Amtsblatt der Stadt Steyr 1996/8
Genossenschaft für Arbeit Die hohe Arbeitslosigkeit im Großraum Steyr motivierte 1993 Unternehmen der Region zur Gründung der „Offenen Arbeitsstiftung Steyr" als Verein zur Aus- und Weiterbildung von Ar- beitnehmern. Das Modell bewährt sich, denn von 358 Personen, die in der Arbeitsstiftung betreut wurden, haben 200 einen Job bekom- men und 158 sind noch in aktiver Stiftungs- betreuung. Seit dem 3jährigen Bestehen der „Offenen Arbeitsstiftung Steyr" schließen immer mehr Teilnehmerinnen ihr Q!ialifizierungsprogramm ab, um sich wieder auf dem Arbeitsmarkt zu plazieren. Der Vorstand der „Offenen Arbeits- stiftung Steyr" installierte unter Mitwirkung von Vertretern der Mitgliedsunternehmen und der Betriebsratskörperschaften ein weiteres In- strument zur Selbsthilfe für Stiftungsteilneh- mer, die „Genossenschaft für Arbeit" - ein von betroffenen Personen selbst organisiertes ,,Personalleasingunternehmen", das die Ar- beitskraft jedes Einzelnen professionell vermit- telt und verkauft. Die Gründungsversammlung der Genossenschaft fand am 19. Juli statt. Die Mitglieder des Vorstandes der Genossenschaft sind: Vorstand: Vorsitzender: Dr. Franz Hubmer; Stellvertreter: Mag. Karl Koppensteiner, Jo- sef Brandstötter, Herbert Pühringer; Ge- schäftsführer: Dipl.soz. Herbert Köfler. Aufsichtsrat: Dr. Karl Birngruber, Gerhard Bremm, Walter Gabath, Wolfgang Martschin, Ernst Seid[, Leopold Tatzreiter. Jedes Mitgliedsunternehmen der „Offenen Arbeitsstiftung Steyr" ist durch einen Vertreter in den Organen der Genossenschaft (Aufsichts- ratNorstand) präsent. Es sind sowohl Arbeit- nehmer- als auch Arbeitgebervertreter in den Gremien in Funktion. Diese Einrichtung ist deshalb notwendig, weil sich die Situation am Arbeitsmarkt immer wieder verengt, und an- statt „Regeldienstverhältnissen mit Unterneh- men" werden immer häufiger Arbeitskräfte über Leasingfirmen von Unternehmen zuge- kauft, die unter Umständen zu einem späteren Zeitpunkt (anstatt der Probezeit) in Arbeits- bzw. Dienstverhältnisse mit Unternehmen tre- ten. Die „Genossenschaft für Arbeit" als Selbst- organisations- undMitbeteiligungsmodell von Arbeitnehmern versucht, eine solche Strategie gegen die Leasing-Entwicklung inso- fern zu stellen, als sie aufgrund der Profit- einsparung Zweiter (gewerbliche Personalüber- lasser) für gleiche Arbeit gleichen Lohn bezahlt (aber Kollektivvertrag plus 20 O/o Aufschlag); Amtsblatt de r Stadt Steyr Stadtentwicklungskonzept wird mit Bevölkerung diskutiert Das von Prof. Dr. Breitling erstellte Stadtentwicklungskonzept wird vor der end- gültigen Beschlußfassung durch den Ge- meinderat in Stadtteilgesprächen mit der Be- völkerung diskutiert. Begründete Anregun- gen und Einwendungen können in der Endfassung des Entwicklungskonzeptes noch berücksichtigt werden. Vom 2. bis 6. September wird das Stadt- entwicklungskonzept im Festsaal des Rat- hauses (1. Stock, ennsseitig) eine Woche lang ausgestellt. Fachbeamte des Magistrates stehen am Mo, Di und Do von 9 bis 18 Uhr und am Mi und Fr von 9 bis 13 Uhr für nä- here Auskünfte zur Verfügung. Dann finden vom 9. bis 19. September fünf Stadtteilgespräche statt, in denen Prof. Breitling mit der Bevölkerung die Inhalte und Auswirkungen des Stadtentwicklungs- konzeptes diskutiert. Die Stadtteilgesprächefinden jeweils von 19 bis 21 Uhr statt. soziale Absicherung über Weiterbildung wäh- rend