in New York" Eine hochkarätige Besetzung in einer maßvol- len „Psycho-Komödie": Juliette Binoche, William Hurt, Stephanie Buttle. Über 14 Jahre (S 70.- ). 20.15 Uhr Di, 4. 3., und Di, 11. 3. ..Georg ia" Die schwierige und beinahe zerbrechliche Be- ziehung zwischen Schwestern. Mit Jennifer pie ermöglicht. Viele Therapeuten der heutigen Generation stellen sich diesem Methoden- pluralismus und weisen Ausbildungen in meh- reren Therapierichtungen auf, was die Wirk- samkeit therapeutischen Handelns erhöht, ganz im Sinne des umgangssprachlichen „dop- pelt hält besser". Was also hilft, was wirkt, wenn man in seeli- sche Not gerät, die einem Freiraum nimmt? Zentrale therapeutische Wirkgrößen sind Ernstnehmen und Akzeptanz, ein einfühlendes Verstehen und Deuten der seelischen Not, die absolute Gleichberechtigung in der Beziehung zwischen Klient und Therapeut, Ermutigung und Begleitung des Weges, den der Klient aus eigener -wiedergefundener - Kraft einschlägt, sowie letztlich das Vertrauen, das dadurch ent- steht. Der Therapeut bringt dafür seine gesam- te psychodynamische Kompetenz sowie absolu- te Verschwiegenheit ein. Anton Reiser war auf eine zufällige Begegnung angewiesen, die natürlich keine tiefere und dauerhafte Verbesserung seines Zustandes be- wirken konnte. Heute können wir den Schutz eines sinnvollen psychosozialen Versorgungs- netzes in Anspruch nehmen . Im Raum Steyr ist die psychotherapeutische Versorgung ein we- sentliches Anliegen - nicht nur der Therapeu- ten selbst , sondern auch der Ärzteschaft w1d al- ler im Bereich der psychosozialen Einrichtungen engagierten Personen und Institutionen. An einer wei- teren Vernetzung wird ge- arbeitet. Psychotherapie bietet letztlich die Chan- ce, Lebenskrisenfür neue Entwicklungsmö- glichkeiten zu nützen. M.Mag. Beate Rodlauer-Aigner Jason Leigh und Mare Winningham. Über 14 Jahre (S 70.- ). Jeweils 20.15 Uhr Ordination Dr. med. Manfred Rausch Wir sind übersiedelt: von Sebekstraße 14 nach Sebekstraße 3 27/ 55

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