Amtsblatt der Stadt Steyr 1996/11

B & Frau Vizebürgermeister Friederike Mach (SP) ist im Steyrer Stadtsenat für die Seniorenbetreuung, die Kindergärten, so- ziale Angelegenheiten sowie für das Gesundheits- und Rettungswesen zustän- dig. Im folgenden Beitrag berichtet sie über das Projekt „Streetwork" in St(!yr: 1 er Verein „1.S.l." (Initiativen für sozia- - le Integration), der sich unter anderem mit der Aus- und Weiterbildung von Street- workern beschäftigt und schon seit 15 Jahren in Linz Streetwork betreibt, wurde seitens des Landes beauftragt, in Oberösterreich bis zu 10 Projektstellen mit Streetwork-Einrichtungen aufzubauen. Aufgrund der steigenden Zahl von Jugendlichen in unserer Stadt, die sich mit Ver- haltensstörungen sowie Gewalt- und Zerstörungs- bereitschaft bemerkbar machen, wurde uns hier vom Land Priorität zuerkannt. Seit 15. Oktober arbeiten in Steyr zwei Streetworker: Christof Hinterplattner (21) und Martin Teufel (25) - bei- de haben bereits Erfahrung in der Jugendarbeit - sind im ehemaligen Jugendzentrum Resthof un- tergebracht (Siemensstraße 15, Tel. 62619). Die Pfarre Resthof stellt in dankenswerter Weise die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung, die Betriebskosten werden von der Stadt be- zahlt. Die Gesamtkosten für dieses Projekt in Steyr V • b.. Frau . t 1ze urgerme1s er Friederil<e Mach betragen jährlich 1,334 Millionen Schilling, die von Stadt und Land gemeinsam aufgebracht werden. Ich bin froh, daß es mit Unterstützung des Landes gelungen ist, einen weiteren, wich- tigen Schritt in der Jugend-Sozialarbeit zu ver- wirklichen, für den ich mich persönlich sehr stark eingesetzt habe. Als Sozialreferentin ist es mir ein großes Anliegen, daß wir uns dieser schwieri~en Aufgabe stellen und uns mit den Problemen der Jugend auseinandersetzen, denn auch in Steyr ist es notwendig, in diesem Be- reich tätig zu werden. Um den Trend, der mo- mentan feststellbar ist, zu stoppen, brauchen wir gut ausgebildete Sozialarbeiter, die es ver- stehen, den Kontakt zu den jungen Menschen aufzubauen, um ihnen zu helfen. Überwa- chung, Kontrolle oder Ausgrenzung der auffäl- ligen Jugendlichen sind dafür nicht die richti- gen Mittel. In Oberösterreich sind bereits 20 Streetworker im Einsatz. Ich meine, diese Zahl beweist, wie wichtig es ist, die Probleme der Ju- gend ernst zu nehmen. Streetwork i;t eine Methode der aufsuchenden bzw. nachgehenden Sozialarbeit - das heißt, die Hilfe zur Problembewältigung geht nicht vom Schreibtisch aus, sondern die Zielgruppe wird in ihrer direkten Lebenswelt aufgesucht. Dieses Angebot gilt in erster Linie für Jugendliche, die herkömmliche Einrichtungen nicht in Anspruch nehmen bzw. nehmen können. Die Streetworker suchen den Kontakt zu den Jugendlichen, versuchen ihr Vertrauen zu ge- winnen und gehen im persönlichen Gespräch auf die Probleme des einzelnen ein. So wird der Streetworker zum Partner für die Jugend - und zwar in allen Lebensfragen, wie Schule, Beruf, Schwierigkeiten mit Eltern usw. Sie ver- treten auch die Anliegen der Jugendlichen nach außen und versuchen, Freizeitaktivitäten anzu- bieten. Damit der Kontakt überhaupt zustande- kommt, arbeiten die Streetworker nach den . Prinzipien der Anonymität, Freiwilligkeit und Parteilichkeit; außerdem ist der einfache Zu- gang zum Angebot des Streetworkers immens wichtig, weil damit eine gewisse „Schwellen- angst" von vornherein ausgeschlossen wird. Voraussetzung für die Arbeit der Streetworker ist auch, daß sie die Jugendlichen als Persön- lichkeiten ernst nehmen, und zwar ohne Vorur- teile aufgrund von Aussehen, Sozialstatus oder Weltanschauung. Christof Hinterplattner und Martin Teufel haben mir bei unserem ersten Gespräch gesagt, daß sie auch eng mit anderen sozialen Institutionen, wie z.B. Drogen- bzw. Bewährungshilfe, Arbeitsamt etc., zusammenar- beiten wollen. Ein Teil ihrer Arbeit werden auch Vorträge und Referate in Schulen und bei Veranstaltungen sein. Mit der Einstellung der Streetworker haben wir auch einem Wunsch unserer Jugend entspro- chen: Der Steyrer Jugend-Gemeinderat hat im vergangenen Jahr einen Beschluß gefaßt, worin er das Projekt „Streetwork" für die Stadt gefor- dert hatte. Abschließend möchte ich Sie noch einladen zum „Tag der offenen Tür" in der Steyrer Streetwork-Anlaufstelle (Siemensstraße 15): Im Bild (v.l.n.r.): Streetworker Christof Hinterplattner, Frau Vizebürgermeister Friederike Mach, Streetworker Martin Teufel Am 5. Dezember können Sie ab 14 Uhr die Räumlichkeiten besichtigen, in denen die Streetworker unter anderem tätig sind; um 15.30 Uhr wird die Projektstelle Steyr offiziell eröffnet. Ich hoffe, daß es durch den Einsatz der Streetworker gelingt, Brücken des gegensei- tigen Verständnisses zwischen den Jugendli- chen und der Erwachsenenwelt zu schlagen, um Feindbilder und Vorurteile abzubauen. Ich bin überzeugt, daß sich diese Arbeit positiv auf das in Steyr vorhandene Problem im Jugend- bereich auswirken wird. und Hans-Jörg Achleitner, Streetwork-Koordinator vom Verein „I.S.I.". Amtsblatt der Stadt Steyr 9/ 321

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