Amtsblatt der Stadt Steyr 1990/11

Steyr LKW voll in Fahrt "Die Zweimarken-Strategie ist bereits jetzt voll aufgegangen", erklärt der für den Vertrieb zuständige Vorstandsdirektor Dr. Ernst Pranckl. Auftragsstand, Auftragsein- gang und Umsätze der Steyr Nutzfahrzeu- ge AG zeigen für Juli und August 1990, zum Auftakt des ersten ordentlichen Ge- schäftsjahres, ein deutliches Plus. Das Werk Steyr ist damit "bis weit in das 3. Quartal 1991 voll ausgelastet", prognosti- ziert Dr. Pranckl. Die Zahlen im einzelnen: Steyr Trucks konnten ihre unangefochten_~ Spitzenstel- lung auf dem Heimmarkt Osterreich be- haupten. Allein von Juli bis September 1990 stieg der LKW-Umsatz (ohn~ Er- satzteile und LKW-Aggregate) in Oster- reich um mehr als 11 Prozent an. Die Marktanteile der Steyr Trucks liegen in Österreich nunmehr bei 38 Prozent in der Mittelklasse und bei rund 26 Prozent bei den schweren Langchassis. Der Gesamtumsatz der Steyr Nutzfahr- zeuge AG weist für das 1. Quartal des Ge- schäftsjahres 1990/91 gegenüber dem Ver- gleichszeitraum des Vorjahres eine Steige- rung um beachtliche 25,4 Prozent auf. Nach einem Umsatz der LKW-Sparte von 3,9 Milliarden Schilling im Jahr 1989 hat die Steyr Nutzfahrzeuge AG im heuer hal- bierten Bilanzjahr (1. 1. bis 30. 6. 90) rund 2,3 Milliarden Schilling umgesetzt. Für das erste volle Geschäftsjahr 1990/91 weisen die Planungen dann bereits einen Umsatz von 5,0 Milliarden Schilling aus. Nach Abschluß der beabsichtigten Investi- tionen in rund drei Jahren wird sich ein weiterer Umsatzanstieg ergeben. Diese positive Prognose wird vom Auftragsein- gang - 1,8 Milliarden Schilling von Jänner bis August 1990 - als auch dem Auftrags- stand mit 2,2 Milliarden Schilling (ohne Ersatzteile) im August - gestützt. Von Misch-Produktion auf reine LKW-Fertigung Erste Hauptaufgabe im Rahmen der im Ausmaß von 1,7 Milliarden Schilling ge- planten Investitionen ist die Umstellung von einer Mischfertigung auf eine reine LKW-Produktion. Es gibt zur Zeit neben der Steyr Nutzfahrzeuge AG fünf Gesell- schaften bzw. Sparten, die bislang in einer Mischfertigung im Hauptwerk und im Werk St. Valentin verbunden sind. Diese sind nunmehr auf ihre vorbestimmten Standorte mit ihren Gebäuden, Maschi- nen, Anlagen und Menschen zu konzen- trieren. Diese Entflechtung umfaßt weit über 100 Hauptaktivitäten mit Aus- und Umzü- gen, Sanierungen sowie Schließungen und Neugründungen von Fertigungen, Hallen und Büros. Bis Ende 1993 soll die Steyr Nutzfahrzeuge AG auch räumlich von der Steyr-Daimler-Puch AG getrennt werden. Gleichzeitig bietet die Entflechtung die Chance, auf modernste Standards umzurü- sten. STEYR Montage-Kapazität wird ver- doppelt Bereits beschlossen ist ein massives Aus- bauprogramm am Standort Steyr. Um vor- erst rund 450 Millionen Schilling wird die Montagekapazität erweitert, im Endausbau dann verdoppelt. Bis Ende 1991 wird ein durchlaufendes Montageband installiert, auf dem alle schweren und mittelschweren Fahrzeuge gebaut werden. Bereits 1991 sol- len neben rund 3500 Steyr Trucks auch 3000 Einheiten des MAN-Mittelklassemo- dells M90 in Steyr montiert werden. Damit ist die Beschäftigung der gegenwärtig über 2600 Mitarbeiter mittelfristig abgesichert. Mehr Personal als geplant Im letzten Quartal des Vorjahres war man in der Personalplanung noch von 1.600 bis 1.900 Mitarbeitern, die man beschäftigen werde, ausgegangen. Mitarbeiter in den Vertriebsniederlassungen wurden in dieser Prognose ausgeklammert. Tatsächlich von der SDP in die Steyr Nutzfahrzeuge AG übernommen wurden dann per 1.1.1990 2.221 Personen. Hinzu kamen 357 Beschäf- tigte in den Vertriebs-Stützpunkten, 22 Mann der von Steyr-Daimler Puch über- nommenen Lehrwerkstätte und 18 Beschäf- tigte im Großwerkzeugbau. Somit beschäf- tigt die Steyr Nutzfahrzeuge AG mit derzeit rund 2.600 Mitarbeitern weitaus mehr als prognostiziert. Die Märkte In Österreich sind Steyr Trucks ja die Nummer eins. Im Ausland konzentriere man sich, so Dr. Pranckl, "auf