Amtsblatt der Stadt Steyr 1991/11

· Engagiertes B~lllilhen für die . ·. - Menschen der·Stadt Steyr , _··.- .. - ' .- ' . Heinrich Schwarz legte das Bürgermeisteramt zurück und tritt in den Ruhestand "Aufgrund meiner Erkrankung sehe ich mich außerstande, meine Funktion weiter auszu- üben. Ich lege daher mein Gemeinderats- mandat mit Wirkung vom 6. November 1991 zurück undstehefür eine Wiederkandidatur in der konstituierenden Sitzung des Gemeinde- rates am 7. November nicht mehr zur Ve,ju- gung ... ", sagte Heinrich Schwarz in einem Schreiben an den geschäftsführenden Vize- bürgermeister Hermann Leithenmayr. Mit den folgenden Zeilen verabschiedet sich Heinrich Schwarz als Funktionär, der sich jahrzehntelang durch engagiertes Bemühen für die Menschen unserer Stadt ausgezeichnet hat. nochmals näher auf die Ereignisse einzuge- hen, die mich veranlaßt haben, nicht mehr für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren, ist, so glaube ich, nicht erforderlich. Es ist allseits bekannt und vielfach veröffentlicht worden. Ich möchte aber doch nicht versäu- men, mich bei allen Steyrerinnen und Steyrem offiziell aufdieseWeise zu verabschieden. Ich danke herzlich für das mir von vielen Seiten immer wieder entgegengebrachte Vertrauen und Verständnis. In der Zeit meiner Tätigkeit als Bürgermeister, das sind nunmehr fast acht Jahre, habe ich mich bemüht, diese verantwortungsvolle und nicht leichte Aufga- be nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Ich weiß, daß wir natürlich Fehler gemacht haben, aber, so glaube ich, ist es mir doch gelungen, in demeinen oder anderen Fall eine Hilfestellung geben zu können. Manches Mal auch nicht, obwohl es immer mein Be- streben war, zu helfen. Ich glaube, ich kenne die Sorgen und Nöte der Menschen in unserer Stadt ziemlich genau. Fast bei jedem meiner Sprechtage wurde ich damit konfrontiert. Wenn es auch nicht immer ganz einfach war, habe ich versucht, alle Meinungen in unsere Entscheidungsfindung einzubringen, ganz gleich, von welcher politischen Gruppierung oder Richtung sie gekommen ist. Ob Ent- scheidungen richtig oder falsch sind, stellt 10/338 sich meist erst im nachhinein heraus. Wir hatten uns mit großen und schwierigen Aufga- ben herumzuschlagen, wenn ich im besonde- ren an die strukturellen Veränderungen in unseren großen Industriebetrieben denke. Solche einschneidenden Maßnahmen gehen nicht ohne Schmerzen vorbei, und ich habe persönlich größtes Verständnis für alle jene, die durch Arbeitslosigkeit oder finanzielle Einbußen in Mitleidenschaft gezogen wur- den. Aber, so glaube ich, muß man diese Entwicklungen großräumig sehen, und auch ein Überleben unserer lndustriebet riebe ist für die Stadt und für unsere Region das wichtig- ste. Ein großer europäischer Wirtschaftsraum wird es auch weiterhin mit sich bringen, daß provinzielles Denken und Handeln zurück- stehen muß. Aber nicht nur die Wirtschaft, auch die allgemeine gesellschaftliche Ent- wicklung wird uns vor große Aufgaben stel- len. Ich denke hier im besonderen an die Ost- West- und Süd-Nord-Völkerwanderung, an deren Beginn wir stehen. Diese und die näch- ste Generation wird sich mit dieser Aufgabe auseinanderzusetzen haben und Lösungen im Interesse der Menschen, die hier und anders- wo leben, zu treffen haben. Mit Schlagworten wird uns nicht gedient sein. Daneben werden natürlich auch die kleinen Probleme nach wie vor zu meistem sein, und es wird an den Mitgliedern des neuen Gemeinderates liegen, das Leben in unserer Stadt so angenehm wie möglich zu gestalten. Ich wünsche dem neuen Bürgermeister und allen Mitgliedern des Gemeinderates, daß ihnen dies gelingen möge, und ich bitte alle Steyrerinnen und Steyrer, sie bei dieser Aufgabe zu unterstüt- zen. So wie ich und jeder von uns in der Vergangenheit natürlich neben der Arbeit oder eben wegen dieser Arbeit auch Fehler gemacht haben, werden auch die neuen Funk- tionäre nicht fehlerlos sein, und als Menschen sollten wir bedenken, daß keiner von uns allmächtig ist und alles und jedes richtig macht. Einmal möchte ich noch aus Anlaß meines Ausscheidens aus der Funktion als Bürger- meister der Stadt Steyr an dieser Stelle meine Eindrücke und Überlegungen zum Ausdruck bringen. Als ich im Jänner 1984, also vor nicht ganz acht Jahren, in die Funktion gewählt wurde, Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier war mir bewußt, daß dies keine leichte Aufga- be sein würde, was sich in der Folge auch bestätigt hat. Ich war immer ehrlich bemüht, die Entscheidungen in der Form herbeizufüh- ren, daß sie im Interesse der Stadt und ihrer Bewohner getroffen werden. Dabei war ich immer bestrebt, einen breiten Konsens zu fm- den. Die sozialdemokratische Fraktion und die sozialdemokratische Partei in Steyr hätte alle ihre Vorstellungen ohne große Probleme mit ihrer Mehrheit durchsetzen können. Wir und auch ich haben immer das Einvernehmen mit den anderen politischen Gruppierungen gesucht, weil wir der Auffassung und der Uberzeugung sind, daß man in einer Demo- kratie nicht so ohne weiteres, auch wenn man die Mehrheit hat, sich über die Meinung von Minderheiten einfach hinwegsetzen kann und sollte. Ich glaube, sagen zu können, daß in diesen acht Jahren doch einiges für unsere Stadt erreichtwurde und auch schwierigePha- sen, wie zum Beispiel die Umstrukturierung in den Steyr-Werken, im Interesse der Stadt, aber auch im Interesse der Beschäftigten in diesem Betrieb gelöst wurden. Als wesentliche Weichenstellungen und ver- wirklichte Projekte in meiner Amtszeit sehe ich u. a. folgendes: Es ist uns durch massivste Interventionen bei Bundeskanzler und Mini- sterien gelungen, hunderte Millionen an Förderungsgeldern für die Schaffung zu- kunftsorientierter Arbeitsplätze nach Steyr zu bringen. Von der Stadt selbst haben wir weit über 100 Millionen für Wirtschaftsförderung und damit Arbeitsplatzsicherung gegeben. Wir erreichten damit die Trendumkehr von der Krisenregion zu einem der innovativsten Industriestandortes in Österreich. Hier wur- den in der Tat von uns alle Chancen genutzt und die Weichen für eine wirtschaftlich gute Zukunft gestellt. Wir haben mit unseren Um- landgemeinden ein gigantisches Kanal.bau- programm mit modernster Kläranlage reali- siert, die Stadt sicherte Deponieraum zur Müllagerungfürdie nächsten 20Jahre; beider Müllentsorgung und Mülltrennung liegen wir im österreichischen Spitzenfeld. Unsere In- itiativen für den Umweltschutz haben be- wirkt, daß Enns und Steyr geradezu vorbild- lich sauber sind. Die Erhaltung des histori- schen Stadtbildes wurde großzügigst geför- dert. Wie nie zuvor wurden gewaltige Beträge in die Restaurierung kirchlicher Ensembles STEYR

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