der „arbeitslosen Zeit" anbietet (Stehzeit); und die Arbeits- bzw. Dienstverhältnisse zwi- schen Leiharbeiter/Genossenschafter und der „Genossenschaft für Arbeit" in Form eines Regeldienstverhältnisses organisiert. Die Ar- beitskräfte der Genossenschaft sind Miteigen- tümer und können über die Aufteilung des Genossenschaftsertrages, in Form von Lei- stungsprämien, selbst bestimmen, jedoch müs- sen ca. 50 Prozent in den Q!ialifizierungsfonds der Genossenschaft einbezahlt werden, um die Aus- und Weiterbi ldung finanzieren zu können, welche einzelne Kollegen/Genossen benötigen. Wichtig ist, daß mit diesem „Selbsthilfe- instrument der Genossenschaft" zum einen kei- ner am „Leid" der einzelnen Arbeitskräfte ver- dienen kann und zum anderen ein unterstüt- zendes Instrument für die regionale Wirtschaft und Unternehmen in einem immer radikaleren Wettbewerb geschaffen wird. Die „Genossenschaft für Arbeit" wird Personen ab Facharbeiterniveau zur Überlassung einset- zen, wobei all jene Personen, die in die Genos- senschaft eintreten wollen, entweder ehemalige Arbeitnehmer der Mitgliedsunternehmen der „Offenen Arbeitsstiftung Steyr" bzw. auf der aktiven Jobsuche im Rahmen der Arbeits- stiftung Steyr sein müssen. Diese Personen- gruppe kann, nachdem sie Genossenschaftsan- teile erworben hat, die Leistungen dieser in Anspruch nehmen. Weiters sollen auch Unter- 9. September: Jugendherberge Hafnerstraße Für die Bereiche Ennsleite, Ennsdorf, Jäger- berg, Neuschönau und Waldrandsiedlung 10. September: Mehrzwecksaal Münichholz Für die Bereiche Münichholz, Hinterberg, Hammergrund und Fischhub 11. September: Casino Steyr Für die Bereiche Innere Stadt, Pyrach, Reichenschwall, Christkindl und Schlühslmayrsiedlung 18. September: Mehrzwecksaal Wehrgraben Für die Bereiche Steyrdorf, Wehrgraben, Gründberg und Aichet 19. September: Jugend- u. Kulturzentrum Tabor Für die Bereiche Tabor, Resthof, Stein, Gleink, Schlüsselhof und Winkling nehmen, die Personal aus der Genossenschaft herauskaufen, Genossenschaftsanteile halten. Haften wird aufgrund der Genossenschafts- rechtsform jeder Genossenschafter nur mit der doppelten Höhe der Genossenschaftseinlage (10.000 S), welche in Raten von der einbehalte- nen Leistungsprämie im Zeitraum von 6Mona- ten bezahlt wird. Die „Genossenschaft für Ar- beit" wird ohne öffentliche Förderungen bzw. Subventionen ins Leben gerufen und soll im 1. Jahr 15 Personen, im 2. Jahr 30 Personen und im 3. Jahr 60 Personen die Möglichkeit bieten, sich selbst mit ihrer Arbeitsleistung, ohne Pro- fite Zweiter, zu vermarkten. Dieses Instrument der „Genossenschaft für Ar- beit'' soll regional in Steyr tätig werden und kann durch den hohen Q_ualifizierungsstandard und durch die aus dem Modell der Mitarbeiterbeteiligung resultierende erhöhte Identifikation/Motivation noch mehr an Ar- beitsleistung und Know-how in Unternehmen einbringen. Damit erhöht sich die Produktivität und wird ein Beitrag zur wirtschaftlichen Wett- bewerbsfähigkeit geleistet. Die Genossenschaft wird als Übergangslösung gesehen und nicht als eine Institution, die die in Österreich übli- chen „Regeldienstverhältnisse mit Unternehen" ersetzt, sondern auf einen wirtschaftlichen Trend ergänzend wirkt und von Wirtschaft bzw. Arbeitgebern als Transferplattform in ein ,,Dauerdienstverhältnis" mit Unternehmen ver- standen wird. 5/209
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