Amtsblatt der Stadt Steyr 1994/8

Fortsetzung von Seite 19 Der Gesetzgeber macht aber auch Vor- schriften über die Einteilung des Textes. Ich zitiere: ,,Das örtliche Entwicklungs- konzept besteht aus einem Textteil und er- gänzenden zeichnerischen Darstellungen (Funktionsplan)." Es hat grundsätzliche Aussagen zu enthalten über: 1. die natürlichen Voraussetzungen und Umweltbedingungen unter besonderer Berücksichtigung von ökologisch wertvollen Gebieten, Gebiete mit be- sonderer Eignung für die landwirt- schaftliche Nutzung, Neuauffor- stungsgebiete sowie Frei- und Erholungsflächen. 2. den künftigen Baulandbedarf 3. die räumliche und funktionelle Gliede- rung des Baulandes im Hinblick auf die künftige Siedlungs- und Wirt- schaftsentwicklung einschließlich der Festlegung von Vorrangflächen des Baulandes und des Grünlandes; 4. die geplanten Infrastrukturrnaßnahmen der Gemeinde im Bereich der örtlichen Verkehrserschließung, der Ver- und Entsorgung sowie soziale und kulturel- le Einrichtungen; 5. die Sicherung eines wirksamen Land- schafts- und Umweltschutzes. PROBLEME, BESTAND, TRENDS, ZIELE UND MASSNAHMEN Welche Probleme der Stadt Steyr sind mit welchen Maßnahmen zu beantworten? Dieses Kernkapitel des Stadtentwick- lungskonzeptes kann ich zwangsläufig nur in sehr geraffter Form darstellen. Für Interessierte wird es im Lauf der nächsten Monate Gelegenheit geben, die Karten und Pläne der Grundlagenforschung ge- nauer zu studieren und das Gesagte in ei- nem ausführlicheren Text nachzulesen. Welche Flächen in Steyr sollen aufDauer Freiland bleiben? t3 Ökologisch wertvolle Flächen Ökologisch wertvolle Flächen im Stadt- gebiet liegen vor allen Dingen am Steyr- fluß. Über die Steymiederung gibt es eine genaue Biotopkartierung, deren Ausdeh- nung auf das ganze Stadtgebiet vorgese- STEYR hen ist. t3 Naturraum und Stadtkörper Der starke Einfluß der Topographie, der Natur und des Wassers auf die Stadt ist un- verkennbar, Steyr ist eine Stadt der gut sichtbaren und daher besonders zu pflegen- den Wasserfronten. t3 Landwirtschaft Die landwirtschaftlichen Flächen in Steyr haben mit Ausnahme der mittleren Ennster- rasse nördlich der Stadt ausgezeichnete Qualität. Ihre Fruchtbarkeit gehört zu den höchsten in Österreich. Obwohl die Bonität nur bei 55 - 60 Punkten liegt, ist durch die reichlich fließenden Niederschläge die Ge- samtertragslage besser als im Marchfeld, das zwar die besten Bonitäten in Österreich aufweist, aber viel weniger Niederschläge. Es gibt ca. 40 größere landwirtschaftliche Gehöfte in Steyr, die bis auf eines gute Überlebenschancen haben. In allen sind Umbauten zum Zweck landwirtschafts- nahen Nebenerwerbs im Grundsatz mög- lich. t3 Grünsystem Die Grünflächen aller Art, also die besiede- lungsfreien Räume, haben leider so gut wie keine Lobby. Das Freie und besonders das Freihalten ist schwierig. Die positive Ent- wicklung, für die schon der geltende Flächenwidmungsplan die Grundlage ge- schaffen hat, gilt es weiterzuverfolgen und die Grünzüge zu sichern und auszubauen. t3 Vorrang für Grünland Die Grünkarte ist gleichzeitig auch als Kar- te der Vorrangflächen für Grünland zu be- trachten, die anläßlich des Stadtentwick- lungskonzeptes erstellt