Amtsblatt der Stadt Steyr 1990/8

DIE SEITE DES ßüRGERMEISTERS Liebe Steyrerinnen und Steyrer, in dieser Ausgabe des Amtsblattes fin- den Sie eine umfassende Information über den Stand der Arbeiten für das von der Stadt Steyr in Auftrag gegebe- ne Generalverkehrskonzept. Sie sehen die Ergebnisse der Verkehrsstromana- lysen und der Parkplatzzählungen, auf sogenannten Problemlandkarten wer- den die Anregungen und Wünsche der Bevölkerung dargestellt, die bei der schriftlichen Haushaltsbefragung geäußert wurden. Wir wollen ja das Generalverkehrskonzept in enger Zu- sammenarbeit mit der Bevölkerung er- stellen, um einen optimalen lnteres- sensausgleichfür unsere Bürger zu realisieren. Dipl. Ing . Dr. Stickler, den wir mit der Erstellung des General- verkehrskonzeptes beauftragt haben, kommentiert Aufgaben und Zielvor- stellungen für dieses Konzept, das im Frühsommer 1991 fertig sein und dem Gemeinderat zur Beschlußfassung vorgelegt werden soll. Wir bringen nicht nur in dieser Ausgabe des Amts- blattes eine umfassende Information über den bisherigen Stand der Arbei- ten, von Freitag, 7. September, bis Freitag, 14. September, ist zu diesem Thema auch eine Ausstellung im Foy- er des Stadtsaales geplant, bei der für Fragen Fachleute zur Verfügung ste- hen. Damit auch Berufstätige dieses Angebot wahrnehmen können, ist die Ausstellung täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Diese erste Informationsrun- de soll die interessierten Bürger mit dem gesamten Fragenkatalog vertraut machen und vor allem soll jeder auch sehen, welche Wünsche der Mitbürger an das Generalverkehrskonzept hat. Gerade der Wunschkatalog zeigt deut- lich, daß sich Forderungen auch of- fensichtlich widersprechen und die Hauptaufgabe dieses Generalver- kehrskonzeptes darin liegen wird, durch sorgfältigste Abwägungen größtmöglichen Konsens zu finden. Um diesen Konsens sind wir ja täglich bemüht, und an einem aktuellen Bei- spiel möchte ich darstellen , daß wir gerade in der die Lebensqualität so stark beeinflussenden Verkehrssteue- rung neue Formen des Dialogsfinden müssen. Dem Wunsch nach größtmöglicher Durchlässigkeit des städtischen Ver- kehrsnetzes für den Individualverkehr und den Wirtschaftsverkehr steht die massiv zunehmende Forderung der Bürger nach Verkehrsberuhigung zur Minderung von Lärm und Abgasenge- genüber. Ein·ausgewogener Inter- essensausgleich ist hier oft auch bei sorgfältigster Abwägung aufgrund ge- wachsener Baustrukturen und topo- grafischer Verhältnisse nicht möglich. Ich möchte daher die Bürgermitei- nem bisher für Steyr neuen Mit- bestimmungsmodell in die Entschei- dungsfindung voll einbeziehen . Das heißt, wenn eine Gruppe eines Stadt- teiles begründete Veränderungen möchte, soll das in einem Stadtteilge- spräch zunächst auch mit den anderen Mitbürgern diskutiert und gehört wer- den, ob nicht gewichtige andere Inter- essen dagegen sprechen. Erst nach ausgiebiger Diskussion und Anhörung aller begründeten Einwände und Vor- schläge soll dann von den dafür zu ständigen Gremien entschieden wer- den. Die hier geschilderte Vorgangsweise habe ich auch bei der Diskussion über die Sperre der Resthofstraße prakti- ziert. Die Interessenslage ist hier so, daß Teile der Wohnbevölkerung die Sperre der Straße im Hinblick auf Verkehrsberuhigung fordern, Vertre- ter der dort angesiedelten Wirtschaft aber mit ebenso__begründeten Argu- menten für die Offnung der Durchfahrt sind. Ich habe nun Vertreter der beiden Gruppen zu einem klärenden Gespräch in das Rathaus gebeten und eine Kom- promißlösung angeboten, wonach durch geschwindigkeitsmindernde Ein- bauten auf der Fahrbahn und Ver- kehrsausleitung über die Mannlicher- straße die gewünschte Minderung von Lärm und Abgas erreicht werden könn- te. Eine Skizze des Kompromißvor- schlages finden Sie in dieser Ausgabe des Amtsblattes. Der Lösung wurde von beiden Seiten zugestimmt . Einen Tag später bekam ich allerdings von seilen der Wohnungs-Eigentums -Ge- meinschaft einen Brief, in dem mitge- teilt wird, daß man auf der Sperre der Straße beharre. Eine solche Haltung kann ich deshalb schwer akzeptieren, weil man Vereinbarungen einhalten soll und Verkehrslösungen im Zeitalter der Vollmotorisierung überhaupt nur mehr über Kompromisse erreichbar sind. Wenn Kompromißlösungen bei Ge- sprächen mit Betroffenen erarbeitet werden, erwarte ich mir schon, daß die Ergebnisse von den Sprechern der In- teressensgruppen dann auch öffentlich vertreten werden und um Akzeptanz für den Kompromiß geworben wird. Ich wünsche Ihnen eine schöne Ferien- zeit herzlichst Ihr

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