Amtsblatt der Stadt Steyr 1992/4

DIE SEITE DES BÜRGERMEISTERS Liebe Mitbürger, wir bemühen uns mir allen Kräfien, daß in Steyr die erste Fachhochschule Oberöster- reichs gebaut wird. Ein Gremium unter dem Vorsitz von Landesrat Dr . Leirl hat sich aber für Wels ausgesprochen. Unsere fachlich fundierten Argumente wurden nicht berücksichtigt und Wels der Vorzug gegeben, weil sich diese Stadt bereit erklärt hat, auf ihre Kosten den Neubau zu errichten. Wenn eine solche Schule an den Meistbieter verkauft wird, ist das gegen den Geist der gültigen Gesetze. Noch ist aber das letzte Wort nicht gespro- chen. fm Unterrichtsministerium wurde bestätigt, daß man in Wien sehr wohl die begründeten Argumente hört, die für Steyr als Standort sprechen. Ich habe mit Ver- tretern der in Steyr ansässigen Unterneh- men , der HTL, des Forschungs- und Aus- hildungszentrums für Arbeit und Technik und des Magistrates eine Arbeitsgruppe gebildet , die in einem Memorandum dar- stellt, daß Steyr die weitaus besseren Sach- argumente als Standort für den Neubau einer Fachhochschule für Maschinenbau hat. Wir werden dazu unsere Vorstellun- gen massiv bei Land und Bund einbringen. Die Steyrer HTL wurde mit Investitionen von weit über 200 Mill.Sauf neuesten Standard gebracht. Ohne zusätzliche Inve- stitionen könnte in dieser Schule sofort mit dem ersten Jahrgang der Fachhochschule begonnen werden. In der schmerzvollen Umstrukturierung der Steyr-Werke, die an die 4.000 Arbeits- plätze gekostet hat, investierte die Stadt Steyr 200 Millionenfiir die Ansiedlung multinationaler Konzerne, wie BMW, SNF, SKF usw., um neue , zukunfissichere Arbeitsplätze zu bekommen. Die Stadt setz- te damit auch einen entscheidenden Impuls, daß aus einer Krisenregion wieder ein begehrter Industriestandort geworden ist. Nun soll die dadurch in Schulden gera- tene Stadt gigantische Beträge für den Neubau einer Fachhochschule anbieten. Steyr ist heute aufi:rund der Niederlassung international bedeutender Unternehmen ein Standort für High-Tech. In den For- schungsinstituten von BMW und Steyr- Antriebstechnik arbeiten Fachleute mit Weltruf, die für eine Fachhochschule als Lehrer zur Ve,jugung stehen. Die hohen Anforderungen dieser Betriebe an die Mitarbeiter bedingt die Ausbildung an der Fachhochschule. Die für eine effizi- ente Ausbildung notwendige enge Zusam- menarbeit von Fachleuten aus der indu- striellen Praxis mit den Studenten hat in Oberösterreich nirgends so günstige Vor- aussetzungen wie in Steyr. Groteskerweise wird in der Begründung der Ablehnung die Randlage Steyrs als Argument genannt. Weil Steyr die seit Jahrzehnten geforderte Anbindung an den oö. Zentralraum nicht bekommt, - und hier ist das Land Oberösterreich auch beteiligt - hat Steyr noch immer das Handikap der Randlage. Wenn nun Steyr mit größten eigenen Anstrengungen und finan ziellen Opfern wieder ein begehrter Industriestan- dort geworden und für international tätige Konzerne attraktiv geworden ist, müßte die Stadt auch würdig für die Errichtung einer Fachhochschule sein. Wir forcieren den Ausbau der Versorgung mit der umwelfji·eundlichen Energie Erd- gas. Schwerpunkte sind derzeit Münich- holz und die Waldrandsiedlung. Bei genü- gender Anzahl von Interessenten wollen wir in alle Gebiete der Stadt die Erdgaslei- tungen legen. Ich möchte ganz deutlich sagen, daß für mich der Ausbau der Erd- gasversorgung innerhalb des Stadtgebietes absoluten Vorrang hat. Die Anschlußwün- sche von Garsten wollen wir gerne e,julc len, aber nicht auf Kosten einer Beschrän- kung im Stadtgebiet. Wenn die Gemeinde Garsten die Finanzierung der Kapitalko- sten für die Investitionen aufbringt, können wir sofort auch das benachbarte Gemein- degebiet aufschließen. Die City-Busse erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die Fahrgast-Frequenz ist stPigend. F.inP RP.~tätigung, wiP richtig rliP Einführung dieser Linien war; aus der Bevölkerung kommen Wünsche nach einer Ausweitung der City-Buslinien. Es handelt sich um die Gebiete Kegelpriel-, Neu- straße, Fischhub, Waldrandsiedlung , Kohlanger-Wehrgraben, Landarbeiter- Siedlung und Gleink. Ich bin sehr dafür, den öffentlichen Verkehr so weit auszubau- en, daß in einer Art von "Kleeblatt-Ver- kehr" auch die Randgebiete Steyrs täglich mehrmals von öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Mit den derzeit zur Ve,fü- gung stehenden City-Bussen - es sind fünf- können wir neue Linien nicht bedienen. Ich hin daher für den Ankauf zusätzlicher Gedruckt uu! umwc ltfrcundl1chem, chlorfre i gcblciclnem Papier City-Busse. Zur Finanzierung wollen wir die Einnahmen aus Parkgebühren verwen- den. Ich halte das für eine sinnvolle Maß- nahme, um kontinuierlich eine Verlage- rung vom Individualverkehrsmittel PKW auf öffentliche Verkehrslinien zu realisie- ren. Übrigens noch eine Bemerkung zu den Fahrpreisen der City-Busse. Bei einer Beji-agung durch die Universität Linz in Steyrdo,f wurde erhoben, daß die Bevölke- rung einen Fahrpreis von 5 Schilling für eine Fahrt mit dem City-Bus als angemes- sen findet. Tatsächlich kostet die Fahrt bei Verwendung einer Monats-Net zkarte (Kaufpreis S 250.-) nur S 2,60 pro Strecke , wobei hier als Berechnungsgrund- lage 95 Fahrten genommen wurden. Bei einer Strecken-Monatskarte sind es S 2,77 (75 Fahrten). Das heißt, wir liegen mit diesem Preisjur eine etwa 3 km lange Fahrt weit unter dem Preis der Kosten fiir einen Kilometer Autofahrt. Bekanntlich liegt das amtliche Kilometergeld derzeit bei S 4,30 pro Kilometer. Der Preis von S 14 .-jur die Einzelkarte soll ja dazu ver- anlassen , die wirklich sehr günstigen Netz- oder Streckenkarten zu verwenden , denn wir wollen erreichen, daß die Bürger nicht nur gelegentlich in das öffentliche Verkehrsmittel einsteigen , sondern konti- nuierlich das umweltji-eundliche Angebot nutzen. Herzlichst Ihr

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