Amtsblatt der Stadt Steyr 1994/9
Welche Ergänzungen der Infrastruktur- einrichtungen für Verkehr, Ver- und Entsorgung, soziale und kulturelle Ein- richtungen muß die Stadt in den nächsten Jahren vornehmen? Verkehr ist ein Thema, mit dem Sie sich in der letzten Zeit viel beschäftigt haben und das ich mir im Grunde genommen deshalb in diesem Bericht ersparen könn- te. Im Verkehrskonzept sind jedoch die Fußwege etwas zu kursorisch behandelt und die Kosten der Maßnahmen nicht er- mittelt worden. Denken Sie beispielswei- se an die Forderung im Verkehrskonzept, die niveaugleichen Fußgängerübergänge über die viel befahrenen Verkehrsstraßen zu verbessern. Besondere Anlässe dazu gibl es in der Tomitzstraße und vor allem an der Seifentruhe. Auch das Thema der Aufstiegshilfen und der Fußwegenetzer- gänzungen ist hier zu nennen. Nicht nur, daß das Zentrum dem Tabor nähergerückt wird, sondern auch Einzugsbereiche der Schulen werden zum Teil ganz wesentlich erweitert. Über Verkehrsbauwerke wie etwa den Umbau des Taborknotens, die niveaufreie Anbindung der Posthofstraße, Fertigstellung der Gußwerkstraße und der Nordspange und viele andere Einzelmaß- nahmen des Verkehrskonzeptes wird in der nächsten Zeit viel diskutiert werden. Versorgung und Entsorgung Einer der Vorzüge der Stadt Steyr ist die Tatsache, daß Abwasser- und Müllbeseiti- gung gut funktionieren. Die Auslagerung aus dem Magistrat und die Gründung des Reinhaltungsverbandes haben sich als ausgesprochener Glücksfall für die Stadt erwiesen. Der Reinhaltungsverband hat ein langfristiges Programm für den weite- ren Ausbau seiner Anlagen aufgestellt und ist dabei, im Bereich des Mülls Kapa- zitäten für die Deponierung des Restmülls für die nächsten 40- 50 Jahre zu schaffen. Lediglich mit der Wasserversorgung gibt es Probleme. Die Brunnen in Dietach, aus denen die Stadt Steyr den größten Teil ih- res Trinkwassers bezieht, sind durch Um- welteinflüsse gefährdet. Es muß die Aus- dehnung des Schon- und Schutzgebietes 10/262 überprüft werden. Zudem sind die beste- henden Reinhaltungsauflagen nach dem letzten Stand der Technik zu modifizieren. Um die Versorgung auf ein zweites Stand- bein zu stellen, muß die Stadt neue Trink- wasser-Vorkommen erschließen. Altenwohnen und Altenfürsorge In Steyr gab es 1981 8.259 über 60-Jährige und 1.110 über SO-Jährige. 1991 haben die mehr als 60-Jährigen 5%, die über 80- Jährigen aber um über 28 % zugenommen. Bis 2001 wird der Prozentsatz der über 80- Jährigen um 33% höher liegen und 201 l gar um 47%. Damit wird zwangsläufig die Zahl der Pflegefälle wesentlich zunehmen. Die Stadt sollte anstelle eines großen Alten- und Pflegeheimes am Tabor in jedem Stadt- teil ein dezentralisiertes Alten- und Alten- pflegeheim errichten, das gleichzeitig zu ei- nem Stützpunkt der mobilen Altenhilfe ausgebaut werden müßte. Der Vision schei- nen vorläufig die Kosten im Wege zu ste- hen, es gibt aber zweifellos Möglichkeiten der Verwirklichung eines quartierbezoge- nen Altenkonzeptes. Ausländer Nur streifen möchte ich das Ausländerpro- blem. Es gibt eine Faustregel, die besagt, daß man Konzentrationen von mehr als 15 % Ausländern in einem Stadtviertel ver- meiden sollte, um Überfremdungserschei- nungen zu begegnen. Diese magischen 15 % sind deshalb so wichtig, weil die