Amtsblatt der Stadt Steyr 1990/8

platzerhebungen im Zentrum und im Bahn- hofbereich; Erhebungen in den öffentlichen Verkehrsmitteln; eine schriftliche Haushalts- befragung. PROBLEMANALYSE. - Ziel dieses Ar- beitsschrittes ist die Ergänzung und Vertie- fung der Bestandsanalyse aufgrund der Bürgermeinungen, aber auch die Sammlung konkreter Anregungen und Vorschläge. MASSNAHMENENTWICKLUNG. - Un- ter Beachtung der Zielvorstellungen werden Lösungsansätze entwickelt bzw. Maßnahmen (in der Regel in Alternativen) vorgeschlagen, wobei das Potential nichtbaulicher, kosten- günstiger Maßnahmen (Verkehrsorganisation, Verkehrsbeeinflussung, Parkraumbewirtschaf- tung) im Hinblick auf Flexibilität und Nut- zen/Kosten-Verhältnis weitgehend ausge- schöpft werden soll. MASSNAHMENBEURTEILUNG. - Mit Hilfe eines am Ist-Zustand geeichten Ver- kehrsmodells werden die vorgeschlagenen Maßnahmen verkehrlich und umweltbezogen beurteilt. Zusätzliche Beurteilungsaspekte werden gemeinsam mit den Entscheidungsträ- gern und den Bürgern formuliert bzw. behan- delt. GESAMTKONZEPT. - Nach Auswertung der vorangegangenen Kommunikationsphase wird aus den entwickelten bzw. zusätzlich eingebrachten Lösungsansätzen, Maßnahmen und Vorschlägen ein konsistentes Konzept ausgearbeitet, das ein Aktionsprogramm mit Sofort- und Kurzfristmaßnahmen sowie län- gerfristige Optionen, die im Hinblick auf künftige Entwicklungen realisierbar bleiben sollen, enthält. SCHLUSSBERICHT. - Der Schlußbericht wird die abschließenden inhaltlichen und or- ganisatorischen Empfehlungen sowie eine Dokumentation des Planungsprozesses enthal- ten. Er soll u. a. sicherstellen, daß die Bürger die Erstellung des Generalverkehrskonzeptes nachvollziehen können. Verkehrserhebungen Voraussetzung für die Entwicklung eines Verkehrsmodells sind Daten , die das Ver- kehrsverhalten der Bevölkerung unter Beach- tung der Aspekte Raum (Quelle-Ziel-Bezie- hungen) , Tätigkeit (an Quelle und Ziel), Jah- reszeit und Tageszeit beschreiben. Ebenso müssen die Raumausstattung, das heißt, die Standortnutzung und die Infrastruktur bekannt sein. Diese Datenanforderungen sind generell unabhängig von dem im Planungsablauf zum Einsatz gelangenden Rechenverfahren - Spe- zifizierung und Detaillierung werden dadurch jedoch bestimmt. Verkehrserhebungen sind so durchzuführen, daß das Verkehrsverhalten der Bevölkerung nachvollziehbar ist. Die Aufbe- reitung und Archivierung der Daten muß unter Berücksichtigung der Anforderung an eine Fortschreibung erfolgen, über die für künftige Untersuchungen Kosten der Daten- beschaffung reduzierbar sind (Nachher-Unter- suchungen) . Die durchgeführten Verkehrser- hebungen wurden so konzipiert, daß die Datenerfassung im Planungsgebiet und in der näheren Umgebung sehr detaillierte Ergebnis- se liefert, mit zunehmender Entfernung vom Planungsgebiet der Detaillierungsgrad jedoch abnimmt, um das Verkehrsmodell in seiner Anwendung überschaubar zu halten. Individualverkehrserhebung Es wurden drei Erhebungen im fließenden Individualverkehr durchgeführt, und zwar: Werktagsnormalverkehr Herbst 1989 (Don- nerstag, 23. November); Werktagsnormalver- kehr Frühjahr 1990 (Donnerstag, 29. März); STEYR Sommerwerktagsverkehr 1990 (Donnerstag, 12. Juli). Zur