Amtsblatt der Stadt Steyr 1996/11

„Sondermüll Mensch" Thema Aids im Museum Arbeitswelt kritisch beleuchtet uf großes Interesse stößt die Ausstel- lung „Sondermüll Mensch" im Museum Arbeitswelt. Schulklassen und Besucher aus ganz Österreich kommen derzeit nach Steyr, um sich der Auseinandersetzung mit dem The- ma Aids zu stellen. Das Museum leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung. Im- merhin sind seit 1983 allein in Österreich 1081 Menschen an Aids gestorben und 1609 Men- schen an Immunschwäche erkrankt. Die mei- sten davon sind jünger als vierzig Jahre. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der HIV-Infizierten auf 15 Millionen - Tendenz rapid steigend. Das Thema Aids in der Öffentlichkeit zu prä- sentieren, spießt sich nach wie vor. Wer redet schon gern in aller Offenheit über Sexual- praktiken zur Vermeidung des Ansteckungs- risikos. Die Angst vor einer Ansteckung durch den bloßen Umgang mit Betroffenen steckt tief, wenngleich sie völlig unbegründet ist. Die ge- meinsam von der Aids-Hilfe Oberösterreich und dem Museumsteam gestaltete Ausstellung bietet nicht nur viele wertvolle Informationen. Sie weist vor allem den Weg zur Anteilnahme am Schicksal der Erkrankten, und sie rüttelt wach. Aids kann nämlich jeden betreffen - die in der Gesellschaft nach wie vor geächteten Homosexuellen, Prostituierten und Drogenab- hängigen ebenso wie den gutbürgerlichen Fa- milienvater oder die Kinder. Beiträge namhafter Künstler werten die Aus- stellung zusätzlich auf: So läßt etwa der Linzer Autor Kurt Mittendorfer das Wasserrad des Museums eine unendliche Geschichte schau- feln, und der Steyrer Bildhauer Johannes An- gerbauer verweist in Wandobjekten auf die dis- kriminierende und doppelbödige Behandlung der Aids-Problematik. ,,In diesem Umfang ist es die einzige Ausstellung in ganz Europa", be- tont Museumschefin Mag. Gabriele Heger. Sie Amtsblatt der Stadt Steyr freut sich natürlich über das große Echo an der in eine breite Veranstaltungsreihe eingebetteten Schau. Der Aufwand war beträchtlich - er macht sich allerdings auch bezahlt. Dank Un- terstützung von Bund und Land können die Kosten (rund eine dreiviertel Million Schilling) abgedeckt werden. ,,Wir hoffen", sagt Heger, „daß etwas übrigbleibt". Das käme dann der Aids-Hilfe zugute. 40.000 Interessierte jährlich Mit Ausstellungen und rund 150 zusätzlichen Einzelveranstaltungen erreicht das Museum Arbeitswelt jährlich an die 40.000 Interessierte. Als außerschulischer Lernort vom Unterrichts- Die Ausstellung zum Thema Aids "Sondermüll Mensch" ist noch bis 30. November im Museum Arbeitswelt zu sehen. ministerium besonders gefördert, spricht es vor allem Jugendliche an. Das Museum steht in en- gem Kontakt mit allen 7000 Schulen in Öster- reich. Viele Schulen, wie das BG 23 in Wien, kommen jedes Jahr. Wesentlichen Anteil an der großen Akzeptanz hat die Museumspädagogische Abteilung. Mit drei Mitarbeitern ist sie die größte in ganz Österreich. Mag. Christa Nowshad, Mag. Chri- stian Eder und Werner Freihofner betreuen die Besucher in je nach Altersgruppe erstellten Programmen; sogar für Kindergartenkinder gibt es ein eigenes. ,,Ri-ra-rutsch" wurde von Schülerinnen der Steyrer Bundesanstalt für Kindergartenpädagogik mitgestaltet und be- währt sich bestens. Das Museum ist deshalb ein Ort des gemeinsamen Erlebens, des Findens neuer Zusammenhänge und der Krea- tivität. Zu schätzen wissen dies die jungen Gä- ste, wie das positive Echo beweist. Die vielfälti- gen Aktivitäten schlagen sich auch in interna- tionaler Anerkennung nieder. Das Museum Ar- beitswelt wurde heuer (neben dem Museum für Angewandte Kunst in Wien als einziges aus Österreich) beim Museums Award als eines der fünfzig besten Häuser Europas bewertet. Eine Würdigung, die der Vorreiterrolle entspricht, die das Museum spielt; und dem Ambiente, das immer wieder begeistert. Die Österr. Gesell- schaft für Labormedizin hält auch heuer ihre Messetagung im Museum ab (4. bis 7. Dezem- ber, Schwerpunkt Aids). Höchst begeistert äu- ßerten sich auch die achtzig Teilnehmer aus al- ler Welt, die Ende Oktober bei einem vom Technologiezentrum Steyr organisierten Sym- posium zwei Tage lang im Museum über neue- ste Software-Programme für Auto-Teststände referierten. Daß das Museum Arbeitswelt seit 1987 ausge- glichen wirtschaftet und eine Eigendeckung von zwanzig Prozent erreicht, daß sich das Land in seinen Prüfberichten sehr positiv über die Verwaltung des 11Millionen Schilling- Budgets äußert, rundet die Erfolgsbilanz des für Steyr so bedeutenden Hauses im Wehr- graben ab. Leo Himmelbauer 21/333

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2