ausgewählte Exportmärkte". Die Schwerpunkte liegen dabei in China, Kanada, Nigerien, Saudi- Arabien und in Polen - wo man etwa mit Abstand stärkste westliche Marke ist. Kürz- lich wurden auch in Thailand zwei Großaufträge über 600 LKW abgeschlos- sen. In Kanada werden 3-Achs-Fahrzeuge mit einer Nutzlast von zehn Tonnen in Lizenz für die Armee montiert. Dieser Auftrag läuft im 1. Quartal 1991 aus. Bis dahin werden dann 1200 schwere LKW montiert worden sein. Chancen auf Anschlußaufträ- ge bestehen. N:ic:h C:hin:i heispielsweise werden der- zeit Komponenten geliefert. Der Lizenzver- trag läuft bis 1996, die anzuliefernden Teile repräsentieren für die nächsten drei Jahre ein Produktionsvolumen von 10.000 LKW sowie 15.000 Motoren. Dieses Jahr wurden in China 1000 Steyr-LKW und 2000 Moto- ren erzeugt, 1991 2200 LKW und 4000 Motoren und 1992 wird die Produktion auf 7000 LKW und 9000 Motoren gesteigert. Darüber hinaus, so Dr. Pranckl, verfolge man die Entwicklung in Osteuropa "sehr aufmerksam". Schon jetzt entfallen etwa in Polen 60 Prozent des LKW-Importbestan- des auf die Marke Steyr. Das weitere Schwergewicht im Ostgeschäft wird von Dr. Pranckl in der CSFR und Ungarn gese- hen, vielleicht auch in Jugoslawien. Sowjets kaufen bei Fa. Doleschal Anlagen im Werte von 53 Mill. S Obwohl die Firma weltweit einen sehr guten Namen hat, ist das Steyrer Unt_~r- nehmen Doleschal in der lokalen Of- fentlichkeit viel zu wenig bekannt. Das Unternehmen wurde im Jahr 1912 ge- gründet und beschäftigte sich in den An- fangszeiten ausschließlich mit der Er- zeugung von Herden und Backöfen. Do- leschal nahm als erstes österreichisches Unternehmen im Jahr 1937 die Erzeu- gung von Herdteilen, Spültischen und Möbelbauelementen aus rostfreiem Stahl auf. Heute sind die Schwerpunkte der Produktpalette im wesentlichen auf drei Zweige konzentriert: Der größte Bereich ist die Erzeugung von Universal Rauch- und Kochanlagen "Unimatic", die in der fleischverarbeitenden Indu- strie mit sehr großem Erfolg eingesetzt werden. Doleschal Anlagen der Unima- tic-Serie sind mit einem computerge- steuerten Meßdatenerfassungssystem ausgestattet, das von einer Schweizer Firma entwickelt wurde und weltweit zu den modernsten zählt. Weiters ist Dole- schal einer der profiliertesten öster- reichischen Betriebe in der Erzeugung von Großküchenanlagen für die Gastro- nomie und Hotellerie. Das Programm rundet der kleinste Bereich, die Erzeu- gung von Eisenteilen für Kachelherde, ab. Das Unternehmen wird von den bei- den Geschäftsführern Josef und Mag. Dietmar Pelzguter geleitet und wird im Jahr 1990 erstmals die 100 Millionen Schilling-Umsatzgrenze überschreiten. Der Betrieb beschäftigt heute 125 Mitar- beiter und ist stark exportorientiert, ca. 65 Prozent des diesjährigen Umsatzes werden im Ausland getätigt. Sehr stolz ist man im Unternehmen darauf, daß im Frühjahr dieses Jahres ein Liefervertrag zur Lieferung von Rauch- und Kochanlagen für die Aufbe- reitung von Wurst- und Fleischproduk- ten, Zerlegebandanlagen und Klimaan- lagen für die Einrichtung von fünf Fleischkombinaten in der Sowjetunion im Gesamtwert von 53 Millionen Schil- ling abgeschlossen werden konnte. Wel- che Anforderungen dies an die Beleg- schaft des Unternehmens stellt, kann man daran ermessen, daß dieser Auftrag innerhalb von 6 Monaten abgewickelt werden muß. Die erste von 5 Lieferun- gen konnte in diesen Tagen mittels 9 Containern bereits versendet werden. Neben der Sowjetunion zählen vor allem England, Spanien, Frankreich, Schweden, Norwegen, Finnland und CSFR zu den wesentlichen Exportmärk- ten. Die Zielsetzung für das Jahr 1990, die plangemäß abläuft, ist eine Neuori- entierung des Betriebes mit gleichzeiti- ger Veränderung der Organisation. Dabei wird besonderer Wert auf forcier- ten EDV-Einsatz gelegt. Im Produkti- onsbereich konnte der Investitionsplan mit 7,5 Millionen Schilling bereits plan- mäßig abgeschlossen werden. 25/353

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