Amtsblatt der Stadt Steyr 1997/2

Franz Schubert und Steyr teyr gehört zu jenen Städten in Öster- reich, die Franz Schubert in seinem kur- zen, aber unsteten Leben mehrmals besucht hat. Die ersten Verbindungen Schuberts zur Ei- senstadt Steyr reichten in die Zeit vor 1813 zurück , wo er den gebürtigen Steyrer Albert Stadler (1794 bis 1884) in Wien kennenlernte. Stadler schrieb später das Libretto für Schu- berts „Fernando". Im Jahre 1814 begann die langjährige Freund- schaft des Liederfürsten mit dem Steyrer Dich- ter Johann Mayrhofer (1787 bis 1836). In der Wipplingerstraße zu Wien hatten beide fünf Jahre hindurch ein gemeinsames Logis. Mayr- hofers Gedichte waren es auch, die Schubert zu vielen herrlichen Liedern anregten. Die bedeu- tendste Verbindung nahm imJahre 1817 ihren Anfang, als Schubert den aus Steyr stammen- den Hofopernsänger Johann Michael Yogi (1768 bis 1840) kennenlernte. Persönliche Be- kanntschaft und viele Begegnungen hatte Franz Schubert auch mit dem aus Steyr stammenden Linzer Stadtarzt Adam Haller. Ein Steyrer singt erstmal s Schubert-Li eder Über die erste Zusammenkunft Schuberts mit dem „Hofoperisten" Yogi in Wien, die Franz von Schober vermittelt hatte, schreibt Josef Spann in seinen Aufzeichnungen: ,,Schubert, der seine Lieder immer selbst singen mußte, äußerte nun oft großes Verlangen, einen Sän- ger für seine Lieder zu finden, und sein alter Wunsch, den Hofopernsänger Yogi kennenzu- lernen, wurde immer lebhafter. - In unserem Kreise wurde nun beschlossen, Yogi müsse für die Schubert'schen Lieder gewonnen werden. Die Aufgabe war eine schwierige, da Yogi schwer zugänglich war!" Doch nach einer an- fänglichen Ablehnung war Yogi doch für die Werke von Franz Schubert zu begeistern. Johann Michael Yogi war es auch, der im Jahre 1819 Franz Schubert in seine Heimatstadt Steyr einlud. Die Eisenstadt litt noch an den Folgen der Franzosenkriege, die die Wirtschaft stark beeinträchtigt hatten. Der Stadtgemeinde bereitete die Bestreitung der Pflichtausgaben große Schwierigkeiten. Oftmalige Überschwem- mungen und Großbrände verschlimmerten die finanzielle Lage. Doch die Steyrer ließen sich von diesen Unannehmlichkeiten nicht unter- kriegen. Ausdauernder Fleiß schuf einen neu- en, wenn auch nicht üppigen Wohlstand, der sich auch auf die kulturellen Aktivitäten för- dernd auswirkte. Vor allem die Pflege der Mu- sik im privaten Bereich, die Darbietungen der Amtsblatt der Stadt Steyr Bürger-Korps-Kapelle und die Opernauffüh- rungen im Theater in der Berggasse waren be- merkenswert. Schubert ist Gast bei Steyrer Bürgerfami lien Franz Schubert wohnte bei seinem ersten Steyrer Besuch 1819 im Hause des Berg- gerichtsadvokaten Dr. Albert Seheilmann (heu- te Stadtplatz Nr. 34) und war während seines Aufenthaltes mehrmals Gast beim Eisenhänd- ler Josef von Koller (heute Stadtplatz Nr. 11 ). Bei diesem Besuch bemerkte Schubert: ,,Die Gegend um Steyr ist über allen Begriff schön! - In Steyr hab' ich mich und werd' ich mich noch sehr gut unterhalten!" Wie bei den genannten Steyrer Bürgerfamilien kam es auch bei Silve- ster Paumgartner (Stadtplatz Nr. 16) und Jo- hann von Dornfel~ (Dukartstraße Nr. 1) zu re- gelmäßigen musikalischen Zusammenkünften. Über den ersten Schubertbesuch in Steyr schreibt Albert Stadler: .,Im Jahre 1819 machte Schubert mit Yogi den ersten Ausflug nach Oberösterreich