Amtsblatt der Stadt Steyr 1994/9

Stadtentwicklungskonzept für Steyr Details der Analyse von Univ-Prof. Dipl-Ing. Dr. Breitling In den Ausgaben Juli und August des Amtsblattes publizierten wir Details des Stadtentwicklungskonzeptes von Univ- Prof Dipl.-Ing. Dr. Breitling. Der folgen- de Beitrag bringt weitere Auszüge aus dem Konzept. Wie ist das Bauland in Steyr im Hinblick auf die künftige Siedlungs- und Wirt- schaftspolitik zu gliedern? Die Punktekarte der Einwohnerverteilung zeigt recht anschaulich eine Schwäche der Stadtstruktur, die Steyr nahezu mit allen Städten teilt. Die Besiedlung ist leider zum großen Teil recht dünn. Überall, wo die Einwohnerdichte unter 100 auf den Bruttohektar oder allermindest 75 Ein- wohner auf den Bruttohektar sinkt, ist kei- ne gute Ausstattung mit Gemeinbedarfs- einrichtungen mehr möglich und keine Busbedienung, die das Gefühl des Über- das-Verkehrsmittel-Verfügenkönnens er- zeugt. Dieses Gefühl entsteht nach den Ermittlungen des deutschen Infos-Institu- tes übrigens erst bei einem starren Takt von 10 Minuten bis höchstens einer Vier- lelslunde und unter der Bedingung, daß das öffentliche Verkehrsmittel bis Mitter- nachl verkehrt. 75 Einwohner pro Hektar s ind nur auf 13,4% des besiedelten Stey- rer Stadlgebietes erreicht, alle übrigen Gebiete liegen zum Teil sogar weit darun- ter. Erfreulicherweise leben auf diesen 13,4 % des Stadtgebietes 43,5 % der Be- völkerung. Grundförderung für die Stadt- entwicklungsplanung, die sich daraus ergibt, ist die generelle Erhöhung der Be- bauungsdichten, in der Regel allerdings bei g leichzeitiger Beschränkung der Ge- schoßzahl. Außerdem bedeutet es, daß Mindestbebauungsdichten nach § 21 Abs. 6 des OÖ. Raumordnungsgesetzes festge- setzt werden müßten. Gliederung Eine Stadt mit 40.000 Einwohnern wie Steyr, die in einer sehr schönen aber schwierig zu besiedelnden Landschaft liegt, kann nicht mehr als ein Ganzes ge- 8/260 sehen und in den Griff genommen werden. Man muß das Stadtgebiet zwangsläufig gliedern. Die Gliederungseinheiten, Stadt- viertel oder Quartiere sollen natürlich urba- ne Qualitäten haben, also von der Schule über den Einkauf, die Zerstreuung, den Sport u.a. mit allen Gemeinbedarfseinrich- tungen ausgestattet sein und vor allen Din- gen eine gute Nahverkehrsbedienung aufweisen. Dazu sind mindestens 6.000 Einwohner notwendig. Bei dieser Ein- wohnerzahl ist die unterste Grenze der Tragfähigkeit für alle Dienste und Einrich- tungen gegeben, auf die der moderne Mensch nicht verzichten wi ll. Wenn diese 6.000 Menschen in bequemer Fußgänger- entfemung zu einem Quartierszentrum wohnen sollen, das auch von einem lei- stungsfähigen öffentlichen Verkehrsmittel bedient wird, darf die oben erwähnte Brut- tobesiedlungsdichte von 100 bzw. minde- stens 75 Einwohnern pro Hektar nicht un- terschritten werden. Andernfalls steigt die Autobenutzung sehr stark an. Stadtteile Die Stadt Steyr hat 6 klar zu erkennende Stadtviertel oder Ortsteile: 1. Altstadt, 2. Steyrdorf, 3. Ennsleite, 4. Münichholz, 5. Tabor, 6. Resthof. Daneben gibt es re lativ dünn besiedelte Ge- biete mit einzelnen kleinen Verdichtungen, nämlich: l. Gleink, 2. Waldrandsiedlung, 3. Aichet, 4. Pyrach, Reichenschwall, 