Amtsblatt der Stadt Steyr 1993/7

D as Geschäftsjahr 1992 war von einer zunehmenden Konjunkturab- schwächung geprägt, die auch die gesamte Fahrzeugindustrie und insbeson- dere die europäischen Hersteller erfaßte. Dies führte in Verbindung mit der Ostöff- nung zu einer dramatischen Verschärfung des Wettbewerbes im Bereich der Zuliefer- industrie. Gleichzeitig hielt die Struktur- krise der europäischen Landwirtschaft weiter an, sodaß es zu einem neuerlichen Rückgang des Marktvolumens für Land- maschinen kam. Der Steyr-Daimler-Puch-Konzern konnte sich als Hersteller von Fahrzeugkompo- nenten und Komplettfahrzeugen diesen Entwicklungen nicht entziehen. Der kon- solidierte Konzernumsatz ging 1992 um rd. 5 Milliarden S - das entspricht 26 Pro- zent - auf 13.940 Millionen S zurück. Damit hat eine äußerst erfolgreiche vier- jährige Wachstumsphase ein sehr abruptes Ende gefunden. Den größten Beitrag zum Konzernumsatz leistete wie in den Vorjahren die Steyr- Daimlcr-Puch Fahrzeugtechnik Ges.m.b.H. mit Verkaufserlösen von 6.073 Mill. S, die allerdings auch um 27 Prozent unter dem Rekordwert des Jahres 1991 lagen. Die Steyr-Daimler-Puch AG erzielte mit ihren operativen Geschäftsbereichen Steyr Antriebstechnik und Steyr Anlagen- und Betriebstechnik und unter Berücksich- tigung der Umsätze mit Fiat-/Lancia-Fahr- zeugen einen Gesamtumsatz von 4.139 Mill. S, der um rd. 2 Milliarden S oder 33 Prozent unter dem Vorjahresniveau lag. Mit Ausnahme der Steyr Mannlicher AG, die ihren Umsatz geringfügig(+ 3 Prozent) auf 361 Mill. S steigern konnte, hatten alle Tochtergesellschaften rückläufige Geschäftsvolumina zu verzeichnen. Vor diesem Hintergrund mußten im Sinne der Erhaltung einer wettbewerbsfähigen Kostenstruktur tiefgreifende Einsparungs- maßnahmen umgesetzt werden. Im Laufe des Geschäftsjahres wurde - mit Schwer- punkt in der zweiten Jahreshälfte - der Per- sonalstand des Konzerns um rund 2.000 Mitarbeiter (- 23 Prozent) auf 6.523 Beschäftigte abgesenkt. Die prozentuelle Reduktion des Personalstandes entsprach damit annähernd der des Umsatzes. Zur Milderung der Härten, die mit einem Per- sonalabbau dieses Ausmaßes verbunden ~iml, wurden mit der Belegschaftsvertre- tung entsprechende Sozialpläne vereinbart. Trotz dieser konsequenten Anpassungs- maßnahmen war eine deutliche Ver- schlechterung der Ertragssituation zu ver- zeichnen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit des Konzerns betrug 8 Mill. S. Nach Berücksichtigung eines außerordentlichen Ertragssaldos von 18 Mill. S und nach Abzug der Ertragssteuern von 8 Mill. S wird für den Konzern ein Jahresüberschuß von 18 Mill. S ausgewie- sen. Aufgrund der erstmaligen Anwendung der Vorschriften des Rechnungslegungsge- setzes ist ein direkter Vergleich mit Vor- jahreswerten nicht möglich. 18/194 Die Steyr-Daimler-Puch AG mußte als Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätig- keit einen Verlust von 116 Mill. S hinneh- men. Im Vorjahr war in dieser Position noch ein Gewinn von 48 Mill. S zu ver- zeichnen. Nach Berücksichtigung eines außerordentlichen Ertragssaldos von 51 Mill. S (1991 ausgeglichen) errechnet sich für das Geschäftsjahr 1992 ein Jahresfehl- betrag von 65 Mill. S (1991: Jahresüber- schuß von 48 Mill. S). Nach Auflösung unversteuerter Rücklagen im Ausmaß von 78 Mill. S (1991: 12 Mill. S) und zuzüg- lich des Gewinnvortrages aus 1991 von 2 Mill . S weist die Steyr-Daimler-Puch AG für 1992 einen Bilanzgewinn von 15 Mill. S (] 991 : 62 Mill. S) aus. Mannlicher AG erhöht Umsatz Die ersten Monate des Jahres 1993 brach- ten keinerlei Anzeichen für eine Verbesse- rung der gesamtwirtschaftlichen Rahmen- bedingungen. Ganz im Gegenteil - die 1992 um 26 Prozent • weniger Umsatz im Steyr-Konzern Konjunktur ist weiter rückläufig und dies insbesondere im Bereich