und verweilte längere Zeit in Steyr, wo ich (Stadler) damals Konzeptsprakti- kant beim Kreisamte war. Er (Yogi) wohnte bei Paumgartner. Während dieses Aufenthal- tes schrieb er (Schubert) eine Sonate für Fräu- lein Josefine von Koll er (später verehelichte Krakowizer zu Wels). Yogi hat diese Sonate, wie mir Josef von Koller, Vater dieser sehr mu- sikalischen Dame, mitteilte, bei einem späteren Besuch in Steyr mit sich nach Wien genom- men!" Das „Forellen-Quintett" ist nach diesem Steyrer Aufenthalt entstanden. Der schon ge- nannte Albert Stadler berichtet: ,.Schuberts Q!iintour für Pianoforte, Violine, Viola, Cello und Contrabaß mit den Variationen über seine „Forelle" ist Ihnen wahrscheinlich bekannt. Er schrieb es auf besonderes Ersuchen meines Freundes Silvester Paumgartner, der über das köstliche Liedchen ganz entzückt war. Das Q!iintour hatte nach seinem Wunsche die Glie- derung und Instrumentierung des damals noch neuen Hummel'schen Q!iintettes, Rekte Septuors, zu erhalten. Schubert war damit bald fertig, die Sparte behielt er selbst. Ich besorgte die Auflagstimmen und schickte sie an Paum- gartner nach Steyr." In das Stammbuch von Katharina Stadler schrieb Schubert am 14. September 1819: ,,Ge- nieße stets der Gegenwart mit Klugheit, so wird Dir die Vergangenheit eine schöne Erinne- rung und die Zukunft kein Schreckbild sein!" Im September 1822 teilte Schubert Spann mit, daß er mit Yogi wiederum eine Reise nach Steyr plane. Im Sommer 1823 wohnte Schubert wiederum bei Seheilmann. Die Anwesenheit dauerte bis Mitte September. Vom 29. Mai bis Ende September 1825 besuch- te Schubert neuerlich seine Steyrer Freunde und wohnte diesmal bei der Familie Paum- gartner. Dieser Aufenthalt war durch Ausflüge nach Gmunden, Linz, Steyregg, St. Florian und Kremsmünster unterbrochen. In Steyr trennten sich Schubert und Yogi. Der „Hofoperist" reiste mit dem Grafen Hangwitz nach Italien. Der Liederfürst kehrte über Linz nach Wien zu- rück. Schubert-Tradition wird in Steyr hochgeha lten Nicht nur durch die Darbietungen der Steyrer Musikschaffenden und Gesangvereine wird die Schubert-Tradition hochgehalten. Am Geburts- haus des ersten Schubertsängers Johann Mi- chael Yogi an der Haratzmüllerstraße ließ der Männergesangverein „Kränzchen" 1914 eine Gedenktafel anbringen. Im Schubertjahr 1928 stiftete die Stadt die Michael-Yogi-Plakette und benannte eine Straße auf der Ennsleite nach dem Schubertfreund. Der Männergesangverein „Steyrer Liedertafel" feierte am 27. und 28. September 1890 sein 40jähriges Bestandsjubiläum. Aus diesem An- laß wurde am ehemaligen Paumgartner-Haus (Stadtplatz 16) ein von Viktor Tilgner geschaf- fenes Relief Schuberts mit der Erinnerung an seine Besuche in Steyr enthüllt. Veranstaltungsprogramm mit Kompositionen von Franz Schubert : Dienstag, 25. Februar, 19.30 Uhr, Altes Theater Steyr: Kammermusikabend mit Elisabeth Ragl Dienstag, 4. März, 19.30 Uhr, Altes Thea- ter Steyr: Mozarteum-Quartett Freitag, 9. Mai, 19.30 Uhr, Stadttheater Steyr: Orchesterkonzert Freitag, 23. Mai, 19.30 Uhr, Altes Theater Steyr: Kammermusikabend mit Fekry Osman Samstag, 21. Juni, 19.30 Uhr, Marienkir- che: Konzert der Gesellschaft der Musik- freunde Samstag, 22. November, 19.30 Uhr, Pfarr- kirche Ennsleite: Konzert der Gesell- schaft der Musikfreunde 15/ 43

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