Amtsblatt der Stadt Steyr 1995/5

Fortsetzung von Seite 15 ken wurden sofort Sperren errichtet, das Neutor von den Amerikanern mit Pflastersteinen unpassierbar gemacht. Diese Aktion wurde so schnell durchgeführt, daß Leute, die zur 8 Uhr- Messe noch unbehindert über die Brücken konnten, diese beim Rückweg schon versperrt fanden. Ähnlich erging es Frauen und Müttern, die in die Stadt zum Einkauf gegangen waren, Nur über die Eisenbahnbrücke zu Garsten konnte man später an wenigen Tagen und nur zu bestimmten Stunden die Enns übersetzen, bis auch dort die Absperrung strikt durchgeführt wurde. Dadurch, daß Steyr nunmehr in zwei annähernd gleiche Teile geschieden worden und jeder Verkehr unterbunden war, mußten in Steyr Ost eigene Ämter, Behörden, Schulen usw. errichtet werden. Desgleichen auch ein Krankenhaus, weil durch die Absperrung nicht einmal Rettungsautos durchgelassen wurden. Für Steyr-West bedeutete es eine Katastrophe, da sie durch die Teilung von der Hauptbahnlinie und damit auch von der Zufahrt äußerst lebensnotwendiger Güter abgeschnitten worden war. Die Kapazität der Lokalbahn Garsten - Klaus reichte nur für eine beschränkte Zufuhr aus. Viele Arbeiter waren von den Steyr-Werken abgeschnitten. Da nur wenige von ihnen über Ersparnisse verfügten, mußten sie aus Mitteln der öffentlichen Fürsorge unterstützt werden. Unbeschreiblich war die Wohnungsnot in beiden Stadtteilen. Durch den Zuzug von Flüchtlingen, Fremdarbeitern und ehemaligen Insassen von Konzentrationslagern wuchs die Einwohnerzahl auf 103.000! In dieser Zahl wurden auch die rund 29.000 von den Amerika- nern in Lagern festgehaltenen Kriegsgefangenen des Bezirkes Steyr mitgezählt (1937 hatte Steyr 23.672 Einwohner). In Steyr Ost richteten die Sowjets eine eigene Kom- mandantur im Haus Bahnhofstraße 18 ein. Im Einvernehmen mit ihr wurde Johann Kahlig zum Bürgermeister bestellt und am 24. Mai eine eige- Bestätigung für Arbeiter, die in den Steyr-Werken Automobile der 3. Ukrainischen Armee reparierten. , BESTATlt:U/fG. DE/1 BEWOHflE/1 DIEjER WOH/fUlf6 MBEITET 111 .AUFTRA6E Uf/D FU/2 DIE AUTOl10B/J.A8TEJJ.. DE/1 3. Ull/2. Alll1EE, <iEtf.MAJOIJ .fT/JACHOW. E/1 STEIIT UtfTE/J DElf JCHUTZ DE/1 JOWJET Al211EE. ES IST VE/2BOTEN SEltfE WOHtfU/f6 ZU ßE;, TIZETE!f, ETWAS WE<;ZUMEHl1Eff ODE/l ZU~ BE" JCHÄ.DIGEtf ODE/2 SE/ffE FAMILIE Zl/ BELAJT/6Gtl. .Jvo,,w,.,, rr, , n, DER ILOMM. DE2 FABR/11. ST~PtKJI AG. yqocmo6efl,e11u.e. J1lu.m.~Ab Jmoü. 1t6Q,/1.tr1.efl.bL flad 'om.a.em. llD fl/tUJtaJ'{ " 9.AA . a.6moom9e Aa. 312 'lltfla.W1uaw <PJtONma feH. Ma.u.o(la. Cnt;ia.xo6a . 011 cm.ou.m. 1109 Ja.c.u,IUllOtl JlfUUHOÜ. apHU.U. . 8xoq 6 ~a.ftmerzy JO.TZ/1-e c.u,eH #e.A6/.JL orn., · HUHam t, 11..11u, no4rze JtC. 'l a.mb CLH y ~ ecM6o u.Au od'u.11tanu ceHb/0. ne provisorische Stadtverwaltung eingerichtet. Die konstituierende Sitzung dieses Gremiums aus 24 Mitgliedern fand am 6. Juni 1945 statt. Die Leitung des dortigen Innendienstes übernahm Dr. Karl Enzelmüller, der auch mit der Errichtung eines Kreis- und Bezirksgerichtes beauftragt worden war. Es mußte eine entsprechende Lösung gefunden werden. Schließlich gliederte man die genann- ten Teile im beiderseitigen Einvernehmen als eigene Bezirkshauptmannschaft dem Lande Niederösterreich an. Die Sowjettruppen ließen in den in Steyr Ost gelegenen Steyr-Werken Reparaturen für die Automobilabteilung der 3. Ukrainischen Armee durchführen . Die mit dieser Arbeit Beauftragten erhielten einen eigenen Schutzbrief. Steyr-Ost gehörte ursprünglich verwaltungsmä- ßig zu Oberösterreich, unterstand aber nun der Nö. Landesregierung. Außer diesem Stadtteil war auch der Bezirk Steyr-Land von der zuständigen Bezirkshauptmannschaft getrennt. Steyr-Ost litt unter argem Ärztemangel. Das Landeskrankenhaus Steyr lag ja im amerikani- schen Sektor der Stadt. Es gab zwar ein Spital in Amstetten, doch konnte dieses wegen Überfül- lung niemanden mehr aufnehmen. So mußte im Hause Punzerstraße 47 in Steyr-Münichholz ein eigenes Krankenhaus geschaffen werden. Der Schlagbaum am rechtsseitigen Ufer der Enns beim Hotel Minichmayr (zwei sowjetische und ein amerikanischer Kontroll posten) Die vielen Ortsfremden belasteten Wohnver- hältnisse und Verpflegung. Bis zum 6. April 1946 befanden sich in Steyr noch 7500 Flüchtlinge, zum überwiegenden Teil Volksdeut- sche aus Ungarn, Jugoslawien, Rumänien und aus dem Sudetenland. Vorher waren schon 20.000 Personen abtransportiert worden, vor allem nach der Anordnung des Kommandos der Roten Armee hatten Ausländer und ortsfremde Personen, die nach dem 1. September 1938 in Steyr Aufenthalt genommen hatten, die Stadt Steyr und das Gebiet der Bezirkshauptmann- schaft Steyr-Ost zu verlassen. Gleichzeitig wurde an diese Personen die Lebensmittelzu- teilung eingestellt. Im Juli 1945 setzte das Schweizer Rote Kreuz mit seiner Hilfsaktion ein. Vom 16. November 1945 bis zum 25. Jänner 1946 wurden an die hiesige Bevölkerung insgesamt 10.000 kg Lebensmittel ausgegeben. Amtsblatt der Stadt Steyr 17/133

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