Ermittlung der Verkehrscharakteristik des Planungsgebietes im jahreszeitlichen Ver- lauf stehen die Ergebnisse von Zählungen der Bundesstraßenverwaltung zur Verfügung. Als Ergänzung zu den Befragungen und Erhebun- gen wurden händische Querschnittszählungen an ausgewählten Zählstellen durchgeführt, um mi t den Tagesganglinien erhobene Stichpro- ben auf den Tagesverkehr aufwerten zu kön- nen. Die saisonalen Schwankungen sind relativ gering, die Verkehrsbelastungen im städti- schen Straßennetz erreichen jedoch "Auto- bahnniveau" (siehe Beispiel Zählstelle 7 - Ennstalbrücke). Bei der Frühjahrserhebung wurde eine Stromerhebung nach der Fahr- zeugkennzeichenmethode durchgeführt. Die Fahrzeugkennzeichenmethode - besser die Fahrzeugverfolgung durch Kennzeichenbeob- achtung - ist die einzige Methode, bei der die Erhebung ohne jede Anhaltung, Störung, Be- hinderung oder Beeinflussung des fließenden Verkehrs durchgeführt werden kann. Zu die- sem Zweck wird das Untersuchungsgebiet in Zählbereiche unterteilt, und zwar so, daß jeder Binnenbezirk durch eine geschlossene Kette von Zählstellen, die den Zählbezirk vom übrigen Untersuchungsgebiet abgrenzen, umgeben ist. Während des Erhebungszeitrau- mes kann somit kein einz iges Fahrzeug in einen Zählbezirk einfahren oder ihn verlassen, ohne an einer Zählstelle erfaßt zu werden. Die Fahrt jedes Fahrzeuges kann aus der mehrma- ligen Registrierung des polizei lichen Kenn- zeichens und der Durchfahrtszeit an verschie- denen Zählquerschnitten verfolgt werden. Neben den sogenannten Wunschlinien des Verkehrs, den Durchgangs-, Quell-, Ziel- und Binnenverkehrsströmen können somit auch Fahrtweg und Fahrzeit der einzelnen Fahrzeu- ge sowie Strecken- und Knotenbelastungen ermittelt werden. Ergänzt wurde die Stromer- hebung durch eine Erhebung des Besetzungs- grades (siehe Beispiele Zählstelle 3 - Siemin- ger Straße und Zählstelle 5 - Ennser Straße) und durch Knotenstromzählungen an 27 Kno- ten (siehe Beispiele Zählstelle 30 - Tabor Knoten und Zählstelle 30 - Leopold Wemdl- Straße{fomitzstraße). Parkraumuntersuchung Der fließende Individualverkehr hat nur dann einen Sinn, wenn am Ziel der Fahrt oder in dessen Nähe die Möglichkeit besteht, das Fahrzeug abzustellen und verlassen zu kön- nen. Der ruhende Verkehr ist also eine zwangsläufige Folge des fließenden Verkehrs, und um ihn zuverlässig beurteilen zu können, ist eine genaue Kenntnis der Parkcharakteri- stik erforderlich. Starker ruhender Verkehr bei beschränktem Stellplatzangebot tritt meist nur in innerstädti- schen Gebieten auf. Es genügt daher im allge- meinen, die Erhebungen auf diese Gebiete zu beschränken, wobei aber auch hier das Unter- suchungsgebiet eindeutig abzugrenzen und in Zählbezirke aufzuteilen ist (siehe Abbildung) . Bei Beibehaltung der Zählbezirke ist eine Fortschreibung (Entwicklung der Parkcharak- teristik) möglich. Entscheidungen über eine eventuelle Gebührenpflicht für die Parkplatz- benutzung (Parkraumbewirtschaftung) benöti- gen als Basis ei ne aktuelle Parkraumerhe- bung. Zur Erhebung der Parkcharakteristik im Zentrum von Steyr und im Bahnhofbereich wurden drei Erhebungen durchgeführt: Werktagsnormalverkehr Herbst 1989 (Dienstag, 12. Dezember); Einkaufsverkehr Weihnachten 1989 (Freitag, 