Amtsblatt der Stadt Steyr 1991/5

DIE SEITE DES ßüRGERMEISTERS die Steyrer Nutzfahrzeuge AG (SNF) will bei uns Produktionsanlagen mit einer Fertigungskapazität für 14.000 Fahrer- häuser errichten und damit 300 zukunfts- sichere Arbeitsplätze schaffen. Das Unternehmen ist bei seinem Start in Steyr davon ausgegangen , 1.600 Mitarbeiter zu beschäftigen. Nun sind es e,ji·eulicherwei- se 2.600. Damit SNF auch die Fahrerhaus- produktion in Steyr realisiert, haben wir alles unternommen, daß das Unternehmen die verlangte Förderung bekommt. Bei der Republik Österreich haben wir durch intensive Interventionen durchgesetzt, daß der Bund 267 Mill. S zahlt. Wir als Stadt gehen 20 Mill. S. Nun brauchen wir aber dringendst auch den Anteil des Landes und ich appelliere an den Herrn Landeshaupt- mann und die Landesregierung, die auf Oberösterreich entfallende Subventions- summe zu bewilligen. Die Arbeitslosenrate der Region Steyr liegt über dem Landes- durchschnitt. Wir müssen um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Wie wörtlich diese Aussage zu nehmen ist, zeigt sich am Beispiel von Telefunken. Buchstäblich über Nacht wurde uns eröffnet, daß das 300 Mitarbeiter zählende Unternehmen im Stadtteil Münichholz seine Tuner-Montage in den Fernen Osten verlegt und keine Chance besteht, diesen Transfer zu verhindern. Wir verlieren damit auch 200 Arbeitsplätze für Frauen - aus meiner Sicht eine Katastrophe - denn gerade an Frauen-Arbeitsplätzen herrscht großer Mangel . An der Abwanderung von Telefunken ist wieder zu sehen, wie schnell wir Arbeitsplätze in großer Zahl verlieren und wie notwendig daher gerade jetzt die Hilfe des Landes Oberösterreich ist, damit die Fahrerhausproduktion von SNF in Steyr bleibt und nicht in die Bundesrepu- blik abwandert, wo das Unternehmen ebenfalls mit beträchtlichen Förderungen rechnen kann. Zur künftigen Verkehrsplanung in unserer Stadt ist es notwendig, daß der Gemeinde- rat grundsätzliche Richtlinien beschließt. Ich werde daher folgende Zielvor- stellungen dem Gemeinderat zur Annahme empfehlen: Der öffentliche Nahverkehr in Steyr und in der Region ist zu einer echten Alternative zum eigenen Kraftfahrzeug auszuhauen. Im Hinblick auf die Funktion von Steyr als Arbeits- und Dienstleistungszentrum für eine Region mit ca. 150.000 Einwohnern ist eine enge Verknüpfung zwischen den regionalen und städtischen öffentlichen Verkehrsmitteln zu gewährleisten. Dies e1fordert die Schaffung eines Verkehrsverbundes Region Steyr und den Aufbau einer Nahverkehrsdrehscheihe am Bahnhof Steyr, die optimale Umsteige- möglichkeiten zwischen den städtischen und regionalen Verkehrsmitteln gewährlei- stet. Weiters ist im Stadtgebiet eine konsequente Bevorrangung des öffentli- chen Verkehrs gegenüber dem motorisier- ten Individualverkehr anzustreben. Die Attraktivität des nichtmotorisierten Verkehrs soll deutlich gesteigert werden. Gestaltung und Flächenaufteilung städti- scher Straßen haben sich vorrangig an den Bedürfnissen des Fußgänger- und Rad- verkehrs zu orientieren. Das Stadtzentrum soll vom fließenden und ruhenden Kfz-Verkehr weitgehend zugun- sten der Lebensqualität der Bewohner, des nichtmotorisierten Verkehrs und zugunsten der Kommunikations- und Aufenthalts- fu.nktion des Straßenraumes entlastet werden. Eine befriedigende Erreichbarkeit im für die Funktionsfähigkeit des Zentrums notwendigen Wirtschafts- und Einkaufs- verkehr und die ausreichende Sicherung der Mohilitätsansprüche der Bewohner ist jedoch zu gewährleisten. Dies e,fordert eine Bewirtschaftung des zentralen und zentrumsnahen Stellplatzangebotes, wobei für die Bewohner geeignete Ausnahme- regelungen (Bewohnerparken) vorzusehen sind. Die Erlöse aus der Bewirtschaftung des Parkraums im öffentlichen Straßenraum sollen nach Abzug der Kosten für die Bewirtschaftung (Parkautomaten, Überwa- chung) zum Großteil für den Aushau des öffentlichen Verkehrs und die Attrakti- vierung des nicht motorisierten Verkehrs bzw. die restlichen Mitte/für den Bau und Betrieb von Anlagen, die zur Verminde- rung von Dauerparkern im innerstädtisch- öffentlichen Straßenraumführen, zur Ve1fügung gestellt werden. Unter letztgenannten Maßnahmen sind z.B. die Errichtung von Park-and-Ride-Anlagen am Stadtrand zu verstehen. Künftige Maßnahmen, insbesondere Investitionen der Stadt Steyr, sind dahinge- hend zu überprüfen, oh und inwieweit sie den genannten Zielsetzungen entsprechen. Herzlichst Ihr

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