Amtsblatt der Stadt Steyr 1995/9
Liebe Steyre rinnen und Steyrer, da Finanzstadtrat Dkfm. Mag. Zag/er sein Mandat aus beruflichen Gründen zurückgelegt hat, werde ich in Zusam- menarbeit mit den im Gemeinderat vertretenen Parteien den Haushaltsvor- anschlag 1996 erstellen. Eines ist schon jetzt klar - und da weijs ich mich auch in Übereinstimmung mit den anderen Fraktionen-, daß der Ausgabenrahmen des ordentlichen Haushaltes im kom- mendenJahr nicht größer sein daifals heuer. Der schon im V01jahr eingeschla- gene Sparkurs wird konsequent weiterge- führt. Alle Projekte des außerordentli- chen Haushaltes sind aufihre Finanzierbarkeit zu prüfen. Das heijst, wieviel Geld bleibt uns nach Abzug der Ausgabenfür Tilgung und Verzinsung für bisher aufgenommene Darlehen. Das ist sehr wenig und reicht bei weitem nichtfür die Finanzierung aller dringen- den Vorhaben. Daher müssen wir zusätzliche Verschuldung in Kauf nehmen. Welche Projekte nun tatsäch- lich als unaufschiebbar und mit Darle- henfinanziert werden, darüber werden wir eingehend beraten. Es können meiner Ansicht nach nur Projekte in Angriffgenommen werden, für deren Realisierung es eine breite Zustimmung im Gemeinderat gibt. Es geht ja weniger um die Entscheidung, ob ein Projekt jetzt uder ~päter - wenn wir ·vielleicht wieder mehr Geld haben - realisiert wird, es geht darum, daß wir unwieder- bringliche Chancen vertun, wenn wir nichtjetzt zugreifen und uns deshalb mit schmerzlicher Neuverschuldung aijin- den müssen. Beispiele: die Fachhoch- schule, die Nordspange, das Industrie- forum im ehemaligen Reithojferwerk, die BahnhofÜberbauung. Wir haben gegen stärkste Konkurrenz Steyr als Standortfür eine Fachhoch- schule durchgesetzt und müssen alle ürgermeisters damit verbundenen Millionenausgaben in Kaufnehmen. Die Option Fachhoch- schulefür Steyr gibt es nurjetzt. Mit einer Ablehnung hätten wir den An- schluß verpaßt wie vor hundert j ahren, als unsere Voifahren glaubten, sie brauchen keinen Anschluß an die Westbahn. Wenn wir uns nichtjetztfür die Einrichtung eines Industrieforums im ehemaligen Reithojferwerk entschei- den, verlieren wir die finanziellen Hilfen im Zusammenhang mit der Landesaus- stellung 1998. Diefachlich kompetente Darstellung der alten Fahrzeuge und Konstruktionspläne mußjetzt gemacht werden, weil nur mehr wenige Leute leben, die das können und auch bereit sind, am Aufbau des Museums mitzu- arbeiten. Schaffen wir das Museum nicht, werden die alten Fahrzeuge und Exponate in alle Windrichtungen verkauft. Wir hätten dann die Chance der Darstellung der industriellen Entwicklung Steyrs vertan, die Teil der Identität vieler Familien der Region ist. Es soll mit den alten Steyr-Fahrzeugen nicht passieren, was mit der Auto- Elektrik-Sammlung der Steyrer Firma Kog/er über die Bühne gegangen ist: die Mittel des Technischen Museums Wien reichten nichtfür den Ankauf, die Exponate gingen nach Stuttgart. Greifen wir nichtfür die Vorfinanzie- rung der Nordspange in die Tasche, fallen wir angesichts der Geldnot des Bundes wieder um zehnJahre zurück und ersticken im innerstädtischen Verkehr. Die Verkehrsdrehscheibe Bahnhofmüssen wirjetzt in Angriff nehmen, wollen wir brennendste Nahverkehrsprobleme lösen und nicht die schon zugesagten Förderungen verlieren. Die Liste läßt sichfortsetzen mit dem nurjetzt möglichen Kaufdes Stadtgutes, der ehemaligen Haupt- reparaturwerkstätte an der Ennser Straßefür das Kommunalzentrum oder dem Zwang zu Millionenzuschüssen für die Industrie. Was ich mit wenigen Beispielen nur sagen will ist der schier unausweichliche Druck, Projekte jetzt in Angriffnehmen zu müssen und dafür Kredite aufzuneh- men, weil es um entscheidende Weichen- stellungenfür die Stadtentwicklunggeht, die, wie gesagt, eben nurjetzt möglich sind. Den Anschluß zur Auffahrt aufden Daten-"Highway" des Internetwerden wir auch nicht verpassen. Mit der Gründung des Regionalen Iriformati- onssystems (RIS), an dem sich Gemein- den und Institutionen beteiligen, wird eine Pioniertatgesetzt: Erstmals in Österreich stellt sich eine Region als Ganzes dar undpräsentiert sich optimal im weltweiten Internet. Am 4. Septem- ber wurde in Steyr der "Verein zur Förderung der Telekommunikationsan- wendungen in der Region Steyr-Kirch- doif' (Telekom) gegründet. Telekom beteiligt sich an der RIS-Errichtungs- und Betriebsgesellschaft mbH. Die RIS- Gesellschaftsgründung wird noch heuer vollzogen. Mitglieder sind auch die Ennskraftwerke, die Raiffeisenbank OÖ, die HYPO OÖ, die Post und der Verein Telekom. Damit ist die Region aufdem neuesten Stand in Sachen regionaler und internationaler Kommu- nikation. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit, mit herzlichen Grüßen Ihr
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2