22. Dezember); Werktagsnormalverkehr Frühjahr 1990 (Don- nerstag, 22. März), und jeweils nach Einhei- mischen, Inländern und Ausländern unter- schieden (siehe Abbildungen: gesamtes Un- tersuchungsgebiet, und als Beispiel die Erhe- bung in den Bezirken l und 2 - Ennskai Nord und Süd am 12. Dezember 1989). Erhebungen im öffentlichen Personennahverkehr Mit der Haushaltsbefragung wurden die im Planungsgebiet erzeugten Personenfahrten, also der Binnenverkehr und der Quellverkehr, erfaßt. Nicht erfaßt wurde der in das Pla- nungsgebiet einströmende Verkehr. Die Erhebungen im öffentlichen Personen- nahverkehr (ÖPNN) wurden im regionalen Bahnverkehr (Erhebung der Zahl der ein- und aussteigenden Personen) und im regionalen Busverkehr (Erhebung der Zahl der die Stadt- grenze passierenden Personen an 9 Zählstel- len auf insgesamt 16 Regionalbuslinien mit insgesamt 270 Kursen) am Mittwoch, 31. Jän- ner 1990, und die Erhebungen im städtischen Busverkehr (Erhebung der Zahl der ein- und aussteigenden Personen auf allen 6 Buslinien an jeder Haltestelle) am Donnerstag, 1. Febru- ar 1990, jeweils über die gesamte Betriebszeit durchgeführt (siehe Beispiele Linie I - Mü- nichholz/Bahnhof und Linie 4 - Tabor). Schriftliche Haushaltsbefragung Die Haushaltsbefragung wurde am Don- nerstag, 23. November 1989, durchgeführt. Dabei wurde eine Stichprobe von rund 25 Prozent der 18.000 Haushalte von Steyr ange- schrieben und alle Personen eines Haushaltes befragt, die älter als sechs Jahre sind (Ver- kehrsteilnehmer). Durch die haushaltsweise Erfassung wurde die Stichprobenziehung ge- genüber einer rein personenorientierten Zie- hung erheblich vereinfacht. Die Fragen wur- den in zwei versch iedenen Fragebogen zu- sammengefaßt: Der Haushaltsbogen hat allgemeine Fragen an die Haushaltsmitglieder, der Personenbo- gen Fragen über die von jedem Haushaltsmit- glied an einem Stichtag unternommenen Wege oder Fahrten enthalten. Die Beteiligung an dieser Haushaltsbefra- gung war extrem hoch. Die Rücklaufquote be- trug 80 Prozent der befragten Haushalte. Ins- gesamt stehen rund 9.000 Personenbogen als Datenbasis zur Verfügung. Darüber hinaus hat rund jeder sechste befragte Bürger von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sich aktiv an der Verkehrsplanung von Steyr zu beteiligen: 1.400 schriftliche Stellungnahmen (Wünsche, Anregungen und Beschwerden auf der Rück- seite des Personenbogens) sind eingelangt. In den Problemlandkarten sind d ie wichtigsten Wünsche und Anregungen nach Sachberei- chen geordnet zusammengestellt. Terminplan Die Zählungen und Erhebungen für das Ge- samtverkehrskonzept sind abgeschlossen, die Ergebnisse der Zustandsanalyse und _der Pro- blemanalyse werden der Bevölkerung in Form einer Ausstellung im September 1990 vorge- stellt werden (= 1. Informationsrunde). Die Maßnahmenentwicklung und -beurteilung wird bis Jahresende abgeschlossen werden. Für Jänner 1991 ist die 2. Informationsrunde vorgesehen. Parallel dazu wird der Entwurf des Gesamt- verkehrskonzeptes erarbeitet, so daß bei einem relativ konfliktfreien Verlauf der Dis- kussion das beschlußreife Konzept im Früh- sommer 1991 dem Gemeinderat vorgelegt werden könnte. 7/227

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