5. Christkindl, 6. Schlühslmayrsiedlung, 7. Gründberg, 8. Schlüsselhofsiedlung, 9. Neuschönau. In allen diesen Einheiten gilt es, die Mitte zu stärken, bzw. dort, wo sie nicht vorhan- den ist, eine solche zu schaffen. In Fußge- herentfernung zu diesem vorhandenen oder künftigen Mittelpunkt und zum öffentli- chen Verkehrsmittel sind die Wohngebiete aufzufüllen und zu verdichten: Auf diese Weise könnten Steyrdorf, Wehrgraben und Aichet zu einem selbständigen Stadtviertel entwickelt werden. Reichenschwall und Pyrach könnten durch sinnvolles Auffüllen der Reithoffer- und Aignergründe ein Zen- trum und eine genügende Zahl von Ein- wohnern bekommen. Gleink hat bereits ein kleines, eher dörfliches Zentrum, und Rest- hof wird durch eine Volksschule, eine Kir- che und die Vergrößerung des vorhandenen Einkaufszentrums zu einem wirklichen Quartier entwickelt. Waldrandsiedlung, Gcdmckl auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier Schlühslmayrsiedlung, Christkindl, Gründ- berg, Neuschönau , Schlüsselhofsiedlung und Fischhub können auch bei günstigster Bevölkerungsentwicklung nicht zu urbanen Stadtvierteln mit entsprechender Ausstat- tung gemacht werden. Immerhin gibt es in drei von ihnen noch eine Nahversorgung und in den restlichen vier ließe sie sich un- ter Umständen schaffen. Schließlich gibt es kleine, so gut wie ausstattungslose Weiler und Sied lungssplitter. Im Nordosten Haus- leiten, Gartenbauer und Dornach. Ähnliche kleine Einheiten gibt es im Westen, wie z.B. Neustift, We inzierl, Stein usw. Diese kleinen Weiler und Splittergebiete dürfen nicht weiter ergänzt und aufgefüll t werden, sondern sollten vielmehr in ihrer naturna- hen bzw. landwirtschaftlich geprägten Um- gebung „einwachsen". Eine Ausnahme bil- det lediglich Dornach, wo ein größeres Gebiet zwischen der alten Ortschaft und der neuen Nordostspange für Einfamilienhaus- bebauung ausgewiesen werden soll. Wohnen Die Versorgung der Interessenten für Ge- schoßwohnungen ist durch die Wohnbau- programme der Steyrer Genossenschaften weitgehend gesichert. Das städtebauliche Schlüsselproblem des Wohnens ist die sehr starke Nachfrage nach Einfamilienhäusern. Wenn diese Fixierung auf das Einfamilien- haus nicht zu Lasten der urbanen Qualitäten einer Stadt gehen soll, darf auch in Einfa- milienhausgebieten eine Bebauungsdichte von 0,6 nicht unterschritten werden. Es be- deutet zum einen, daß eine gemischte Be- bauung aus Geschoßbauten und Einfamili- enhäusern wesentlich besser ist als eine reine Einfamilienhausbebauung und es heißt zum zweiten, daß auch der größte Teil der Einfamilienhäuser in verdichteten For- men angeboten werden muß. Was es bisher kaum gegeben hat, könnte in Steyr zu ei- nem Pilotprojekt ausgearbeitet werden, nämlich verdichtete Einfamilienhausfor- men, die dennoch ein ähnliches Maß an Le- bensqualität und Ellenbogenfreiheit zulas- sen wie das freistehende Einfamilienhaus . Zentrum und Nahversorgun~ Sehr auffallend ist die stark auseinanderge- zogene Form der zentralen Lagen in Steyr. Das Zentrum streckt sozusagen seine Arme nach den Siedlungsgebieten aus. Nicht nur die Altstadt, welche auffallend wenige Ein- STEYR

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