Amtsblatt der Stadt Steyr 1990/7

Steyr ist Fu~ball- ' 'Landeshauptstadt'' "Wir sind Fußball-Landeshauptstadt gea worden!" sagte Bürgermeister Heinrich Schwarz. Er genoß im letzten Heimspiel mit 5000 Fans die oberösterreichische Standortbestimmung. Mit 3: 1 wurde Voest in den Keller geschickt, das heißt, der Auf- stieg in die Meisterklasse vermasselt. Somit i_~t Mibag-Vorwärts der einzige oö. Club in Osterreichs höchster Liga. War das ein Fußballfest! Die letzte halbe Stunde wurde zum wahren Fußball-Abenteuer. Mit nur zehn Mann nach dem Ausschluß von Slobo Brankovic zeigte die Baric-Elf, was Mann- schaftsgeist, was Totaleinsatz ist. Das Vor- wärts-Stadion glich einem l-lcxcnkcsscl. Die "Vorwärts, Vorwärts"-Rufc hallten über die Stadt. Ein unbeschreiblicher Freu- dentaumel. Nach dem Abpfiff hatten die ju- gendlichen Fans den Gitterzaun überstiegen und waren mit ihren Idolen eine Ehrenrun- de gelaufen. Eine Glücksstunde für Trainer Otto Baric: Er wurde zum siebten Mal "Österreichischer Meister" und zum zwei- ten Mal "Aufstiegsmeister": im Vorjahr Sturm, heuer Vorwärts. Offizieller Festrah- men vor dem Match. Bürgermeister Hein- rich Schwarz überreichte der Vorwärts- Blick auf das Vorwärts-Stadion 16/208 Mannschaft den vergoldeten, riesigen Auf- stiegspokal. Trainer Otto Baric und Co Ru- di Jctzinger wurden mit Ehrengeschenken bedacht. Obmann Alois Radlspäck hatte zum dritten Mal den Aufstieg in die Mei- sterliga geschafft. Sein Dank galt dem treu- en Publikum. Auch die Landesvertreter fehlten nicht. LR Pühringer und Landes- sportsekretär Hartl überreichten dem Stey- rcr Bundesliga-Nachwuchs so wie Voest je 50.000 Schilling. Die Fußball-Knirpse war- fen rot-weiße Blumensträußerl unter das Publikum. "Herr Baric, wir danken Ihnen!" sprach Kapitän Kurt Hochedlinger im Namen aller Spieler beim ORF-Interview jenem Mann die Anerkennung aus, der sie ganz souve- rän und mit einem österreichischen 22 Punkte-Rekord zum Meister führte. Als Er- folgstrainer Otto Baric im Winter nach Steyr gekommen war, war ein Ruck durch den Club gegangen. Alles war plötzlich an- ders, straffer, zielgerichteter. Schon bei sei- ner Vorstellung im alten Kabinentrakt spür- te man den frischen Wind. Die Spieler saßen wie die "Schulbuben" mucksmäus- chenstill. Sie spürten gleich seine Wärme, die er ausstrahlte, aber auch seine beinharte Forderung, seine klare Zielvorstellung. Skeptiker schmunzelten, als er vom Meister sprach. Er hatte Wort gehalten, also nicht nur Mann des Wortes, auch ein Mann der Tat. Perfektes Profitum war bei Vorwärts eingekehrt. Schon bei kleinen Äußerlich- keiten fing's an: einheitliche Trikots auch im Training, Pünktlichkeit, zielgerichteter, flexibler Trainingsaufbau. Kein starres Sy- stem: Er schaute den Spielern ins Gesicht: "Du läufst noch drei Runden, du hörst auf!" dosierte der Experte individuell. Das Trai- ning wurde an den Spieltermin angepaßt. Vor Matinee-Vorstellungen wurde auch vormittag trainiert. Auch die Technik be- kam seinen Stellenwert. Der Coach hatte Video-Lehrstunden nach internationalen Vorbildern, aber auch der eigenen Spiele eingeführt. Zur Zeit arbeitet er mit der Schott-Video-Production an einer Trai- ningskassette, die für Trainer gedacht ist. 15 Spielzüge, ausgerichtet auf den neuesten Wissensstand des Fußball-Experten, wer- den methodisch aufgebaut: vom schema- tischen Spielaufbau erst ohne Gegenwehr, STEYR

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