Amtsblatt der Stadt Steyr 1992/5

BMW-Ingenieure denken weit in die Zukunft Neues Forschungs- und Ingenieurzentrum der BMWAG in Münchenfar 6.000 Fachleute Auf Einladung der Geschäftsführung der BMW Motoren Gesellschaft in Steyr besuch- te der Stadtsenat das neue Forschungs- und Ingenieurzentrum der BMW AG in Mün- chen, wo auf einem 100.000 Quadratmeter großen Areal mit Investitionen von 8,4 Milli- arden Schilling modernste Arbeitsplätze für 6.000 Fachleute eingerichtet wurden. Die Vertreter der Stadt Steyr konnten sich auch über neueste Trends bei der Steuerung des Verkehrsflusses in Ballungsräumen informie- ren und wertvolle Anregungen mit nach Hause nehmen. Bürgermeister Hermann Leit- henmayr dankte Dr. Herwig Letz von der Geschäftsführung in Steyr für die interessan- ten Informationen und sagte, daß die hoch- karätigen Forschungsaktivitäten der BMW auch ein Garant für Sicherung der Arbeits- plätze im Motorenwerk in Steyr seien. Im BMW Forschungs- und Ingenieurzentrum (FIZ) arbeiten Techniker und Ingenieure an der Zukunft des Automobils. Konstruktions- büros, Werk- und Fertigungsstätten und modernste Prüfstände bieten der BMW- Mannschaft ideale Bedingungen beim effizi- enten Entwickeln von Automobilen. Effizienz war von Beginn an der Leitgedanke des Pro- jektes. Die FIZ-Idee: Alle Bereiche des Auto- mobilunternehmens BMW räumlich zusam- menzuführen, die neue Fahrzeuge und dazu die Fertigungstechnik entwickeln oder diesen Bereichen zuarbeiten. Der architektonische Gedanke besitzt Logik: Wer nahe beieinander sitzt, kann leichter über Fachgrenzen hinweg zusammenarbeiten. Im FIZ arbeiten alle Abteilungen, die an der Produktionsentwicklung beteiligt sind, unter einem Dach. Das ist in der Automobilindu- strie bis heute einmalig. Abteilungen aus For- schung, Entwicklung, Technischer Planung, Fertigungstechnik, Qualitätssicherung, Wert- analyse und Kostencontrolling, Einkauf und Logistik sowie Patent- und Personalwesen arbeiten im Wortsinne eng zusammen. Ideenaustausch leicht gemacht Ingenieure entwickeln rund 80 Prozent ihrer Ideen bei persönlichen Kontakten zu anderen Kollegen. Sind die Arbeitsplätze mehr als 30 bis 50 Meter voneinander entfernt, besteht jedoch eine deutliche Hemmschwelle. Selbst Telefone, Aufzüge und Türen sind Kommu nikations-Killer. Dies ergaben Untersuchun- STEYR Das BMW Forschungs- und Ingenieurzentrum im Münchner Norden: 100.000 m2 groß und 8,4 Milliarden Schilling teuer gen am Massachusetts Institute of Technolo- gy über das Kommunikationsverhalten von Forschungs- und Entwicklungsingenieuren. Die FIZ-Planer begannen ihre Arbeit deshalb mit einer detaillierten Analyse des Entwick- lungsablaufes. Sie untersuchten, welche Mit- arbeiter am häufigsten miteinander sprechen. Diese Kommunikationsbeziehungen waren das wichtigste Kriterium für den Entwurf des neuen Entwicklungszentrums. So wie der Materialfluß der Teile in der Pro- duktion seit langem die Fabrikanlagen bestimmt, sollte der "geistige Materialfluß" den Aufbau des Forschungszentrums bestim- men. Die Konsequenz dieser Idee: Die Raum- folge im FIZ ergab sich aus dem Ablauf der Fahrzeugentwicklung innerhalb der Schwer- punkte Karosserie, Fahrwerk und Antrieb. Entwicklung optimal verkettet Die neuen Gebäude des BMW Forschungs- und Ingenieurzentrums sind praxisgerecht angeordnet. Sie richten sich nicht nach orga- nisatorischen Grenzen und Hierarchien. Ein Beispiel: Die Planer ordneten die Konstrukti- onsabteilungen der Entwicklung den entspre- chenden Abteilungen der Fertigungsplanung direkt zu. Der Türen-Konstrukteur sitzt jetzt nahe bei seinem Partner von der Fertigungs- planung. Nur ein Gang oder ein Stockwerk trennt ihn vom Preßwerk-, Lack- oder Roh- bauspezialisten. Musterbau und Pilotwerk, also die Bereiche, in denen Baumuster angefertigt werden und Gcdruck l auf umwcl1frcur1dlichcm. chlorfrei geblcich1crn Papier vor dem Serienanlauf die Produktion durch- gespielt wird, befinden sich nur wenige Meter entfernt. Konstruktionsbüros liegen auf glei- cher Höhe wie Musterbau-Werkstätten, kür- zeste Wege und direkte Kommunikation sind verwirklicht. Besser als bisher kann der Kon- strukteur das Fahrzeug vom Stylingmodell bis zur Vorserienfertigung verfolgen, das Ergeb- nis seiner Arbeit beurteilen. Der durchgängi- ge Datenfluß ermöglicht es: Die Entwick- lungsschritte sind optimal verkettet. Alle Abteilungen im BMW Forschungs- und Ingenieurzentrum arbeiten mit modernsten technischen Hilfsmitteln. Ein hochentwickel- tes zentrales Informationsnetz erleichtert die efti.ziente Zusammenarbeit. Das tief gesetzte Trapezdach über der Eingangshalle reduziert die gewaltigen Dimensionen der viel- ~ faltig gegliederten Bauwerke auf ein am Menschen orientiertes Maß 11 /111

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