Amtsblatt der Stadt Steyr 1993/6
Blick in einen der Säle der Schloßbi- bliothek Fotos: Hartlauer Lamberg'sehe Schloßbibliothek geöffnet Nach dem Absch luß des Benützungsübe- reinkommens zwischen den Österreichi- schen Bundesforsten und der Stadt Steyr wurde nun die Lamberg'sche Schloßbi- bliothek der Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen des Tourismusverbandes Steyr zugänglich gemacht. Schon Georg Siegmund von Lamberg - Burggraf von Steyr, 1614 bis I630 - legte den Grundstock zur späteren Schloßbiblio- thek. Eine große inhaltliche Bestandsver- mehrung erfolgte unter dem Grafen Johann Maximilian von Lamberg, dessen Porträt den ersten Raum schmückt. Dieser war der Sohn des genannten Georg Siegmund, machte schnell Karriere, erhielt die Herr- schaft Steyr als Pfand, wurde 1636 in den Grafen- und fünf Jahre später in den Reichsgrafenstand erhoben. Johann Maximilian von Lamberg war an den Verhandlungen und dem Abschluß des Westfälischen Friedens, dem Ende des Dreißigjährigen Krieges ( 1648) in führen- der Position beteiligt. Davon künden seine Tagebücher, die im Oö. Landesmuseum aufbewahrt sind. Von seinen diplomati- schen Reisen brachte er bedeutende und wertvolle Bücher nach Steyr mit, die er seiner Bibliothek einverleibte. Er starb 1672. Die bibliophile Neigung hatte auch sein Sohn Franz Josef. Er starb am 12. Novem- ber I7 I2 und es folgte der in der Herr- schaft Steyr drittgeborene Sohn Anton. ln dessen Zeit fallen der verheerende Stadt- brand von 1727, der Neubau der Styraburg als Schloß und die Errichtung der Lam- berg'schen Bibliothek, wie sie sich uns jetzt darbietet. 6/154 Nach seinem Sohn Johann Nepomuk Frie- drich ging die Herrschaft Steyr 1797 an die zweite Linie über. Karl Eugen von Lam- berg war ke ine ruhige Besitzerschaft ver- gönnt. So mußte er die Schäden auch in der Bibliothek anläßlich der Einfälle der Franzosen in den Jahren 1800, 1805 und 1809 und des großen Brandes von 1824 beheben. Trotzdem vermehrte er die Bibliothek durch wertvolle Erwerbungen. 1938 wurde das Schloß Lamberg und somit auch die Bibliothek von der Reichs- forstverwaltung angekauft und kam dann an den Reichsgau Oberdonau. 1957 wurden die ehemaligen Besitzer durch die Republik Österreich abgelöst. Nach dringenden baulichen Maßnahmen, die einen Betrag von über zwei Millionen Schilling erforderten, fand zunächst eine Bestandssicherung der Lambcrg'schen Schloßbibliothek statt. Im April 1975 ord- neten Beamte der Bundesstaatlichen Studi- Bürgermeister Hermann Leithen- mayr konnte zur Eröffnung der Schloßbibliothek auch Labg. Ger- mania Fösleitner begrüßen, die in Vertretung von Kultur-Landesrat Dr. Pühringer zusagte, daß sich auch das Land an den Kosten für die Schloßbibliothek beteiligen werde. Foto: Kranzmayr Gedruckl :tuf umweltfreundlichem. chlorfrei gebleichtem Pttpier cnbibliothck Linz, der auch weiterhin die wissenschaftliche Betreuung zukommt, mustergültig den Buchbestand. Die Verluste können als bescheiden bezeichnet werden. Unter den 11.400 1-.ala logisierten Büchern sind u. a. viele Drude aus dem 16. Jahrhundert, darunlcr ausgc sprachen seltene Bücher aus aller l lern:11 Länder, viele abgeschlossene Lexil-.a d ·s 18. Jahrhunderts und zahllose Ausgab ·11 an Belletristik aus der Biedermcicr1.ei1. Um die Lamberg'sche Schloßbibliolhcl-. als neuen Anziehungspunkt unserer Sladl zugänglich zu machen, waren wichl i •e Arbeiten in den letzten Monaten no1wc11 dig. Die Gesamtkosten (Baumcislerarh ·i ten, Elektroinstallation, Beleuchtung, Ein bruchsmeldesystem, Brandmclclcanlage usw.) belaufen sich auf nahezu S 1,500.000,-. Einen beträchtlichen Teil steuerte der Hausherr, die Österreichischen Bundesforste, bei .. STEYR
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