Amtsblatt der Stadt Steyr 1992/9

DIE SEITE DES BÜRGERMEISTERS Liebe Mitbürger, die Fußgeherzone in Steyrdo,f ist nach wie vor Thema heftiger Diskussionen zu · gegensätzlichen Standpunkten: die Kau.f- mannschaji wünscht eine Öffnung der äußeren Sierninger Straße, der Frauen- gasse und Mittere Gasse.für den Fahr- zeugverkehr; eine Gruppe von Bewohnern verlangt die Beibehaltung der bisherigen Regelung und weitere Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Da die gegensätzli- chen Standpunkte zementiert erscheinen, wollten wir das im Stadtstatut vorgesehene Instrument der Volksbefragung anwenden und damit eine demokratische Entschei- dung der betroffenen Bewohner her- be(führen. Das Ergebnis der Volksbefra- gung wäre für den Gemeinderat die Emp- fehlung für eine endgültige Entscheidung über die künftige Verkehrsregelung in Steyrdo,f Die Bewohner des Stadtteiles habe ich ein- geladen, einen Arbeitskreis zu bilden und am Zukunftsmodell für Steyrdorf mitzuar- beiten. Um den Stadtteil aus der Stagnati- on herauszuführen, sollte der Gemeinderat noch heuer Sonderförderungen für die Alt- haussanierung und spezielle Maßnahmen zur Wirtschaft5förderung beschließen. Wenn wir durch um.fassende Sanierung den Wohnstandard in den Altbauten heben, werden in diesen Stadtteil, der als Juwel historischer Stadtbaukunst gilt, wie- der junge Familien ziehen, der hohe Aus- länderanteil wird dann zurückgehen. Wir beteiligen uns mit 270.000 Schilling auch an einer derzeit laufenden Studie zur Erstellung eines Strukturkonzeptes für den wirtschaftlichen Auf~chwung in Steyrdorf Vun uns uus wird ulles ietun, um hier ein effizientes Erneuerungsprogramm durch- zuführen. Die Entscheidung über die end- gültige Verkehrsregelung ist ein Teil des Maßnahmenpaketes. Dieses von mir ins Auge gefaßte Vorgehen sollte im Gemeinderat am 10. September mit dem Beschluß zu einer Volksbefragung eingeleitet werden. Nun brachten aber am Beginn der Sitzung die Freiheitlichen und die Volkspartei Dringlichkeitsanträge ein, die eine teilweise Aufhebung der bestehen- den Verkehrsregelung in Steyrdorf zum Inhalt hatten. Für die im Dringlichkeitsan- trag geforderten Maßnahmen sind aber laut Stadtstatut der Verkehrsreferent, Vize- bürgermeister Dr. Pfeil, und ich als Bür- germeister zuständig. Daher konnte ich diese Anträge nicht in die Tagesordnung des Gemeinderates aufnehmen! Nach einer von den Freiheitlichen geforderten Sit- zungsunterbrechung erklärte Vizebürger- meister Dr. Pfeil, namens der FPÖ, ÖVP und GAL, daß diese Fraktionen den Saal verlassen. Da nun der Gemeinderat nicht mehr beschlußfähig war, mußte ich als Bürgermeister die Sitzung schließen. Mit bedauerlichen Konsequenzen: Es kam nicht zur Beschlußfassung über die millionenschwere Förderung für das Gewerbe und die Althaussanierung in Steyrdorf, die bereits mit 1. Oktober wirk- sam geworden wäre. Außerdem konnten andere wichtige Projekte, wie z.B. der Fußgeherübergang Plenklberg, nicht beschlossen werden. Die von uns beabsichtigte Volksbefragung wäre ein Weg gewesen, über die bestehen- den Gegesätze hinweg eine demokratische Entscheidung als Basis für eine versöhnli- che Zusammenarbeit zu.finden. Ich werde mich trotzdem weiterhin intensiv um Ver- ständigung und um Interessenausgleich bemühen, denn ich sehe für Steyrdorf drin- gendsten Handlungsbedarf Die von der Stadt in Auftrag gegebene Stu- die über die Konzeption der Fachhoch- schule Steyr liegt nun vor und wir werben bei Land und Bund mit gut begründeten Argumenten um die Errichtung dieser Schule. Die Studie belegt eindrucksvoll die Standortvorteile einer solchen Ausbil- dungsstätte in unserer Stadt. Aus heutiger Sicht scheint die Realisierung einer eigen- ständigen Schule in Steyr als Bundesfach- hochschule oder als Institut mit eigener Trägerschaft günstiger als die Gründung einer Fachhochschule aufLandesebene mit einem Standort in Steyr. Es werden zwei Studiengänge vorgeschlagen, die stu- fenweise entwickelt und umgesetzt werden sollen, und zwar die Ausbildung zum Wirt- schaftsingenieur und der Studiengang Maschinenbau mit Schwerpunkt Entwick- lung und Konstruktion. Zwei Standorte, auf denen der Studienbetrieb abgewickelt wird, wären das Forschungs- und Ausbil- dungszentrum für Arbeit und Technik Gedmckt auf umweltfreund l ichem, chlorfrei gebleichtem Papier (FAZAT) und die Höhere Technische Bun- deslehranstalt Steyr. Vorhandene Ressour- cen könnten hier optimal genutzt werden. Wir rechnen mit Einrichtungs- und Aus- stattungskosten von etwa 170 Mill. S und jährlichen Betriebskosten in Höhe von 37 Mill. S beim Persona/aufwand und 14,5 Mill. S beim Sachaufwand. Das Konzept geht von 600 Studenten aus. Als frühester Termin für die Aufnahme eines Studienbe- triebes wird das Wintersemester 1994/95 genannt. Den größten Einsatz verlangt nun die Erstellung eines Finanzierungskonzeptes in Zusammenarbeit mit Land und Bund, wobei natürlich auch die Stadt tief in die Tasche greifen muß. Es geht hier aber um eine historische Chance für Steyr und die gesamte Region: Wie wir überall in Deutschland sehen können, ist die Grün- dung der postsekundären Ausbildungsein- richtung Fachhochschule eine der besten bildungs- und innovationspolitischen Inve- stitionen. Das heißt für die Praxis, daß unsere hoch qualifizierten Industriebet1·ie- be bestens ausgebildeten Nachwuchs direkt am Standort zur Verfügung haben und Steyr besonders für die Gründung und Erweiterung von Betrieben interessant wird. Erheblich sind auch die finanziellen Rückflüsse: wir rechnen mit 72 Mill. S, die aus den Investitionen der heimischen Wirt- schaft zugute kommen und mit einem jähr- lichen Umsatzzuwachs für die Region in Höhe von 43 Mill. Saus dem Betrieb der Fach.hoch.schule. Zielstrebig wird an vielen Stellen der Stadt am Kanalbau gearbeitet. Eines der wich- tigsten Projekte ist der Kanalbau in Rich- tung Christkindlsiedlung. Fortsetzung Seite 5

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