Amtsblatt der Stadt Steyr 1994/7

S tadtrat Roman Eichhübl (FP) ist im Stadtsenat für die kommunalen Be- triebe zuständig. Im folgenden Bei- trag berichtet er aus seinem Ressort: „Als politischer Referent der Stadtwerke möchte ich, nachdem vor etwa einem Mo- nat die Freibadesaison 1994 eröffnet wur- de, den Besuchern des Stadtbades die tech- nischen Maßnahmen zur Erreichung einer hohen Wasserqualität zur Kenntnis brin- gen. Die Kriterien, die für die Badewasser- qualität bei künstlichen Freibecken gelten, sind einerseits durch das Bäderhygiene- gesetz, andererseits in einer ÖNORM festgelegt. Die Einhaltung der Bade- wasserqualität ist durch vorgeschriebene Wasseraufbereitungsanlagen und Bestim- mungen über laufende Prüfung des Bade- wassers gewährleistet. Zusätzlich wird in der Hygieneverordnung eine Überprüfung des Badewassers durch die Gesundheits- behörde gefordert, wobei festgestellt wird, ob die von der Bäderverwaltung gesetzten Maßnahmen bezüglich der Wasseraufbe- Stadtrat Roman EICHHÜBL werden. Die im Filterkreislauf erwähnte Flockung soll bewirken, daß Verunreini- gungen organischer Art zu größeren Parti- keln gebunden werden und so im Filter ausgefiltert werden können. Zur Sicherstel- lung, daß unser Badewasser zu jedem Zeit- punkt den Erfordernissen entspricht, wird für alle Wasserkreisläufe ständig der PH-Wert, der freie Chlorgehalt und das Redoxpotential (durch dieses wird die Desinfektionskraft des Badewassers be- stimmt) gemessen. Diese Aufzeichnungen Beckenumgänge und die betonierten Lie- geflächen laufend mit Desinfektionsmittel gerem1gt werden, damit auch diese Flächen hygienisch einwandfrei der Bevöl- kerung zur Verfügung gestellt werden kön- nen. Abschließend möchte ich noch einige Anmerkungen zur Badewasservorwär- mung machen. Die Befüllung der Becken und die laufende Frischwasserzufuhr er- folgt aus dem Trinkwasserversorgungsnetz der Stadt Steyr. Da das Trinkwasser aus dem Verteilungsnetz eine Temperatur von rund + 10 Grad Celsius aufweist, muß es vorgewärmt werden. Die alte, ölbefeuerte Wärmetauscheranlage wurde 1992 gegen eine Solaranlage mit rund 900 m 2 Kollek- torfläche und einer Wärmepumpe mit einer Sekundärleistung von rund 180 KW ausge- tauscht. Bei guter Sonneneinstrahlung er- bringt die Solaranlage eine Leistung von rund 300 KW, die zu 80% den Energiebe- darf für die Badewasservorwärmung deckt. Die elektrisch betriebene Wärmepumpe wird nur in jenen Zeiträumen eingesetzt, in Badevergnügen durch hohe Qualität des Badewassers reitung den gesundheitlichen Erfordernis- sen entsprechen. Im Freibad Steyr wird das Beckenwasser aus allen Bereichen inner- halb von sechs Stunden umgewälzt, d. h. das Beckenwasser wird einer Flockung, Filtration und Desinfektion (Chlorung) un- terzogen. Dabei ist maßgeblich, daß durch eine besondere Ausbildung der Beckenhy- draulik eine 100%ige Behandlung des Ba- dewassers gegeben ist. Dies wird dadurch erreicht, daß das aufbereitete, gereinigte und desinfizierte Badewasser mit Hilfe von Umwälzpumpen durch Bodeneinström- kanäle in das Becken eingebracht und das verunreinigte Wasser über die Überlaufrin- ne wieder der Aufbereitung zugeführt wird. Durch diese Form der Beckendurch- strömung ist sichergestellt, daß in jeder Zone der Badewasserbecken gereinigtes und voll desinfiziertes Wasser zur Verfü- gung steht und wegen der geringen Ver- weilzeit des Beckenwassers kein überhöh- ter Desinfektionsmittelzusatz (Chlorgas) notwendig ist. Bei alten Anlagen mußten wegen der erhöhten Verweilzeiten dem fil- trierten Badewasser zur Vermeidung eines raschen Desinfektionsmittelabbaues, der durch die Sonne und Verunreinigungen entsteht, erhöhte Chlorbeigaben zugeführt STEYR sind zwei Jahre aufzubewahren, damit für die Behörden die Badewasserqualität nachgewiesen werden kann. Zusätzlich sind die Meßwertgeber dreimal täglich durch händische Messungen des Badewas- sers zu überprüfen und die Ergebnisse in einem Protokoll schriftlich festzuhalten. Zur Absicherung einer optimalen Filter- wirkung (im Freibad Steyr werden Mehrschichtfilter aus Quarzsand und An- thrazit eingesetzt) ist durch das Wartungs- personal , je nach Filterverunreinigungen, eine Filterrückspülung vorzunehmen. Durch diese soll bewirkt werden, daß die über einen bestimmten Zeitraum auftreten- de Erhöhung des Filterwiderstandes und die damit verbundene Erhöhung der Um- wälzzeiten verhindert werden sowie die Wirksamkeit des Anthrazites erhalten bleibt. Für die Wasseraufbereitung werden im Freibad Steyr unter Einrechnung des aufzuwendenden Desinfektionsmittels (Chlorgas), des Flockungsmittels, der für den Betrieb der Pumpen notwendigen Stromkosten sowie des notwendigen Per- sonaleinsatzes rund S 600.000,- pro Sai- son aufgewendet. Dabei ist jedoch nicht berücksichtigt, daß auch alle Neben- einrichtungen wie Durchschreitebecken, Gedruc kt auf umweltfreundlichem, chlorfre i gebleichtem Papier denen keine ausreichende Sonneneinstrah- lung gegeben ist. In diesem Zusammehang möchte ich feststellen, daß aus Wirt- schaftlichkeitsüberlegungen die Wärme- versorgung für das Beckenwasser über eine Steuerung erfolgt, die eine vorran- gige Beckenwassererwärmung des Sport- beckenwassers bewirkt, wodurch der Be- reich der Nichtschwimmerbecken erst nach Erreichen einer Sportbeckenwasser- temperatur von + 24 Grad Celsius erwärmt wird. Ich hoffe, daß ich mit meiner Schilderung einen kleinen Einblick in die Technik der Badewasseraufbereitung und Badewasser- vorwärmung gehen konnte, unci wünsche Ihnen für die laufende Badesaison erholsa- me und vergnügliche Badetage im Freibad Steyr." Ihr 15/183

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