Amtsblatt der Stadt Steyr 1992/1

Fortsetzung von Seite 3 und nur dann werden die Arbeitsplätze sicher sein. Eigentlich wird dort oben ein neues Werk gebaut: ein neues Karosseriewerk, ein neues Lackierwerk und ein neues Montage- werk. Bei der Steyr-Daimler-Puch AG ein neues Getriebewerk und die ersten Meilen- steine sind bereits überall gesetzt. Ich glaube, wir haben mit unserer Wirt- schaftspolitik und mit unserer Bemühung die Steyrer Großindustrie in ihrer Umstruktu- rierung über die schwierigsten Phasen ge- bracht und alle diese Betriebe sind in einem starken Aufwärts-Trend. Ich bin guten Mutes, daß uns dies gelungen ist und auch das Risiko ist dadurch gestreut, daß unterschied! ichc Ei- gentümer vorhanden sind. Die Todsünden der Vergangenheit hat man offensichtlich lange Zeit nicht erkannt und man hat nicht reagiert. Die besten Möglichkeiten für eine Verbesse- rung des Branchen-Mixes, für eine Verbesse- rung der Wirtschaftsstruktur hfüten sich niim- lich nach dem 1. und nach dem 2. Weltkrieg ergeben. Dort hätte man Chancen gehabt , an- dere Branchen mit einzubeziehen und sie aufzubauen. Es ist aber leider nicht so cinfa<.:11 . Die Menschen in Steyr sind in der Metall branche groß geworden, dort haben sie sich über Generationen hinweg Fähigkeiten und besondere Fertigkeiten angeeignet. Auch un sere Ausbildungssysteme sind ganz beson ders perfektioniert in diesem Bereich und es ist daher nicht einfach, neue zusätzliche Wirtschaftszweige anzusiedeln. Ich würde mich sehr freuen, wenn es neben der Metall - branche noch mehrere solche Betriebe wie d ic Firma Sommerhuber im Keramikbereich oder die Firma Eckelt geben würde. Einige Mittel betriebe dieser Größenordnung bräuchten wir noch; ·das wäre für unsere Struktur sehr gut. Das Risiko ist trotzdem stark vermindert, weil nämlich nicht zu erwarten ist, daß gleichzeitig BMW, MAN, SKF, Steyr-Daimler-Puch in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Er- stens sind die Produkte in verschiedenen Be- reichen diversifiziert und zweitens sind die Eigentümerstrukturen doch geeignet, solche gefährlichen Entwicklungen, wie sie in der Vergangenheit mehrfach passiert sind, weit- gehend unmöglich zu machen. Wir werden uns bemühen müssen, noch Betriebe anzusie- deln. Wir haben hier Vorsorgen getroffen, es ist aber auch notwendig, zusätzlich neue Maß- stäbe zu setzen und das unterstütze ich beson- ders im Ausbildungsbereich. In diesem Budget sind auch Meilensteine in der Sozialpolitik festgeschrieben. Im Kinder- gartenbereich setzen wir Schwerpunkte am Plenklberg, in Taschlried, im Wehrgraben und bringen andere Kindergärten auf den neuesten Stand. Vein ganz besonderer Bedeutung ist meiner Meinung nach die massive Unterstützung der Stadt für den Verein Lebenshilfe, der ein Heim um rund 36 Millionen Schilling für geistig und körperlich behinderte Kinder er- richtet. Ich glaube, das ist eine neue Qualität in der Sozialpolitik unserer Stadt. Wir werden 6 die "Geschützte Werkstätte", von der so lange die Rede war, jetzt wirklich in die Tat umset- zen. Die Stadt wird hier das Grundstück be- reitstellen. Wir glauben, daß in der vollen Ausbaustufe dann 50 bis 70 Personen, die wahrscheinlich auf dem normalen Arbeits- markt nicht unterzubringen sind, in diesem Bereich Arbeit und damit Selbstverwirk- 1 ichungfinden. EineWürde, die sie sonst nicht erfahren könnten. Und das ist meiner Mei- nung nach ein weiterer großer Fortschritt in diesem Bereich. Der Ausbau der Sportstätten ist im Gemeinde- rat ein heißes Thema, weil diskutiert wird, ob das Hallenbad das Prestige-Projekt ist, oder das Dach über der Eisfläche. Es kann ja nicht alles, was wir in diesem Bereich machen, ein Prestige-Objekt sein. Ich möchte, daß es ge- meinsam getragen wird. Zur Qualität des Standortes Stadt Steyr- Wohnen, Leben, Kul- tur, Freizeit, Arbeit - gehört