Amtsblatt der Stadt Steyr 1991/11

Neue LKW der US-Armee von SteyrAntriebs- technik entwickelt Die neue Generation geländegängiger LKW für die amerikanischen Streitkräfte beruht auf Know-How aus Steyr. Gegen stärkste Kon- kurrenz konnte sich der im Bereich Antriebs- technik der Steyr-Daimler-Puch AG entwik- kelte LKW erfolgreich behaupten. Der US- Partner der Steyr Antriebstechnik, die texa- nischeFinnaStewart&Stevenson, erhieltden Auftrag zur Produktion von 11.000 Fahrzeu- gen in den nächsten 5 Jahren. Für das ober- österreichische High-Tech Unternehmen ist dieser Auftrag der entscheidende Durchbruch in der internationalen Fachwelt. Mit dem 1988 ausgeschriebenen Entwick- lungsauftrag wird der zum Teil überaltete LKW-Bestand der US-Armee durch eine neuentwickelte, extrem geländegängige Fahr- zeuggeneration für 2,5 und 5 Tonnen Nutzlast ersetzt. Voraussetzung war die Verwendung von amerikanischen Komponenten und die Montage der LKW in den USA. Den Tech- nikern in Steyr gelang es, in nur 14 Monaten eine komplett neue Fahrzeugreihe zu entwik- keln. 17 Prototypen wurden Anfang 1990 an die amerikanischen Streitkräfte geliefert und härtesten Tests, wie z. B. Flugzeugverladung, Fallschirmabwurf, Durchquerung von 1,60 m tiefen Gewässern und extremen Klima- bedingungen, unterzogen. Aus diesem Entwicklungsauftrag erhält die Steyr-Daimler-Puch AG eine fixe Lizenz- gebühr für jedes in USA produzierte und der Armee übergebene Fahrzeug. Wie man sei- tens Steyr betont, ist eine Erhöhung der Gesamtstückzahl wahrscheinlich, die bis zu einer Verdoppelung führen kann. 3000. Kornposter übergeben DieKomposteraktion, die vom Land Ober- österreich seit dem vergangenen Jahr durchgeführt und von der Stadt Steyr orga- nisiert und finanziell unterstützt wird, hat eine neue Rekordmarke erreicht. Der da- mals geschäftsführende Vizebürgermei- ster Leithenmayr und der Stadtrat für Um- weltschutz, Dkfrn. Zagler, überreichten Frau Gertrude Granegger aus der Wald- randsiedlung den 3000. Kornposter. Derzeit liegen 607 Anmeldungen für Korn- poster vor und es ist bis zum Jahresschluß aufgrund der bisherigen Erfahrung mit etwa 900 Anmeldungen zu rechnen. Der Stadtsenat beantragte beim Gemein- derat die Freigabe von 946.000 Schilling für die Finanzierung der Aktion bis Jah- resende. Die Stadt gibt pro Behälter einen Zuschuß von 155 Schilling. Im Jahre 1990 gab die Stadt als Beitrag für 2262 Korn- poster 350.610 Schilling. STEYR Pilgerfahrt des französischen Vereines der Deportierten und der Familien der Ve1mißten von Mauthausen und seiner Nebenlager am 28. Oktober 1991 zum KZ-Gedenkstein an der Haager Straße Im Auftrag des Bürgermeisters begrüßte die LAbg. Gertrude Schreiberhuber in Anwe- senheit von Vertretern des Vereines Mauthausen Aktiv Steyr eine Delegation des französischen Mauthausen-Vereines beim Gedenkstein an der Haager Straße. Das Mahnmal dient dem Gedenken an jene anonyme Ma:sse von Menschen, die hier - größtenteils unbeachtet von der Bevölke- rung - ihr Leben fristen mußten. Die Ärm- sten unter den Armen waren die tausenden Fremdarbeiterinnen und -arbeiter sowie die Gefangenen des Konzentrationslagers Steyr-Münichholz, welches als ältestes der Teillager von Mauthausen errichtet wurde. Sie wurden direkt in der Rüstungsindustrie eingesetzt, ebenso aber beim Hallen- und Straßenbau im Werksgelände, bei der Er- richtung von Luftschutzbunkern und -Stol- len für die Stadt Steyr und vereinzelt auch bei Siedlungsbauten. Zum größten Teil be- fanden sich neben einigen Kriminellen rus- sische, jugoslawische und polnische Häft- linge im Lager sowie spanische und fran- zösische Freiheitskämpfer, deren Gedenken vor allem der Besuch der französischen Delegation galt. Wirtschaftliche Schwierigkeiten, akute in- nenpolitische Entwicklungen - Ausländer- feindlichkeit und verstärkter Zulauf zum ex- trem rechten politischen Lager-, gepaart mit der Diktion der nationalsozialistischen Ära drohen in zunehmendem Maße das Ge- schichtsbild zu verschieben und bringen das Gedenken in das Spannungsfeld der heuti- gen Zeit. Umsomehr ist darauf zu achten, daß der Gedenkstein an der Haager Straße dort auch seinen immerwährenden Platz ha- ben wird, zum Gedenken und zur Mahnung gleiche1maßen dafür, daß die rasante Expan- sion der österreichischen Wirtschaft, insbe- sondere der Industrieproduktion zwischen 1938 und 1944 nicht nur auf massive lnvestitionen des NS-Staates zurückzufüh- ren ist, sondern mittels der brutalen Aus- beutung ausländischer Arbeitskräfte, Kriegsgefangener und KZ-Häftlinge und durch die extensive Nutzung der Ressourcen von besetzten Gebieten möglich gemacht wurde. BMW bringt Bahn in Fahrt 500.000 Tonnen haben die Österreichischen Bundesbahnen seit Bestehen des BMW Mo- torenwerkes in Steyr für BMW transportiert. 1990 wurden erstmals über 100.000 Tonnen befördert, damit hat sich das Aufkommen in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt. In den nächsten Jahren wird sich das Volumen weiter erhöhen, 1991 wird es bei etwa 120.000 Tonnen liegen. Über 90 Prozent aller in Steyr produzierten Motoren werden aufder Schiene versandt. Bereits 70 Prozent des Gesamttrans- portaufkommens (Zulieferung und Versand) von BMW werden per Bahn abgewickelt. Seit Gedruckt aur umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier 1989 forciert BMW den Ausbau des Schie- nenverkehrs im Bereich der Zulieferungen, um auch auf diesem Sektor den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Angesichts des vereinigten europäischen Binnenmarktes 1993 denkt BMW bereits über völlig neue Lösungen nach. Die direkte An- bindung des BMW Motorenwerkes Steyr an die Schiene war schon bei der Planung ein wesentlicher Bestandteil. Damit fügte sich auch Steyr gut in den bereits bestehenden BMWWerksverbund (München, Dingolfing, Landshut, seit 1986 Regensburg) ein. 15/343

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2