Amtsblatt der Stadt Steyr 1995/1

Liebe Steyrerinnen und Steyrer, der Haushaltsvoranschlagfür 1995 wurde vom Gemeinderat mitgroßer Mehrheit be- schlossen. Angesichts dramatisch sinkender Einnahmen rangen die Fraktionsobmänner der im Gemeinderat vertretenen Parteien in mehr als hundert Stunden Klausur um den Konsens für die Erstellung eines rigorosen Sparbudgets, in dem wirklich nur das Not- wendigste und Unaufschiebbare enthalten ist. Viele legitime Wünsche konnten nicht berück- sichtigt werden. Nicht nur Steyr muß sich auf schwierige Zeiten einstellen. Das Milliarden- Sparpaket des Bundes hat Wirkung aufLän- der und Gemeinden. Landeshauptmann Dr. Ratzenböck spricht vom „Experimentieifeld Finanzen" in den nächsten fahren. Die Stadt Wels,finanziell stets bessergestellt als Steyr, kann den ordentlichen Haushalt gerade noch ausgleichen. Wir haben in den letzten drei fahren viel in Ganggesetzt, weil die Probleme unaufschieb- bar drängen: 800 neue Wohnungen wurden gebaut, die Umsetzung des Generalverkehrs- konzeptes ist in Angriffgenommen worden, - mit der Notwendigkeit des Parkdeck-Baues beim Bahnhofals Verkehrsdrehscheibe - und die Voifinanzierung der Nordspange muß von der Stadt getragen werden. Der Kazifdes Stadtgutes eröffnet uns neue Perspektiven der Stadtentwicklung. Die Er- richtung des Kommunalzentrums führt uns aus der Sackgassen-Situation der Versor- gungsbetriebe. 97 Prozent der Steyrer Haus- halte sind an ein leistungsfähiges Kanalnetz angeschlossen, eine Situation, um die uns vie- le Städte beneiden. Wir haben Steyrdorfer- neuert und modernste Infrastruktur in den al- ten Stadtteilgelegt. Das sind nur einige Beispiele, die belegen, daß in kurzer Zeit vielgeschehen ist und natürlich auch viel, vielleicht zu viel, Geld in Projekte geflossen ist, von denen wir aber alle über- zeugt waren, daß siejetzt zu machen sind. Allegroßen Projektefanden das einstimmige Votum im Gemeinderat. So schmerzlich dies- Dieseite ..des . t urgerme1s ers mal die schaifen Restriktionen bei der Erstel- lung des Spar-Budgets für 1995 sind, so er- freulich istfür mich die Erfahrung des kon- struktiven Gesprächsklimas in den hundert Stunden Klausurberatung. Ich sehe die Bereit- schaft aller Mandatare, Verantwortung zu übernehmen. Im Geist der hier praktizierten Zusammenarbeit werden wir auch die Her- ausforderungen der nächsten Zeit meistern. Unsere wichtigsten Projekte in diesemJahr sind die BahnhofÜberbauung, die Errich- tung der Fachhochschule und der Baubeginn für die Nordspange. Sehr e,freulich ist der Beschluß der Europäi- schen Kommission, wonach die Stadt und der Bezirk Steyr als EU-Regionalförderungsgebiet anerkannt wurden. Die Anerkennung als so- genanntes Ziel-2-Gebiet bedeutet, daß die EU für regionale Entwicklungsprojekte bis zu 50 Prozent der Kosten übernimmt. Für den lau- fenden Strukturerneuerungs- undModernisie- rungsprozeß in Steyr bedeutet dies eine wert- volle Unterstützung, die dazu beitragen wird, wichtige Zukunftsprojekte schneller umsetzen zu können. Wir rechnen mit Geldern aus Brüsselfür Forschungs- und Entwicklungs- projekte, wie etwa das in Aufbau befindliche Institut„ Vereinigung zur Modernisierung der Produktionstechnologien in Österreich - VPTö': den weiteren Ausbau des For- schungs- undAusbildungszentrums „FA- ZAT" sowiefiir zukunftsorientierte Struktur verbesserungsmaßnahmen in den Bereichen Verkehr und Wirtschaft. Wir werden die Chance nützen und so bald wie möglich um Förderung der einzelnen Pro- jekte ansuchen. Unsere Zielsetzung ist, daß die Geldmittel aus der EU-Regionalförderung rasch wirksam werden, um den Erneuerungs- prozeß in Steyr effizient und zukunftsorien- tiert weiter vorantreiben zu können. Gute Nachrichten gibt es aus auch dem Be- reich der Steyrer Industrie. Die Steyr-Nutz- fahrzeuge. AG hat nicht nur volle Auftrags- bücher, die überragende Arbeit des Managements und der Belegschaft läßt den Standort Steyr zu einer tragenden Säule des grqßen MAN-Konzerns werden. Der Mün- chner Nutefahrzeugehersteller macht Steyr zum Kompetenzzentrumfür mittelschwere LKW. Wenn in der Geschichte der Steyrer- LKW-Produktion in besten Zeiten täglich 16 Lastwagen vom Band rollten, so sind es heute mit 32 doppelt so viel. Diese Entwicklungfreut mich besonders als Bürgermeister, berührt mich aber auch per- sönlich. Als ich in meinerfrüheren Funktion als Zentralbetriebsratsobmann im Steyr-Kon- zern sehen mußte, daß es in Steyr weiterhin nur dann eine LKW-Produktion geben wird, wenn wir mit einem starken Partner arbeiten, stand ich im Feuer schärfster Kritik, weil ich die Belegschaft beim Verkaufder LKW-Spar- te an MAN vom Streik abhielt. MAN hätte nie ein bestreiktes Unternehmen gekazift. In Steyr gäbe es keine LKW-Produktion mehr. Wir sind auch keine verlängerte Werkbank von MANgeworden, wie zunächst immer behauptet wurde. DieQualität der Beleg- schaft, von der ich persönlich immer über- zeugt war, hat sich so großartig durchgesetzt, daß nun Steyr zu einer tragenden Säule des Konzerns geworden ist. Eine ähnlich gute Entwicklung würde ich mir auch bei SAT und der Steyr-Traktoren-Fertigung wünschen. Wenn wir die intensive Zusammenarbeit im Gemeinderat und mit allen Entscheidungsträ- gern in unserer Stadtfortsetzen, sehe ich an der Schwelle zum neuenJahr trotz großerfi- nanzieller Nöte eine gute Zukunft. Mit herzlichen Grüßen Ihr

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