Amtsblatt der Stadt Steyr 1994/7

Forschungszentrum für industrielle Produktionstechnologien im FAZAT Steyr Heimstätte für Spitzenforschung und Brücke zu den Unternehmen Im Rahmen des internationalen Eröff- nungssymposiums „Die Zukunft der pro- duzierenden Industrie" am 14. Juni konnte die „Vereinigung zur Modernisierung der Produktionstechnologie in Österreich - VPTÖ" den 160 Teilnehmern auch den Aufbau eines internationalen Forschungs- institutes in Steyr bekanntgeben. Durch die Zusammenarbeit der Steyrer In- dustriebetriebe mit den Forschungseinrich- tungen des INFA TU-Wien, RISC Hagen- berg, FAW Ulm und dem MIT Boston wird anwendungsbezogene Forschung und die Überleitung der Entwicklungen in Un- ternehmen auf höchstem Qualitätsstandard erfolgen. Mit der Aufnahme der Stadt Steyr als Vollmitglied in den Fachhochschul-Trä- gerverein Oberösterreich wurde am I5. Juni 1994 eine wesentliche Voraussetzung für den Aufbau eines Fachhochschul-Stu- dienganges „Produktions- und Manage- menttechnik" in Steyr geschaffen. Ab Herbst 1995 soll mit der Ausbildung zum Produktionsmanager in Steyr der dritte Fachhochschulstudiengang in Oberöster- reich angeboten werden. Zur Errichtung des Forschungszentrums für industrielle Produktionstechnologien in Steyr sagte Bürgermeister Hermann Leithenmayr, die Gründung dieses neuen Technologieknotens in Steyr sei ein „auf- einander zugehen" von gestandenen Indu- striepraktikern der Region Steyr mit zukunfts- und hoffnungsorientierten Wis- senschaftern aus High-Tech-Regionen in Europa und Übersee. ,,Ich danke den Män- nern der ersten Stunde dieses Wirtschafts- ausbaues in Steyr", sagte Bürgermeister Leithenmayr, ,,es sind dies Professor Buchberger, Landesrat Dr. Leitl , Wissen- schaftsminister Dr. Busek und Prof. Zei- chen, für ihr Vertrauen in unsere Region. Mein Dank gilt auch allen Proponenten aus Politik und Wirtschaft, die hier beige- tragen haben, diese Vereinigung zur För- derung der Modernisierung der Produkti- onstechnologien in Österreich mit Sitz in Steyr zu gründen". Prof. Gerfried Zeichen, Präsident der Ver- einigung VPTÖ, nannte als Ziel der Neugründung die „Bündelung aller koope- rativen Kräfte zum Wohle der Produk- tionswissenschaften. In den Mittelpunkt des internationalen Eröffnungssymposi- 4/172 ums stellte Prof. Zeichen die Diskuss ion folgender Themen: Bewältigung der dramati schen - und vor allem auch andauernden - Veränderu ngen in der gesamten industri a li sierten We lt. Mit welchen Methoden könn ten und so l- len diese globalen He iß/Ka ltduschen be- herrscht werden? Behandlung des enormen Wertewande ls in der Arbeitswelt. Wie schaffen wir z. B. den Einstellungswandel von der „Abschaffun g beschwerlichen Arbeitens durch Automa- tion" zum jetzigen Ziel der „Suche nach Befriedigung in industri e ll er Täti gkeit"? Die Rolle Österreichs und der österreichi- schen Industrieforschung in der Großfami - lie der weltweit tätigen Industri enationen. Österreich hat enorme Starkstellen mit über 20 Industriebetrieben unter den TOP 3 der Weltrangliste. Österreich hat aber auch gigantische Schwachstellen. Ist der HOLISMUS ein brauchbarer Lö- sungsansatz dazu? Holismus steht dabei als Ganzheitlichkeit für die enge Zusam- menarbeit. Von universitärer Basis- forschung mit der Industrie, z.B. von Netzwerken zwischen mehreren Wissens- disziplinen, aber auch von Politik-Indu- strie-Wissenschaft. Die Rolle von Produktion und Fertigung innerhalb der bzw. neben den vielen ande- ren unternehmerischen Funktionen eines Industriebetriebes. Ist die Produktion et- was, das ma n wie e inen Wanderzirkus zum jewe il s billigs ten Standort verlagern soll oder ist „i nte lligente" Produktion auch un- ter holi sti schem Ges ichtspunkt als Schlüs- selfunktion deutli ch aufzuwerten? Ausgangslage Die jüngste Studie des Sozial - und Wirt- schaftswissenschaftlichen Beirates sagt: Defizite im internationalen Standortwett- bewerb hat Österreich noch in der Spitzen- forschung, vor allem an der Schnittste ll e zu den Unternehmen . Und in e inem Be- richt des Instituts für Höhere Studi en (Da- vid F. J. Campbell und Bernhard Fcldc rer) werden in einer Analyse über Forschungs- finanzierung im Auftrag des Wi ssen- schaftsministeriums zwei wcscnl Iiche Schwachstellen im österreichi schen F & E- System diagnostiziert: 1. Österreich präsenti ert sich in se inen Ausgaben für Forschung und Ent wick lu ng im internationalen Vergleich abg ·schl agen und rangiert im unteren Drittel der 0 l(CD- Länder. Der Bund müßte jährli ch rund 3 - 4 Milliarden Schilling mehr für d il'. For- schung ausgeben , um mit den wi cht igs ten Partnerländern Schritt halten zu könnrn . 2. Besonders problematisch ist die , ·r inge Personalstärke im F & E-Bercich. In der OECD gibt es nur noch drei Uindcr, di e pro 1000 Erwerbstätige weni ger Forscher beschäftigen: Spanien, Griechenland und Portugal. Die Autoren weisen darauf hin , daß Österreich auf harte Konkurrcn:,. der westeuropäischen Nationen und d ·r neu hinzugekommenen nordischen Staat en stoßen wird, wenn es seinen EU Mit - gliedsbeitrag von Brüssel zurückwe rben will. * In Oberösterreich entsteht ein Technolo- gienetzwerk. Wie bei einem Puzzle b ·steh! dieses aus verschiedenen Einzelte il en. di e jedoch ineinandergreifen und zusa rnm ·n- passen. Einige wesentliche Bes tand! ·il c des Bildes bestehen bereits, neue befind en sich im Aufbau. Bundesminister Dr. Schüssel (links) und La11 desrat Dr. Leitl im Gespräch. Statement wm Dr. Schüssel bei der Pressekonferenz: ,. Oa mit wir nicht in einigen Jahren über Steyr sa gen müssen, 'Industrie stand dort', tun wir alles, damit Steyr Industriestandort bleib/' '. STEYR

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