eben auch ein allraktives Angebot, wie es beispielsweise die Zukunfts- orientierte Wirtschafts- und Sozialpolitik Manager oder die jungen Leute auch in ihrer Freizeit haben wollen. Ich würde den Sport- ausschuß einladen, eine kleine Exkursion zu machen. Vielleicht in die Steiermark, die man als Oberösterreicher manchmal ein bißchen von oben herab ansieht. Fahren wir einmal durch die Mur-Mürz-Furche, da werden wir sehen, welche schönen Sportstätten es dort gibt. Und zwar in jedem kleinen Ort. Im Be- reich Kulturbauten haben wir in der Vergan- genheitgroßartiges geleistet. Das Alte und das Neue Stadttheater sind anerkannt. Es kommen immer wieder Delegationen, um diese Ein- richtungen zu besuchen oder sie in irgendeiner Weise nachzuahmen, wobei besonders das Alte Stadttheater als sehr gelungen empfun- den wird. Aber bei den Sportstätten sind wir mit einer Sporthalle, die ursprünglich eine Garage war, bei weitem nicht richtig ausge- stattet. Wir brauchen so etwas wie eine Drei- fach-Turnhalle für unseren Schulbetrieb und für unseren Sportbetrieb, das ist ein Erforder- nis. Wir benötigen auch das Dach über dem Eis und selbstverständlich auch ein modernes Hallenbad. Eigentlich gehört all das auch in den Schulbetrieb eingebunden. Außerdem haben wir zu wenig Turnsäle. Der Turn- unterricht findet zum großen Teil auch auf Gedruck1 aur umweilfreundlichem, chlorfrei gebleichlem Papier dem Eislaufplatz und in den Bädern statt. Wir sollten das schon so sehen, und es trifft den Nagel nicht auf den Kopf, wenn man meint, daß man es machen oder nicht machen soll, weil die Eishockey-Spieler ein wenig besser oder schlechter spielen. Ich sehe diese The- men in einer ganzheitlichen Betrachtung und ich würde mich doch sehr freuen, wenn wir hier zu gemeinsamen Auffassungen kommen könnten. Wir müssen auch über das Budget hinaus denken. Es kommen große Anforderungen auf uns zu: l 00 Millionen für das Hallenbad und weitere 100 für die Verkehrsdrehscheibe. Ohne Verkehrsdrehscheibe am Bahnhof fällt das gesamte Verkehrskonzept, sagt der Verkehrsplaner Dr. Stickler. Wir brauchen dazu die Finanzierungshilfen des Bundes und des Landes. Wir brauchen eine Bezirkssport- halle, die heute rund 45 Millionen kosten würde, aber wir brauchen auch ein neues Kommunalzentrum für unsere städtischen Unternehmungen, die in verschiedenen Tei- len der Stadt untergebracht sind und nicht betriebswirtschaftlich organ1s1ert werden können. Wir haben in Sackgassen-Situationen den Wirtschaftshof in einem alten Bauernhof untergebracht. In einer zu kleinen und auch veralteten Garage stehen die Autobusse der Verkehrsbetriebe und wir können dort nicht einmal die City-Busse einstellen. Wir müssen feststellen, daß das Gaswerk und das Wasserwerk auch in einer Sackgassen-Situa- tion im Wehrgraben untergebracht sind, die Gärtnerei ist wieder an einem anderen Ort und die Bürobereiche sind ebenfalls woanders. Es ist also keine optimale Voraussetzung für die Serviceleistung, die eine Stadt wie Steyr braucht, vorhanden. Wir müssen hier zusam- menfassen, neu betriebswirtschaftlich organi- sieren und Synergie-Effekte ausnutzen. Darin sehe ich auch Ansatzpunkte für Einsparungen. Natürlich ist dies ein großer Brocken und eine große Belastung für die kommenden Budgets, aber wir werden schneller als wir glauben mit diesen Dingen konfrontiert werden. Insgesamt betrachtet, glaube ich, daß wir uns sehr bemüht haben, die wichtigsten Dinge, die uns am meisten bewegen und von denen wir glauben, daß sie für die Stadt notwendig sind, zumindest ansatzweise in dieses Budget heincinzuschreiben. Es wird niemals gelin- gen, eine volle Übereinstimmung zustande zu bringen, aber ich bin doch sehr froh darüber, daß zumindest eine große Mehrheit diesem Budget zugestimmt hat. Herzlichst Ihr STEYR

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