Amtsblatt der Stadt Steyr 1991/9

Bei der Achsenfertigung ist mit einem Produktionsstart zum Ende dieses Jahres zu rechnen. Bei der neuen Montagestraße sind die Baumeisterarbeiten fast abgeschlossen. Sie wird, gemeinsam mit der erweiterten Rahmenfertigung, im dritten Quartal des kommenden Jahres den Betrieb aufnehmen. Die Fertigung der neuen Fahrerhäuser ist der- zeit noch im Stadium der Auftragsvergabe. Die Pressen werden zwar schon geliefert, die Lackierung steht vor der Auftragsvergabe und die Fahrerhaus-Montage ist noch im Stadium der Projektierung. Mit einer Aufnahme der Fertigung in aUen drei Bereichen ist im Juni 1993 zu rechnen. Steyr LKW erweitert Allrad-Produktion Mit einem Investitionsvolumen von 43 Mil- lionen Schilling erweitert die Steyr Nutz- fahrzeuge AG ihre Fertigungskapazität für angetriebene Vorderachsen von 1.500 Stück jährlich auf 5.500. Das entspricht einerSteige- rung von 267 Prozent. Bereits ab dem Ende dieses Jalu-es werden nicht nur alle für Steyr-LKW, sondern auch alle im MAN-Konzern benötigten angetriebe- nen Vorderachsen in Steyr erzeugt werden. Zu diesem Zweck wird in die neuesten Technolo- gien in den Bereichen Fräsen, Bohren und Schweißen investiert. Darüber hinaus werden vorhandene Anlagen und Einrichtungen, so- weit ve,fügbar, von München nach Steyr transferiert. Bei Steyr ist man zur Zeit damit beschäftigt, alle technischen und organisatori- schen Maßnahmen zu treffen, um zum er- wähn ten Termin mit der Produktion beginnen zu können. Daß die Produktion von angetrie- benen Vorderachsen für den gesamten Kon- zern in Steyr konzentrie,t wird, ist insofeme erklärlich, als Allrad-LKW eine der Stärken von Steyr-LKW waren und sind. Diese beson- dere Kompetenz war es unter anderem, war- um Steyr über viele Jahre hinweg gegen härte- sten internationalen Wettbewerb einen Exportanteil von mehr als 50 % erzielen konn- te. Bei derMontage der Achsen sollen erstmals in Steyr flexible, humanorientierte Montage- systeme eingesetzt werden. Darunter sind Montageeinheiten zu verstehen, bei denen anders als bei der klassischen Serien- produktion Arbeitsgruppen gebi ldet werden, deren Mitglieder gemeinsam alternativ ver- schiedene Typen mont ieren. Dadurch soll die Abwechslung bei der Arbeit gefördert, die Verantwortung in der Gruppe gehoben und die Attraktivität des Arbeitsplatzes gesteigert werden. Die erwähnten Bearbeitungszentren sind NC-gesteuerte, also computergesteuerte, integrierte Werkzeugmaschinengruppen, die vollkommen unterschiedliche Teile nachein- andervollautomatisch bearbeiten können. Die Werkstücke werden automatisch zu den ein- zelnen Maschinen transportiert, die ihrerseits selbsttätig die Werkzeuge wechseln, sodaß nur noch minimale Rüstzeiten im klassischen Sinne anfallen. Diese Bearbeitungszentren re- präsentieren den modernsten Stand der Tech- nik und werden eine moderne und wirtschaft- liche Fertigung ermöglichen. 12/272 Steyr-LKW baut modernste Fahrerhaus- Lackierung Schätzungsweise 100 Mi 11 ionen Schilling von den budgetierten 500 Millionen werden bei der neuen Fahrerhaus-Lackierung der Steyr Nutzfahrzeuge AG für Umweltschutz ausge- geben. Selbst wenn in der Anlage zweiein- halbmal so viele Fahrerhäuser wie heute lak- kiert werden, sinkt die Lösungsmittel- emission auf die Hälfte des heutigen Wertes. Im Rahmen der Fahrerhaus-Lackierung wer- den von der Rostschutz-Vorbehandlung und die KTL-Tauchgrundierung über das Füller- spritzen, das Decklackieren, das Aufbringen des Hohlraumschutzes und der Anti- dröhnbeschichtung alle Arbeitsgänge abge- wickelt. Außer der Kataphorese-Tauch- lackierung mit Wasserlacken, einer bekann- ten Technologie, wird, was bei LKW-Fabri- ken durchaus noch nicht üblich ist, auch bei der nächsten Schicht, dem Füller, mit wasser- löslichem Material gearbeitet werden. Der Einsatz von Wasserlacken befreit vom Pro- blem der organischen Lösungsmittel bei den Emissionen. Um Wasserlacke verwenden zu können, ist es notwendig, sämtliche