Amtsblatt der Stadt Steyr 1991/7

Erlebnis Eisenstraße Der historische Handelsweg nach Steyr wird neu entdeckt J Die Eisenstadt Steyr hat- ihr Beiname verrät es bereits - eine ganz besondere Beziehung zu jenem Metall, das durch die Jahrhunderte am steirischen Erzberg abgebaut wurde. 1287 legte Herzog Albrecht J. im "Grol.len Privilegium" fest, daß alles durch das Ennstal transportierte Eisen drei Tage lang in Steyr feilgeboten werden mußte. Spä1estc11s seit diesem Datum entfaltete unser· Heimatstadt ihre Struktur und Schönheit zu einem Gutteil durch das eisern' Gewerbe, wobei alle seine Facetten bis heute ·rhalten geblieben sind - von den alten Produktions stätten im Wehrgraben über die pr:icht igc11 Stadtplatz-Fassaden der reichen Eisen händler bis zu den modernen lndustii ·an lagen. Diese einzigartig· historisd1l' lk deutung wird nun durch t.:incn cntsprcd1l·n den Rahmen unterstrichen: Dit.: alle liis\·n straße, der wichtigste l lanclelswc, in dil· Stadt, wird für den TourisllluS crs ·hlosst·11 für einen Tourismus, der i111 Einklang 111it dem Naturraum und sei11e11 Mc11sch,·11 stl·l11 . {fi_srnbnfin unll il1•if1nbrücltr ü&tr bir' <.€um; in"ill'lJl'r. Historisch genau genommrn ;,.i ·ht dit'. I :isv11 straße vom Erzberg nal'11 Siidrn ins Mu1 t:d und nach Norden zur üonau nicht als l ,i111l' , sondern als verästelte l ,chcns:ulcr du1d1 das Enns-, Steyr- und Teichltal sowil· dil· 11il'dl' I österreichische Eis ·nwur1.c11 . lk1 E1 , .ahh:111 , die Verhüttung des Eisl' IIS, Tra11spo1t , 1 lan del und Verarbeitung ,-.u viek, k1 Wc, l-.1.e111• und Waffen, die Nutzung de1 Wass,·11-.ralt die Bereitstellung von llolzl-.ohk lili dil' stets gefräßigen l lochMcn und l ltu11n1 ·1 werke und nicht zuletzt der "Prov1:111t" von den Bauern im Alpenvorland all d:is giif't eng ineinander und priigt · l'ill gt·sd1losSl'lll'S Wirtschaftssystem. Erst 111it de1 lwgi1111\'II den lndustrialisierun, (Stid1wmt : Josd Wemdl) erlosch die grol.lt· Zl·it d\·1 "Schwarzen Grafen" allmiihlid1. (khlil'hl'll sind jedoch zahlreiche Denk111!.ikr der gt· meinsamen Kulturtradition wil· L' tw:1 dc1 Innerberger Stadel, die Flöf.lertavc111c bl'i Weyer oder das Sensenmuseum in Michel dorf, aber auch die Sensenwcrkc in Laussa und Roßleithen, die Zauckerlprodul-.tiont·11 in Trattenbach oder die Maultrom111cln- zeugung in Molln. Geblieben ist aber aud1 der herrliche Naturraum, der den Menschen Erz, Holz, WasserundLebensmiucl gewährt hat - in diesem Sinn ist er ebenfalls ein Kulturgut und bildet mit seinen Wäldern, Triftklausen und Almen mehr als nur eine Kulisse. Mittlerweile haben sich Heimatforscher, Tourismusfachleute, Betriebe und Politiker zum "Verein Eisenstraße Oberösterreich" zusammengeschlossen, um die ganzheit- liche Präsentation der Region zu planen, den Ausbau neuer Museen oder "Schaubetriebe" zu unterstützen sowie fachlich fundierte Bildungs- und Tourismusprogramme zum Thema "Eisenstraße" zu entwickeln. Der überparteiliche Verein (auch Landesrat Prof. Gerhard Klausberger, Bürgenneister Hein- rich Schwarz und