Amtsblatt der Stadt Steyr 1994/7

DIE SEITE DES BÜRGERMEISTERS das vom Gemeinderat bei Prof. Dr. Breit- ling in Auftrag gegebene Stadtentwick- lungskonzept liegt nun vor und ist zur Dis- kussion gestellt. Die endgültige Fassung soll im Herbst dieses Jahres vom Gemein- derat beschlossen werden. Das Stadtent- wicklungskonzept umfaßt alle Maßnah- men, welche die private Wirtschaft und die öffentliche Hand im Laufe der überschau- baren Zukunft verwirklichen wollen. Hier geht es vor allem um den künftigen Bau- landbedarf, die räumliche und funktionelle Gliederung des Baulandes im Hinblick auf die künftige Siedlungs- und Wirtschaftsent- wicklung einschließlich der Festlegung von Vorrangflächen des Baulandes und des Grünlandes. Das Konzept gibt Emp- fehlungen für die Planung von lnfrastruk- turmaßnahmen der Stadt im Bereich der örtlichen Verkehrserschließung, der Ver- und Entsorgung sowie sozialer und kultu- reller Einrichtungen. Außerdem wird der Sicherung eines wirksamen Landschafts- und Umweltschutzes große Aufmerksam- keit geschenkt. Mit Freude darf ich feststellen, daß dieses Stadt-Entwicklungkonzept termingerecht noch vor den Ferien vorgelegt wurde und inhaltlich alle Erwartungen erfüllt. Wir waren sehr gut beraten, Prof. Dr. Breit- ling, ein praxisorientierter Universitäts- lehrer und Mitglied der Österreichischen Raumordnungskommission, - mit der Arbeit zu betrauen. Mit diesem Stadt- Entwicklungskonzept hat Steyr erstmals eine auf wissenschaftlicher Basis erstellte Studie, die im Hinblick auf zukunftsorien- tierte Planung alle Lebensbereiche unse- rer Stadt erfaßt. Ein Kernstück der Analyse zum Stadtent- wicklungskonzept ist die Frage nach dem Bauland-Bedarf. Hier wird sichtbar, daß Steyr über 130 Hektar Baulandreserven verfügt; davon sind 80 Hektar für den Wohnbau und 50 Hektar für gewerbliche Nutzung gewidmet. Legt man die Entwick- lung der letzten zehn Jahre zugrunde, ver- fügen wir damit laut Dr. Breitling über Wohnbaugrundstücke für einen Bedarf von 22 Jahren und Gewerbebauland für die nächsten 27 Jahre. Der Stadtplaner weist auch darauf hin, daß unsere Strategie zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ein ver- mehrtes Anbieten von Gewerbebauflächen notwendig macht. Bei der Einwohnerverteilung in den Stadt- teilen ist künftig besonders darauf zu ach- ten, daß Gemeinschaftseinrichtungen, wie Freizeitanlagen, Schulen, Einkaufszentren, Nahverkehrsbedienung usw., eine Wohn- bevölkerung von mindestens 6000 Perso- nen bedingen, weil dies die unterste Gren- ze der finanziellen Tragfähigkeit für alle Dienste darstellt, auf die der moderne Mensch nicht verzichten will. Als städtebauliches Schlüsselproblem des Wohnens sieht Dr. Breitling die starke Nachfrage nach Einfamilienhäusern. Wenn diese Fixierung aufdas Einfamilien- haus nicht zu Lasten der urbanen Qualitä- ten einer Stadt gehen soll, darf auch in Einfamilienhausgebieten eine bestimmte Bebauungsdichte nicht unterschritten wer- den. Das heißt für die Praxis, daß eine ge- mischte Bebauung aus Geschoßbauten und Einfamilienhäusern wesentlich besser ist als eine reine Einfamilienhausbebauung und zudem, daß auch der größte Teil der Einfamilienhäuser in verdichteten Farmen angeboten werden muß. Ich bemühe mich um die Realisierung von Pilotprojekten in Steyr, die zeigen, daß verdichtete Einfami- lienhausformen ein ähnliches Maß an Le- bensqualität haben wie das frei stehende Einfamilienhaus. Es gibt dafür bereits gute Beispiele in anderen Gegenden. Das Entwicklungskonzept bestätigt auch unsere Intentionen für die Betreuung der Gedruckt auf umweltfreundlichem. chlorfrei gebleichtem Papier älteren Mitbürger. In Steyr gab es 1981 8259 Personen mit über 60 Jahren und 1110 mit über 80 Jahren. 1991 hat die Al- tersgruppe über 60 um 5 Prozent und die der Menschen über 80 um über 28 Prozent zugenommen. Bis 2001 wird der Prozent- satz der über 80jährigen um 33 Prozent höher liegen und bis 2011 sogar um 47 Prozent. Das bedingt natürlich auch eine starke Zunahme der Zahl von Pflegefällen. Prof. Dr. Breitling bestärkt unsere Ab- sicht, in jedem Stadtteil ein dezentralisier- tes Alten- und Altenpflegeheim zu errich- ten, das gleichzeitig zu einem Stützpunkt der mobilen Altenhilfe ausgebaut werden soll. Ich habe hier nur einige Aspekte aus den natürlich sehr umfangreichen Darstellun- gen des Stadtentwicklungskonzeptes her- ausgenommen. Inhalte der Studie werden wir im Amtsblatt vorstellen - für zusätzli- che Anregungen sind wir dankbar. Nach der Präsentation in der Öffentlich- keit und einer hoffentlich intensiven Dis- kussionsphase werden die Fraktionen der im Gemeinderat vertretenen Parteien im Herbst über die verbindliche Endfassung beraten und, - wie ich erwarte, - einstim- mig beschließen. Als nächsten Schritt setz- ten wir dann die Erstellunf!. eines neuen Flächenwidmungsplanes für die ganze Stadt und die Ausarbeitung der Bebau- ungspläne. Wir schaffen damit klare Grundlagen für eine langfristige Planung, die auch auf zukünftige Generationen ihren Einfluß haben wird. Schöne Sommertage wünscht Ihnen

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