werden muß. Nur nebenbei sei gesagt, daß das Steyrer Stadt- gebiet schon zu 56,5 % besiedelt ist und daß schon von daher gesehen äußerst sparsam mit Neuwidmungen umgegangen werden muß. Bei den Straßentrassen ist darauf zu achten, daß sie fernab von den besiedelten Gebie- ten verlaufen oder daß ihre Störungen durch Schutzmaßnahmen ausgeschaltet werden. t3 Kleingärten Die Versorgung der Steyrer Bevölkerung mit Kleingärten ist eine Aufgabe, die man früher durch die Vergabe von zeitlich be- grenzten Nutzungsrechten zu lösen ver- suchte. Heute streben wir die Anlage von Dauerkleingärten an, die durch einen ge- wissen Anteil an öffentlichen Flächen zu Kleingartenparks gemacht werden. Die Verlegung der Kleingärten, welche heute auf gewidmetem Bauland plaziert sind, und ihre Umwandlung in zeitgemäße Kleingartenparks, ist eine wichtige Aufga- be für die Stadtentwicklungsplanung. Auch Gedruckt auf umweltfreundlichem, ch lorfrei gebleichtem Papier bei bestehenden Anlagen sind unter Um- ständen Sanierungsmaßnahmen in der angedeuteten Richtung möglich. Wieviel Bauland benötigt die Stadt in ab- sehbarer Zukunft für Wohnen, Gewerbe und sonstige Nutzungen? t3 Allgemeines Der Baulandbedarf in einer Stadt ergibt sich aus verschiedenen Ansprüchen. Zum ersten aus dem Bedarf an Wohnbau- flächen, der seinerseits wieder von der Bevölkerungsentwicklung, von der Zahl und Struktur der Haushalte und von den Wohnansprüchen abhängig ist und bis zu 2/3 des gesamten Baulandbedarfs ausma- chen kann, zum zweiten vom Bedarf an Gewerbebau- flächen, der sehr stark von der Konjunktur abhängig ist; zum dritten vom Bedarf an Flächen für Handel und Dienstleistungen, und zum vierten von der Entwicklung der von der öffentlichen Hand - namentlich der Stadt - benötigten Grundstücksflächen. t3 Bevölkerungsentwicklung Ein Blick auf die Bevölkerungsentwick- lung zeigt, daß die Prognosen des öster- reichischen Instituts für Raumforschung viel zu pessimistisch waren. 1991 hatte Steyr 1300 Einwohner mehr als vom ÖIR prognostiziert worden war. Die Entwicklung der Einwohner wird zum einen durch den Geburtenüberschuß beeinflußt, der 1992 ohne Berücksichti- gung der Ausländer etwa ausgeglichen war, mit Berücksichtigung der Ausländer dagegen positiv . Der zweite Einflußfaktor ist der Wande- rungsgewinn und der dritte das sogenann- te Anspruchswachstum. Wir dürfen allem nach davon ausgehen, daß Steyr in den nächsten 10 Jahren einen durchschnittlichen Einwohnerzuwachs von ca. 8,5%0 pro Jahr aufweisen wird; das sind etwa 2400 Einwohner bis 2001 oder ca. 3500 Einwohner in den nächsten 10 Jahren. Wenn wir annehmen, daß in Zukunft eine Bruttobesiedlungsdichte von 100 Ein- wohnern je Hektar nicht unterschritten werden darf, so bedeutet diese Annahme, daß bis 2005, also der Laufzeit des Stadt- entwicklungskonzeptes, 35 ha Wohnbau- land benötigt werden. t3 Nachfrage nach Bauland Kernstück der Analyse zum Stadtent- wicklungskonzept ist die Frage nach dem Baulandbedarf. Dazu mußte eine Analyse der bisherigen Bautätigkeit angestellt werden. Aus dieser Analyse geht hervor, daß in den Jahren 1986 - 1992 296.339 m 2 Nutzfläche geschaffen wurden. Das 23/227

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