der europäischen und in verstärktem Maß auch der deut- schen Automobilindustrie, die beide mit erheblichen Absatzeinbußen konfrontiert sind und die Produktionsvolumina entspre- chend zurücknehmen. Dies wirkt sich direkt auf den Steyr-Daimler-Puch-Kon- zern aus, der sich in den letzten Jahren ver- stärkt als qualifizierter Automobilzuliefe- rer etabliert hat. Jüngste Prognosen lassen eine Trendwende frühestens ab 1994/95 erwarten. Der Geschäftsverlauf des Konzerns in den ersten vier Monaten des Jahres 1993 ent- sprach diesem ungünstigen konjunkturel- len Umfeld . Der konsolidierte Konzernum- satz betrug rund 3,9 Milliarden S und lag damit um etwa 30 Prozent unter dem Vor- jahreswert. Bestimmend für diese Ent- wicklung war der Erlösrückgang beim Hauptumsatzträger des Konzerns, der Steyr-Daimler-Puch Fahrzeugtechnik Ges.m.b.H., um 56 Prozent auf rund 1,2 Milliarden S. Dies war vor allem auf das ersatzlose Auslaufen von Fahrzeugferti- gungen für den VW-Konzern zurückzu- führen (insbesondere T 3), die zum Gedruck1 aur umweltfreundl ichem. chlorfre i geble ichtem Papier Umsatz des Vergleichszeitraumes 1992 noch rund 1 Milliarde S beigetragen hatten und 1993 auf rund 50 Mill. S reduziert wurden. Lediglich die Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug AG, bei der ein weiteres Exportprojekt für LKW, Baumaschinen und Geländefahrzeuge abgewickelt wird, und die Steyr Mannlicher AG, also jene beiden Gesellschaften, die von der Auto- mobil- und Landmaschinenkonjunktur unabhängig sind, konnten ihren Umsatz gegenüber der Vergleichsperiode 1992 erhöhen. Die Ergebnissituation hat sich sowohl im Konzern als auch bei der Steyr- Daimler-Puch AG verschlechtert. Damit steht die ganze Gruppe vor einer der größ- ten Herausforderungen in der Unterneh- mensgeschichte. Zusätzliche Maßnahmen zur weiteren Ver- besserung der Kostenstruktur und Siche- rung der Wettbewerbsfähigkeit mußten ergriffen werden. Eine weitere Anpassung des Belegschaftsstandes an die rückläufige Aus lastung war nicht zu vermeiden. Per 30. 4. 1993 beschäftigte der Konzern 5.831 Mitarbeiter. Gegenüber dem Stichtag 31. 12. 1992 bedeutet dies eine weitere Reduk- tion um fast 700 Personen, wovon der Großteil auf die Steyr-Daimler-Puch Fahr- zeugtechnik Ges.m.b.H. entfällt. Dies zeigt rückblickend, wie wichtig die Entschei- dung für die Kooperation mit Chrysler und die Gründung der Eurostar war. Dieses Unternehmen, an dem die Steyr-Daimler- Puch Fahrzeugtechnik Ges.m.b.H. mit 50 Prozent beteiligt ist, beschäftigt nach dem planmäßigen Hochfahren der Voyager- Fertigung nunmehr rund 1.400 Mitarbeiter und trägt damit wesentlich zur Entlastung des regionalen Arbeitsmarktes bei . Auch die interne Organisation des Kon- zerns wurde auf die geänderten Verhältnis- se ausgerichtet. Seit J. 1. 1993 verstärkt Dipl.-Ing. Dr. Thurow den Vorstand der Steyr-Daimler-Puch AG und hat gemein- sam mit Dkfm. Dr. Koch die operative Führung des Geschäftsbereiches Steyr Antriebstechnik in Steyr und die Geschäftsführung der Steyr Landmaschi- nentechnik Ges.m.b.H. in St. Valentin übernommen. Damit werden alle großen industriellen Kernbereiche des Konzerns direkt von Vorstandsmitgliedern geführt, womit eine Reihe positiver Effekte, insbe- sondere eine Verkürzung von Entschei- dungswegen und Verflachung der Aufbau- organisation, verbunden sind . Offensivstrate2ie für neue Produkte Neben diesen rein internen und in ihrem Charakter defensiven Maßnahmen auf den Gebieten Kosten und Organisationsstruk- tur wird in Marketing und Vertrieb sowie in Forschung und Entwicklung eine Offen- sivstrategie verfolgt. Unter ambitionierten Kosten- und Terminvorgaben wird in den Hauptgeschäftsfeldern des Kon~erns die Entwicklung neuer Produkte vorangetrie- STEYR

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