Amtsblatt der Stadt Steyr 1992/11
Steyr Nutzfahrzeuge in der Gewinnzone Ein erfolgreiches Geschäftsjahr 1991/92 hat die Steyr Nutzfahrzeuge AG mit dem 30. 6. 1992 abgeschlossen. Trotz voller Ausnützung des Investitionsfreibetrages (IFB) in der Höhe von 71 Mill. S konnte das Unternehmen mit einem Bil anzergeb- nis von knapp 100 Mill. S besser als geplant abschließen. Der Reingewinn beträgt inklusive Gewinnvortrag von 5 1 Mill. S 151 Mill. S. Das berichtete Betriebswirt Horst Rebl, im Vorstand der Steyr Nutzfahrzeuge AG für Finanzen und Controlling verantwortlich, am 23. Okto- ber vor der Presse. Vor Steuern und vor dem Investitionsfrei- betrag betrug der Gewinn 184 Mill. S. Das Unternehmen hat sich also weiterhin erfol- greich entwickelt. Rebl verwies darauf, daß er anläßlich der letzten Bilanzpresse- konferenz angekündigt haue, daß das ein- geleitete Investitionsprogramm das nächste Ergebnis belasten würde. Tatsächlich liegt der Gewinn des Geschäftsjahres trotz der Investitionen, die wie angekündigt, vorge- nommen wurden, um mehr als 40 % höher als im Vorjahr. Der Umsatz stieg von 6.458 Mill. S um 15 % auf 7.427 Mill. S. Die ursprüngliche Erwartung von 7 Mrd. S konnte damit deutlich überschritten werden. Wie erwar- tet nahm das Inlandsgeschäft aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage und des damit zusammenhängenden Rückganges des Gewinn von Markt- anteilen in Österreich Trotz·sinkender Inlandsnachfrage konn- te die Steyr Nutzfahrzeuge AG mit den Steyr Trucks im abgelaufenen Geschäftsjahr den Anteil an Neuzulas- sungen von LKW mit mehr als 8 t Gesamtgewicht gegenüber dem Geschäftsjahr davor um 0,6 % auf 24,4 % steigern und damit die führende Posi- tion auf dem österreichischen Markt ausbauen. Das berichtete Dr. Ernst Pranckl, im Vorstand der Steyr Nutz- fahrzeuge AG für Marketing und Ver- trieb verantwortlich, auf der Pressekon- ferenz am 23. Oktober. Durch die im Oktober 1991 neu einge- führte überarbeitete Mittelklasse konnte die dominierende Stellung in diesem Marktsegment um 5,8 % auf einen Marktanteil von 46,6 % zum Ende des Geschäftsjahres (30. 6. 1992) gesteigert werden. Das heißt, daß praktisch jedes zweite in Österreich zugelassene Mittel- klassefahrzeug aus Steyr kommt. 16/292 Gesamtmarktes etwas ab. Durch die gleichzeitig starke Zunahme der Exporte wuchs deren Anteil am Gesamtgeschäft von 59 % auf 70 %. Der Auftragsstand betrug zum Bi lanzstichtag 1.988 Mill. S. Das Absinken um 20 % ist durch die Abwicklung mehrerer Großaufträge für den Export, insbesondere für Nigerien, Saudi Arabien und China, bedingt. Der Auftragseingang betrug 6.876 Mill. S und liegt damit noch um 8,2 % höher als im Geschäftsjahr 1990/91. Eine wesentliche Stütze von Steyr Trucks ist nach wie vor das erfolgreiche China Schwerlastwagen-Projekt. In Ergänzung dazu wäre China auch an der Übernahme der Technologie eines 6-Zyl inder-Motors der Mittelklasse interessiert. Die chinesi- schen Partner erwarten hierfür allerdings von unserer Seite gestützte Regierungskre- dite, zu denen sich die österreichische Bundesregierung bisher nicht bereitfinden konnte. Mit diesem Motor wäre es mög- lich, die Umwelttechnologie von Steyr nach China zu bringen. Das heißt, die Stickoxyd- und Partikelemission durch Verwendung moderner Fahrzeugdieselmo- toren drastisch zu reduzieren und auch die Lärmentwicklung zu minimieren. Im Rahmen der innerbetrieblichen Maß- nahmen ist es dem Vorstand gelungen, während der außerordentlich starken Inve- stitionsphase auch das Kostensenkungs- programm voranzutreiben. So konnte Rebl darauf verweisen, daß es bei einem Umsatzanstieg von 15 % gelang, die