Amtsblatt der Stadt Steyr 1995/5
Das Haus Stadtplatz 12 nach dem Bombenangriff übergab er die Amtsgeschäfte dem amerikani- schen Kommandanten. Um die Steyrbrücke und die dortigen Zugangs- wege militärisch zu beherrschen, postierten die Amerikaner Maschinengewehrstände in die Häuser am Michaelerplatz. Für Unterkunfts- zwecke beschlagnahmten sie das Hotel Minichmayr. Die Steyr-Werke und das Rathaus wurden besetzt, private und öffentliche Unterkünfte hatten als Truppenquartiere zu dienen. Das Hauptquartier wurde im ehemali- gen Hotel "SteyrerhoI'' (Stadtplatz 31) aufgeschlagen. Im Kreisgericht wurden militärische Dienst- und Verwaltungsstellen eingerichtet. Als erste Maßnahme wurde von den Amerikanern ein volllcommenes Ausgeh- verbot für die Zivilbevölkerung verhängt, das bis Montag, dem 7. Mai 1945, dauern sollte. Um die notwendigsten Besorgungen des täglichen Lebens durchführen zu können, durfte sich die Bevölkerung in der Folgezeit auf Amtsblatt der Stadt Steyr die Dauer von zwei Wochen nur innerhalb gewisser Stadtzonen vormittags in der Zeit von 9 bis 12 Uhr und nachmittags von 14 bis 16 Uhr auf die Straße begeben. Noch am 5. Mai trafen sich Vertreter der demokratischen Parteien der Vorkriegszeit im Rathaus und hielten dort eine Sitzung ab. Es waren dies die Angehörigen der ehemaligen Sozialdemokratischen Partei, Franz Prokesch, Anton Azwanger und der christlich-soziale Kaufmann Ludwig Wabitsch. Im Einvernehmen mit der amerikanischen Militärbehörde wurde am 7. Mai Franz Prokesch zum vorläufigen Bürgermeister bestellt. In der Bibliothek des Schlosses Lamberg bezog eine Gruppe des CIC (Counter Intelligence Corps) Quartier. Generaloberst Lothar Rendulic hatte sein Hauptquartier von St. Leonhard am Forst (seit 8. April) nach Waidhofen/Ybbs verlegt. Am 7. Mai begab er sich dann nach Steyr in die amerikanische Gefangenschaft. Der ehemalige Zerstörte Häuser Enge 21 und 23. Befehlshaber der Heeresgruppe Ostmark (früher Heeresgruppe Süd) wurde nach St. Martin zum Befehlshaber des 20. Armeekorps überstellt. Die amerikanischen Divisionen hatten nicht nur die Enns erreicht, sondern das 261. Regiment der 65. US-Infanterie-Division kam über diesen Fluß weit hinaus, fuhr an zurück- flutenden deutschen Verbänden vorbei und nahm am 8. Mai um 18.45 Uhr in Strengberg Kontakt mit der sowjetischen 7. Garde- Luftlandedivision auf. Die Generäle Stanley E. Reinhart und Daniil A. Dryckin schüttelten dort einander die Hände. (Die 7. Garde- Luftlandedivision unterstand dem XX. Garde- Schützenkorps unter dem Generalmajor N. I. Birjukow, dieses der 4. Garde-Armee unter Generaloberst Nikanov D. Zachvataev. Befehlshaber der gesamten 3. Ukrainischen Front war der Marschall der Sowjetunion, Fedor Iwanowitsch Tolbuchin. Truppenverbän- de der Sowjetarmee wurden nach Bewährung im Kampf mit dem Titel "Garde" ausgezeich- net. Mannschatten und Unteroffiziere von Gardeverbänden erhielten einen 100 Prozent höheren, Offiziere einen 50 Prozent höheren Sold.) Die 3. Ukrainische Sowjetarmee traf mit Vorausabteilungen, die von Panzern begleitet waren, am ostseitigen Brückenkopf der Ennsbrücke am 8. Mai um 16 Uhr ein. Als am Tag darauf, am 9. Mai, das Gros der Sowjet- truppen eintraf, zogen sich aufgrund einer Vereinbarung die amerikanischen Soldaten auf das linke Ennsufer zurück. An den Ennsbrük- Fortsetzung auf Seite 17 15/131
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2