der Steyrer Tourismus- direktor Wolfgang Neubaur sind Vorstands- 30/206 lllitglit·dL'.r) wird von Bund, Land, den Mitpli,·dsg •111 ·inden, der Stadt Steyr und l'rivnlpnsolll'II finanziert. Er arbeitet nicht 11111 e11g 111it all ·11 lnteresscnten und Bchör- dL·n vm Ort, sondern auch mit den Schwc- sl\·mq•a111sal io11c11 in Niederöslerrcich und dn StL'i\'1n1:i1I-., in Kärnten und Bayern zu san1111L·n. Was sich da so tro ·kcn liest, be- (kul\'t i11 dn Praxis eine bunte Palctle von /\1-.tivil!itl'II , dil· 111cist von eigenen Projekt g111ppl'11 d111rh)' •f"Uhrt Wl'nkn: 111 Laussa w1nl \·i11 Se11s ·11wc11-., in Molln eine Schmink als "Sd11111hctricb" ausgdxlllt , in StL·inlmch 1111d Bad l lall l'nts tchrn unter M1t:11 I> ·it <ks VnL·i11s l'JJI Messner b,-,w. ein l l1111dw\'1 ks111t1sl·11111, histo1 ischc Routen ·r- llilltrn als Wa11dc1wcgl' ei11c 11\'Ul' Bcdeu tung, a1ch [iologisd1t.: <,rnh1111gcn rund um das EKW lnf'orn1ationszen1ru111 in Sta11i11g. Slt·yr und Sierning werden unterstützt, touristische Programme unter dem Motto "l ,andschart hat Geschichte" werden ent- wich·lt: eine Musik-Diaschau steht bereits ;:ur Verfüg_ung, ein farbiger Kultu1fohrer ilhcr die Osterrciehische Eisenstraße er- sch ·in1 im Sommer. Gezielte Öffentlich- 1-.cilsarhcit soll einerseits die Identifikation dc1 lleviilknung mil unsLTer eigenen Ge- schid1tl' stiirkt·n und nat{irlich auch das ln- t(·n·ss\· l'i11n internat iona lcn Üffcnt I ichkeit w • ·kl'n so wird Steyr mit scint.:r Eisen- st,afk 11lichstt·s Jahr u. a. im neuen ADAC- /\lpenstraßcnführcr ins rechte Licht gerückt. Oedrud.1 auf umwehfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier Die Eisens traße vernetzte nicht nur die Tal- schaften rund um den Erzberg, sondern ver- band die Eisenwurzen auch mit dem Rest unseres Kont.inents. Damit sind diese "inter- nationalen Ambitionen" Teil der Idee einer "Europäischen Eisenstraße", die von der ita- 1 ienischen Campania bis ins englische lronbridge bzw. vom Land des baskischen E isens bis nach Skandinavien führen wird. "Wenn wir uns auf einen solchen Kulturweg begeben", schreibt Albert d'Haenens über die Ziele des Europarats, "wird uns über die Aktivitäten, die Kunstfertigkeit, über die Gesamtsicht des Menschen ein Überblick gegeben, der uns die menschliche Kreativität in besonderer Weise zeigt. Diese Straßen sind Pfade, die nicht nur räumlich, sondern 1,eitlich definiert sind und uns eine Verbin- dung zu Dingen vermitteln, die das heutige Europa geformt haben." Als Vorbereitung dazu möchte der Eisenstraßen-Verein unsere Region Ende der neunziger Jahre in einer Landesausstellung unter der Patronanz des Europarats präsentieren - nicht als Freilicht- museum, sondern als Vorbildregion mit gu- ten sozialen Beziehungen und mehr Touri- sten, die zu Freunden werden. Übrigens: Mitglied im Verein Eisenstraße Oberösterreich kann jeder werden. Informa- tionen erhalten Sie im Vereinsbüro, 4400 Steyr, Pachergasse 2/3, Tel. 07252/26012, Fax 2601240. STEYR

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