österreichischen Einwohner bei stärkerer Konzentration unter Ausländern das Gefühl bekommen, sie würden im eigenen Quartier sozusagen in die Ecke gedrängt. Jedenfalls sind bisher Schwierigkeiten, vor allem in Quartieren mit stärkerer Ausländerkonzen- tration, aufgetreten. Ein friedliches und ge- deihliches Zusammenleben hat in Öster- reich aber eine uralte und gute Tradition. Man sollte daran denken, daß fast die Hälf- te aller Österreicher Vorfahren hat, die man heute Ausländer nennen würde. Die Do- naumonarchie hat im 19. Jahrhundert die Integration ganzer Massen von Ungarn, Böhmen, Slowaken, Bosniaken, Italienern und vieler anderer nicht Deutschstämmiger relativ reibungslos geschafft. Es müssen seither also Veränderungen in der Gesell- schaft vor sich gegangen sein, die es zu studieren gilt, um Lehren für die heutige Zeit aus ihnen zu ziehen. Starke Konzentra- tionen über 20% von Ausländern gibt es in Hinterberg, Steyrdorf und Ennsdorf. Rela- tiv große Ausländeranteile haben auch der Wehrgraben mit ca. 17%, Stein mit ca. Gedruckt auf umwell freundl ichem, chlorfrei gebleichtem Papier 15 % sowie die innere Stadt und die Gründbergsiedlung mit je ca. 14%. Arbeitslosigkeit, neue Existenzgrundlagen Die Arbeitslosigkeit in Steyr ist enorm hoch. Verläßliche Zahlen habe ich nur für die Region Steyr, dort beträgt sie 7,5 %. In Steyr Stadt dürften es 8% sein. Das Schlüsselproblem des Industriesterbens und der damit zusammenhängenden Ar- beitslosigkeit wird ein Kapitel des Sach- programmes Wirtschaft sein. Eine beson- ders wichtige Rolle bei der Schaffung neuer Existenzgrundlagen spielt die Fach- hochschule, über deren Standort leider noch keine Klarheit geschaffen werden konnte, obwohl sie einer der bedeutend- sten Schritte bei der allmählichen Anpas- sung der Betriebs- und Arbeitsstruktur an zukunftsträchtige Modelle ist. Von kaum zu unterschätzender Bedeutung wäre auch die Schaffung eines Tagungszentrums, das zusammen mit einem guten Manage- ment dem Kongreßtourismus Auftrieb ge- ben könnte. Ich gehe sicher nicht fehl in der Annahme, daß Kongreßbesucher, die eine Tagung in Steyr mitgemacht haben, wichtige Opinionleader wären, was den übrigen Tourismus in Steyr anbelangt. Auch was das Tagungszentrum betrifft, spielt das denkmalgeschützte Gebäude der ehemaligen Reithofferwerke eine wichtige Rolle. Kindergärten und Kinder- spielplätze Die Kindergärten sind wie alle sozialen Einrichtungen in Steyr sehr gut ausge- baut. Dennoch gibt es Lücken, die im Zu- ge eines Ausbauprogrammes geschlossen werden sollen. Zwei neue Kindergärten ansteJle der alten und ein Hort sollen in Münichholz entstehen, einer im Bereich der Knoglergründe und ein „Innenstadt- kindergarten", für den vorderhand das Reithoffergelände vorgesehen ist. Die Ausstattung mit Kinderspielplätzen läßt ein wenig zu wünschen übrig. Der im deutschen Sprachraum übliche Mittelwert von 2,25 qm pro Einwohner ist mit 6,9 qm deutlich unterschritten, daher sind im Zuge des Ausbaues der Grünzüge von Steyr eine Reihe von neuen Kinderspiel- platzstandorten vorgesehen. Volksschulen und ihre Einzugsbereiche Es fällt auf, wie unterscheidlich groß die Volksschuleinheiten in Steyr sind. Neh- men wir ein Beispiel: der Schulsprengel STEYR
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2