Mit- telbindung in den Vorräten um 7 % zu reduzieren. Weiters konnten die Forderun- gen um 262 Mill. S, oder 25 %, gesenkt werden. Das brachte den Vorteil, in der Hochzinsphase geringere Finanzierungs- kosten aufwenden zu müssen, und trug damit ebenfalls zum guten Jahresergebnis bei. Im Oktober 199 l erfolgte eine Kapitaler- höhung um 100 Mill. S auf 400 Mill. S. Im Jahresbericht wird die gesetzliche Rückla- ge durch die Zuführung von 150 Mill. S Agio aus dieser Kapitalerhöhung mit 189 Mill. S und die anderen Rücklagen aus der Bildung von Investitionsfreibeträgen und der Reserve aus investitionsabhängigen Zuschüssen mit 185 Mill. S ausgewiesen. Obwohl das Anlagevermögen durch das lnvestitionsprogramm von 730 Mill. S um 65 % auf 1.204 Mill. S wuchs, ist eine 85 %ige Deckung durch Eigenmittel gegeben. Das laufende Geschäftsjahr 1992/93 wird aufgrund zweier Einflußgrößen jedoch sicher unter dem Ergebnis von 1990/91 liegen. Erstens wird die Wirtschaftslage in Gedruckl auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier Österreich und im Ausland auch an der Steyr Nutzfahrzeuge AG nicht spurlos vorübergehen. Und zweitens erreicht das Investitionsprogramm mit der Fertigstel- lung der neuen Fahrerhaus-Lackierung sei- nen Höhepunkt. Diese stellt mit einem Volumen von 650 Mill. S das größte Ein- zelvorhaben im Investitionsprogramm von insgesamt 2,8 Mrd . S dar. Deren Abschrei- bungen und deren IFB werden sich im lau- fenden Jahr bereits entsprechend auf das Ergebn is auswirken, ohne daß die Produk- tiv ität der Anlage in dieser Periode bereits wirksam werden kann. Produktion verdoppelt Auf rund 33 LKW pro Arbeitstag hat die Steyr Nutzfahr1,euge AG ihre Produktion ausgeweitet. Durch die Inbetriebnahme der neuen Einbandmontage im Zweischichtbe- trieb konnte die Steigerung von 15 auf 33 Fahrzeuge bewältigt werden. Das erklärte der Sprecher des Vorstandes der Steyr Nutz- fahrzeuge AG, Dipl.-Ing. Dr. Ernst Feizl- mayr, am 23. Oktober vor der Presse. In der mit einem Investitionsaufwand von rund 500 Mill. S erriciyeten und ausgestatte- ten, nahezu 40.000 m Grundfläche umfas- senden LKW-Montagehalle sind folgende Bereiche untergebracht: Rahmenbau mit Stanzanlage, Rahmenverrohrung, Fahrge- stellmontage, Bandlackierung, Prüfband mit Leistungs-, Bremsen- und ABS-Prüfständen, Finishband und Lackierung, sowie diverse Vormontagen und Lager. Die offizielle Eröffnung ist für den kommenden Jänner vorgesehen. Die Produktivitätssteigerung, unter anderem durch die neue Einbandmon- tage, gestattete es, mit nahezu gleichem Mit- arbeiterstand (2.741 Mitarbeiter am 30. 6. 1992) ein wesentlich größeres Auftragsvolu- men zu bewältigen. Unter dem Titel "Inve- stitionen in die spanlose Fertigung" subsum- miert Steyr Trucks im wesentlichen die gesamte neue Fahrerhausfertigung mit einer Kapazität von 14.000 Stück pro Jahr. Dazu gehören der Ausbau des Groß-Preßwerkes, eine neue Fahrerhaus-Rohbaulinie, die Fah- rerhaus-Lackierung und die Fahrerhaus- lnnenausstattung. Das Preßwerk wurde auf 14 Großpressen mit einem Kapazitätsbereich von 350 t bis 1.200 t ausgebaut. Mit Hilfe automatischer Teile- und Abfallentsorgung konnte eine Halbautomatisierung erreicht werden. Die Installation der Fahrerhaus-Rohbaulinie wurde in einer vorhandenen Halle begonnen. Das Fahrerhaus wird von acht vernetzten Knickarmrobotern verschweißt. Das sind: Bodengruppe, Seitenwände, Vorder- und Rückwand, sowie das Dach. Die Türen wer- den von zwei weiteren Robotern geschweißt. Die Fahrerhaus-Lackierung ist ein "Werk im Werk". Der viergeschossige Bau hat eine STEYR
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2