Rohre, Verbindungen, Pumpen, Ventile und sonstige Komponenten von der zentra len Lackauf- bereitung bis zu den Spritzkabinen in rostfrei - em Edelstahl auszuführen, sowie bauliche Vorkehrungen für zusätzliche Trock- nungsanlagcn zu tre ffen. Das kostet im gegen- stiind lichen Fall für das Füllerspritzen rund 25 Millionen. Steyr Nutzfahrzeuge hat aber noch ein übriges getan: Auch für die Decklacke, die zur Zeit nur mit traditionellen Lösungsmitteln angeboten werden, sind bereits alle Kompo- nenten in Edelstahl ausgeführt. Auch mit bau- lichen Maßnahmen ist vorgesorgt. Das sind nochmals 25 Millionen. Das hat den Vorteil, daß dann, wenn die Lackindustrie geeignete Wasserlack-Technologien entwickelt hat, schnell und ohne große Zusatzinvestitionen auf diese umgestellt werden kann. Aber auch in der Zwischenzeit, so lange noch traditionel- le Decklacke verwendet werden, sowie zu Vermeidung von Geruchsproblemen, sorgt eine thermische Abluftreinigung für weitest- gehend saubere Abluft. Neue Maßstäbe setzt auch die Wasserauf- bereitung. De i den vorhanden Lackieranlagen binden Wasserauswaschsysteme in den Spritzkabinen Lösungsmittel und Lackpartike l. Vom Prinzip her bleibt das Ver- fahren auch in Zukunft gleich. Mit dem einen Unterschied, daß viel weniger Wasser als in den bestehenden Anlagen eingesetztwird, daß es im geschlossenen Kreislauf geführt und wieder aufbereitet wird. Während heute alle zwei Monate das Wasser zur externen Aufbe- reitung weitergegeben werden muß, wird das in Zukunft nur einmal pro Jahr sein. Von den insgesamt 100 Millionen Schilling sind also nochmals 50 Millionen für den Bau modern- ster Wasseraufbereitungsanlagen notwendig. Gedruckt auf umwe lt freund l ichem. chl orfrei gebleichtem Papier Neue Fahrer- hausproduktion für Steyr LKW Mit einer Investitionssumme von 928 Millionen Schilling ist das Projekt Fahrerhaus das größte Vorhaben im Rah- men des gesamten Investitionspro- grammes von 2,4 Milliarden Schilling der Steyr Nutzfahrzeuge AG. Während heute 4.000Fahrerhäuser in Steyrerzeugt werden, wird die neue Fertigung eine Kapazität von 14.000 Stück jährlich (+ 250 %) bereitstellen. Der Produktions- beginn ist ab der Mitte des Jahres 1993 geplant. Das Projekt Fahrerhaus zerfällt in vier Sub-Projekte: In den Ausbau Groß-Preß- werk, in den Fahrerhaus-Rohbau, in die Lackierung und in die Fahrerhaus-Mon- tage, bei der die Innenausstattung ange- bracht wird. Das gesamte Inve- stitionsvolumen verteilt sich folgender- maßen auf die Sub-Projekte: Preßwerk 103 Mill. S, Fahrerhaus-Rohbau 235 Mi 11. S, Fahrerhaus-Lackierung500 Mill. S, und Ausstattung (FH-Montage) 90 Mil l. S. Das vorhandene Preßwerk wird durch neue NC-gesteuerte Pressen-Sy- steme erweitert, bei denen die Bleche automatisch eingelegt, verformt und ent- nommen werden. Der Fahrerhaus-Rohbau wird ebenfalls erheblich vergrößert. Die Fahrerhäuser werden auch in Zukunft von Robotern automatisch verschweißt. Ein Förde- rungssystem bringt die rohen Fahrer- häuser in die Lackierung. Die Fahrer- haus-Lackierung wird in einem neu zu errichtenden Gebäude untergebracht. Das Konzept entspricht den modernsten lacktechnischen Erkenntnissen und wird zum Zeitpunkt der Fe1tigstellung ver- mutlich die modernste und umwelt- freundlichste Lackieranlage für LKW- Fahrerhäuser der Welt sein. Fiir Grundierung und Füller sollen Wasser- lacke verwendet werden. Für Decklacke rechnet man erst in einigen Jahren damit, daß die Lackindustrie geeignete Lack- technologien entwickeln wird. Aber auch für diese Zeit wird bereits vorgesorgt: Es sind alle Installationen für die Verwen- dung von Wasserlacken eingeplant. Die Kosten alleine für diese Zukunfts- sicherheit betragen 50 Mill. S. Die Fahrerhaus-Ausstattung wird in einer vorhandenen Halle Platz finden. Von dort werden die Fahrerhäuser entweder zur LKW-Montage gebracht oder für die externe Auslieferung bereitgestellt. STEYR

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2