Amtsblatt der Stadt Steyr 1991/7

DIE SEITE DES ßüRGERMEISTERS mit großer Freude und Erleichterung kann ich Ihnen heute berichten, daß der Aufsicht- srat der Steyr Nutzfahrzeuge AG für die nächsten drei Jahre in Steyr ein Investi- tionsprogramm von 2 ,8 Milliarden Schilling beschlossen hat. Dies bedeutet, daß neben dem Ausbau der Montage auf eine moderne Einbandkonzeption für eine Kapazität von 6.000 LKW jährlich im Einschichtbetrieb und 10.000 Stück im Zweischichtbetrieb und der Neuordnung der mechanischen Ferti- gung auch die Realisierung des Projektes Fahrerhausfertigung mit einer jährlichen Kapazität von bis zu 14.000 Stück in Steyr erfolgen wird. Wie Sie aus Presseberichten entnehmen konnten, wurden von SNF die Großinvestitionen in Steyr von Förderungen durch Stadt, Land und Bund abhängig ge- macht, denn für Industriegründungen dieser Größenordnung gibt es auch in der Bundes- republik höchst attraktive Förderungsange- bote. Wir haben hier als Stadt nicht nur sofort unsere Bereitschaft zu größtmögli- cher Förderung des Projektes bekundet, sondern unverzüglich auch massiv der Bun- desregierung und Bundeskanzler Vranitzky die Notwendigkeit der Neugründung in Steyr im Hinblick aufdie hohe Arbeitslosenrate in der Region sichtbar gemacht. Durch intensi- ve Interventionen konnten wir schließlich durchsetzen, daß der Bund 267 Mill . Schilling an Förderungen gibt und damit war die entscheidende Basis für die Großinvestitionen in Steyr gegeben. Be- kanntlich hat sich durch die zögernde Hal- tung des Landes Oberösterreich, das ur- sprünglich nur bereit war, eine Barleistung von 48,6 Mill . Schilling zu gewähren, die Erledigung der Angelegenheit nicht unwe- sentlich verzögert. Durch die konsequente Haltung der Firmenleitung und den Druck der Belegschaft war aber schließlich auch das Land Oberösterreich bereit, den ur- sprünglich in Aussicht genommenen Förde- rungsbeitrag zu erhöhen. Ausschlaggebend für die Annahme des Förderungsergebnisses war aber schließlich der Umstand, daß ich mich am ll. 6. 1991 gegenüber Generaldi- rektor Dipl.-Ing. lochte von MAN und den Vorstandsdirektoren Dr. Feizlmayr und Dkfm. Rebl von SNF Steyr namens der Stadt bereit erklärte, die Förderungsleistung der Stadt noch insofern zu verbessern, daß von den zugesicherten20 Mill. S die Hälfte, näm- lich 10 Mill. Schilling, als Barleistung per I. 1.1992 zur Verfügung gestellt werden, wäh- rend die Erbringung der restlichen 10 Mill. Schilling in Form von Steuer- rückvergütungen (Lohnsummensteuer) vor- gesehen sind. Die positive Mitwirkung der Stadt Steyr am Zustandekommen des Förderungspaketes und die Auswirkung der Förderungsmaßnahmen ergehen sich aus einem Brief des Vorstandes der Steyr Nutz- fahrzeuge AG vom 25.6. 1991 ,den ich Ihnen im folgenden zur Kenntnis bringe: "Sehr geehrter Herr Bürgermeister, dank Ihrer Unterstützung bei der Förderung unse- rer Großinvestitionen hat der Aufsichtsrat der Steyr Nutzfahrzeuge AG in seiner Sit- zung am 12. 6. 1991 die Freigabe der ge- planten Investitionen beschlossen. Dies gilt auch für die bis zuletzt fragliche Fahrerhaus- fertigung. Aufgrund der nunmehr zu reali- sierenden Maßnahmen ist die Errichtung eines leistungsfähigen LKW- Werkes im Verbund der MAN-Nutzfahrzeugbetriebe gewährleistet. Die von uns gewählte Mehrmarkenstrategie mit eigenständigen Steyr-Produkten hat sich als richtig und durchsetzbar erwiesen. Es gilt nun, in Steyr langfristig eine Beschäftigung auf möglichst hohem Niveau sicherzustel- len, indem neben den Steyr-Produkten auch die Montage von MAN-Nutzfahrzeugen und die Fertigung von Komponenten für MAN- Nutzfahrzeuge erfolgen soll. Durch die ver- besserte Auslastung werden sich auch für die Steyr-Lastkraftwagen und Komponenten entsprechende kostendegressive Effekte er- geben. Positive technologische Auswirkun- gen resultieren aus der künftig verbesserten Fertigungstechnik. Insgesamt verursachen