Amtsblatt der Stadt Steyr 1991/4

MUSEUM INDUSTRIELLE ARBEITSWELT I >11s M11 .,·(•11111 Industrielle Arbeitswelt geht in 11•11 11•1 tlr l'11w1ischen Ausrichtung undfachli- ' lw11 / 11 .w11111 re11arheit neue Wege. Gemein- 1w1111111 dl' II Oiii:esen Linz, Salzburg und St. l 'nl tl'lr 11·111 ·,/1• l'ine Ausstellung vorbereitet, in t!n,·11 /l/ 1lll' lf'1111/,./ der Mensch steht, aufden 11 //1•,1 1·,.,-,111111 ·,1rt1111gshewußte gesellschaftli- 1·/ I(' S111'il/'11 1111sgl'rich1et sein muß. So: ial 1·11g,1g11 ·111•s l la11de/n imHier undletzt isl aus c/111 , 1/11' /ll'r Siclrl mit einem einzigen Satz 11111/i1,1.1·1•11i/ 11 lcg iti111ieren: "Was ihr dem geri 11g,1·/1 '11 1111· 111l'/' Brüder getan haht, das hah1i/11 11111 g<'l1111 ." Als vor hundL' 1t .l al11 l' ll , 189 1, Papst Leo XlII. mit der c rstl' ll So1ia lrn zy klika "Rerum novarum" an di l' Oll l'll tli chkcit trat, meldete sich die katho lisc hl' K I rchl' unüberhörbar zur "sozialen Frage" 111 Wo 11. "Soziale Frage": das war die Frage, wi l· i111 l' llt wickclten Kapi- talismus das Schids:il dn Arbe iterschaft gestaltet werden so llt L'. l~in bewegtes Jahr- hundert ist se ithe r vn 1 ,111 'l' ll , gcprligt vom Engagement der KirchL' rnr d ·11 Menschen in der Arbeitswelt , aber au ch vom Ringen um die Art und We ise d ies ·s l111gagemcnts , von Kämpfen, sozialen, politi sc hen und re li giö- sen Spannungen , von sd1111 ·r1.haft cn Brü - chen und manchen Irrwege n. Katholische Soziallehre - eine Herausforderung Katholische Soziall ehre war stets eine Her- ausforderung für ihre Träger und Umsetzer. DasMuseum Indu strie! lc Arbeitswelt in Steyr, durch dieLandesausstellung "Arbeit/Mensch/ Maschine" überregional bekannt geworden, stellt sich in seiner neuen Sonderausstellung dieser Herausforderung, indem es den Ver- such unternimmt - in Österreich zum ersten Mal in dieser Fonn -, 100 Jahre bewegter 12/100 Kirchen- und Menschhe itsgeschichte für ein möglichst breites Publikum aufzubereiten. Einheit in der Vielfalt - Vielfalt in der Einheit Es ist ausstellungstechnisch betrachtet keine Kleinigkeit, ein derart vielschichtiges The- ma anschaulich und schlüssig zu präsentie- ren und dabei nie den berühmten roten Faden zu verlieren. Die Ausstellung soll ja eben nicht nur für theologisch Gebildete von In- teresse sein, und sie ist auch nicht ausschließ- lich für deklariert katholische Menschen ge- dacht. Nein - getreu dem Prinzip einer "Kir- che für die Welt", aber auch getreu den Grundsätzen des Mu seums Industrielle Arbeitswelt, das sich a ls "offenes, demokra- tisches und emanz ipato ri sches Museum" versteht, wendet sich "ZEIT-GERECHT" an alle, die den Problemen un serer Gegenwart und unserer Geschichte, ohne di e di ese Ge- genwart ja nicht wirkli ch zu verstehen ist, mit offener Anteilnahme gegenüberstehen. Auch wer der Kirche und ihre r Lt:11re fcrn- steht, wird überrascht festste ll en können, wie vielfältig und engagiert sich Katholiken in Theorie und Praxi s mit den brennenden so- zialen Fragen un sere r Zeit auseinanderset- zen. Daß Geschichte im Museum Arbeitswelt er- lebbar gemacht und anschaulich präsentiert wird, wissen die Besucher der bisherigen Ausstellungen. Auch diesmal zeichnet Hans Hoffer wieder für die künstlerische Gestal- tung verantwortlich, und es ist ihm zweifel- los ge lungen, dieses komplexe Thema so aufzubereiten, daß sowohl den Ansprüchen der Wissenschaft als auch den Bedürfnissen nicht speziell vorgebildeter Besucher Rech- nung getragen wird. Vom Mündungsdelta zum Ursprung Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Ge- genwart-die Gegenwart mit ihreroft verwir- renden Fülle von Problemen und Frage- stellungen, die sich dem Menschen von heu- te darbietet. In unserer "vernetzten" Welt können Probleme kaum mehr isoliert be- trachtet werden, und gerade die katholische Soziallehre muß ihren Blick überall dorthin richten, wo christliches und soziales Enga- gement für die Menschen geboten ist. Spezi- ell die drückenden Probleme der sogenann- ten "Entwicklungsländer" sind fiir e ine sich weltweit brüderli ch-solidari sch engagi eren- de Kirche von zentral er Bedeutung. Das bedeutet natürli ch ke ineswegs, daß die Sor- ge um di e "Mühse li gen und Beladenen" in unserer nächsten Nähe deshalb zurückgestellt we rden könnte. Und auch der Blick auf un- seren ni cht gerade sorgsamen Umgang mit de r Schöpfung, die wir so verkürzt "Um- we lt" nennen - als gehörten wir selbst nicht dazu -, ist unumgänglich . Am Beginn des Weges durch die Ausstellung findet sich also jeder Besucher in der Welt, die er kennt, umgeben von Themen , die ihn betreffen, von Fragen, die ihn berühren. Im weiteren Ver- lauf dringt man in die Vergangenheit ein , schreitet zurück zum Ursprung der katholi- schen Soziallehre. Die Ausstellung scheut sich nicht, heikle Themen anzureißen. Die Zeit des National- sozialismus, in der das christliche Men- schenbild mit Füßen getreten wurde, und des österreichischen Ständestaates, in der die Kirche in schmerzhafte politische Ausein- andersetzung direkt involviert war, ist eben- sowenig tabuisiert wie der spannungsgela- dene Themenbereich "Kirche und Sozialis- mus" - um nur einiges zu nennen. STEYR

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