diese Maßnahmen in den nächsten drei Jahren Investitionen und Entflechtungsaufwendungen von mehr als 2,8 Mrd. Schilling. Mitte 1991 wird als wei- teres deutliches Zeichen des Engagements der MAN-Nutzfahrzeuge AG eine erste Kapitalerhöhung bei der Steyr Nutzfahr- zeuge AG mit 250 Mill. Schilling durchge- führt. Darüberhinaus wurde bereits festgelegt, die Montage der mittleren MAN-Reihe in Steyr - bisheriger Fertigungsstandort war Mün- chen - von 3.500 Einheiten im Geschäftsjahr 1991 /92 auf 4.800 Stück und im darauffol- genden Geschäftsjahr auf 6.000 Stück anzu- heben. Dafür werden wir in Steyr weitere 35 Mill. Schilling investieren, die im genannten Investitionsvolumen noch nicht enthalten sind. Für Ihr Verständnis für die Bedeutung unseres Vorhabens bei den geführten Förderungsverhandlungen bedanken wir uns sehr herzlich, auch im Namen unserer Mitarbeiter und im Namen des Aufsichts- rates. Mit den nunmehr beschlossenen Investitio- nen und Ausbaumaßnahmen wird unseres Erachtens ein entscheidender Beitrag zur Fortführung der traditionsreichen Aktivitä- ten der österreichischen Nutzfahrzeugindu- strie geleistet. Damit ist auch die Basis für die Erhaltung qualifizierter Arbeitsplätze in der Region Steyr geschaffen. Wir verbleiben mit dem Ausdruck aufrichtiger Dankbarkeit, mit vorzüglicher Hochachtung, Steyr Nutz- fahrzeuge AG: Dr. Feizlmayr, Dr. Pranckl, Dkfm. Rebl." Ich möchte hier auch noch einmal deutlich die Konsequenzen dieser Großinvestitionen und überhaupt die nunmehr tatsächlich vor- liegenden Beschäftig!en-Zahlen im Zusam- menhang mit der Ubernahme der Steyr- LKW-Produktion als Mehrheitseigentümer durch den MAN-Konzern aufzeigen: Bei der Gedruckt aur umweltfreundli chem , chlorfre i gebl eichtem Papier Übergabe der Me_hrheitsanteile von Steyr an MAN war die Uhernahme von 1.600 bis 1.900 Mitarbeiter durch die neue Steyr Nut z- fahrzeuge AG vorgesehen. Tatsächlich be- schäftigt das Unternehmen jedoch 2.700 Mitarbeiter und mit den Großinvestitionen kommen noch 300 zukunftssichere Arbeits- plätze dazu. - Wir wissen, was das für Steyr bedeutet; wir haben bei den Entlassungen vergangener Jahre die Not der Betroffenen mitgefühlt, denn die sindauch zu uns gekom- men und haben Hilfe verlangt. Wir wissen daher um den Wert eines Arbeitsplatzes und deshalb hat in unserer Kommunalpolitik der Arbeitsplatz für jeden unserer Bürger neben seinem Bedü1fnis nach einerWohnung abso- lute Priorität, denn hier handelt es sich um elementare Existenzgrundlagen. Was nun an neuen Arbeitsplätzen hier in Steyr geschaffen wurde, kann sich sehen lassen und hat Zukunftsperspektiven. Wir haben nicht nur von Arbeitsplätzen geredet sondern gehandelt. Die Ergebnisse können Sie selbst beurteilen, denn wir sind heute ein Standort, in den innerhalb von 10 Jahren Investitionen in Höhe von 15 Milliarden Schilling fließen und damit sind Strukturen zukunftssicherer Arbeitsplätze für unsere hochqualifizierten Mitbürger gelegt. Daß wir im Rathaus zielstrebig daran mitge- wirkt und keine Chance vertan haben wird uns allseits bestätigt und erfüllt mich mit Genugtuung, denn wir haben schwierige Jahre hinter uns und wir sind keine Krisen- region mehr, sondern zählen zu den inno- vativsten Standorten in Österreich. Aufeinen Aspekt möchte ich bei derfür mich so erji-eulichen Bilanz auch noch hinweisen: Mein Stellvertreter hier im Rathaus, Vize- bürgermeister HermannLeithenmayr, hat in seiner Funktion als Zentralbetriebsrat der Steyr-Daimler-Puch AG erkannt, daß nur Kooperationen mit international wettbe- werbsfähigen Partnern das Überleben des Produktionsstandortes Steyr sichern kön- nen. Er war ärgsten Anfeindungen ausge- setzt, stand unter Druck von Teilen der Be- legschaft, die auf nicht vorhandene Kon- kurrenzfähigkeit mit Streiks antworten woll- ten. Leithenmayr hat imHinblickaufdas nun Forsetzung auf Seite 11

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