Amtsblatt der Stadt Steyr 1990/5

Stadtrat Leopold TATZREITER, im Stey- rer Stadtsenat für das Wohnungswesen und die Liegenschaftsverwaltung zustän- dig, informiert im folgenden Beitrag über die aktuelle Situation im Woh- nungswesen. I eh darf mich an dieser Stelle nochmals als neuer Mandatar der Stadtgemeinde Steyr vorstellen. Ich trete die Nachfolge von Stadtrat Hans Zöchling, der - wie Sie ja wissen - der städtischen Liegenschaftsverwaltung als politischer Mandatar vorstand, an. Zu den umfangreichen Agenden dieser Abteilung zählt aber im besonderen das Wohnungs- wesen. Es gehört hiezu nicht nur die Neu- vergabe von gekündigten Wohnungen, sondern auch die sinnvolle Errichtung, Gestaltung und Erhaltung alter und neuer Mietsubstanz. Ich darf Ihnen versichern, daß ich bestrebt sein werde, mit gleichem Engagement wie mein Vorgänger diese Agenden wahrzunehmen und werde bemüht sein, Ihre Anliegen, soweit es die Möglichkeiten zulassen, zu erfüllen. Ich Stadtrat Leopold TATZREITER handelt. An dieser Stelle kommt es mir gelegen, hier mit einem Vorurteil auf- zuräumen, welches fast in allen Fällen deshalb ungerechtfertigterweise ausge- sprochen wird, weil die sogenannten be- vorzugten "Liebkinder" nicht "Liebkin- der" sind, sondern eine Wohnung zurück- geben, für die ein besonders dringender Bedarf besteht. Grundsätzlich bin ich be- strebt, alle Wohnungsansuchen . nach der Reihenfolge des Einlangens aufzuarbei- ten, bitte aber auch hier um Verständnis, wenn diverse Kriterien, wie insbesondere Obdachlosigkeit, Scheidung und gesund- Zeitpunkt noch keine konkreten Angaben machen. Obwohl ich seit meinem Dienstantritt am 1. Februar 1990 erst acht Wohnungs- sprechtage abgehalten habe, ist mir die Wichtigkeit und Dringlichkeit meiner Aufgabe nicht nur bewußt geworden, sondern auch ans Herz gewachsen. Ich habe in dieser Zeit viele Familien- und Einzelschicksale kennengelernt, deren Lösung mir wirklich ein Anliegen ist. Daß dieses aber nur ein kleiner Teil aller Wohnungswerber ist, die ich bereits ken- ne, verdeutlich aber schon allein die Tat- sache, daß meine Sprechtage bis Ende August 1990 bereits ausgebucht sind. Wie Sie vielleicht durch die Wohnungsre- ferentin Frau Vollnhofer wissen, findet der Wohnungssprechtag nicht mehr wie bisher an Dienstagen, sondern jeden Montag von 8 bis 12 Uhr statt. Anmel- dungen für die erwähnten Neubauvorha- ben sollten Sie schon jetzt einreichen, da - wie schon erwähnt - die Reihenfolge des Einlangens als wichtiges Kriterium angesehen wird. Vorrang für familiengerechten Wohnbau darf Sie von vornherein um Verständnis bitten, wenn nicht alle noch so dringen- den Wohnungsbegehren termingerecht ei- ner Erledigung zugeführt werden können, weil - wie schon erwähnt - momentan nur gekündigte Wohnungen zur Vergabe ge- langen können. Ich bin beim Amt der oö. Landesregierung hinsichtlich der Bewilli- gung und Förderung von neuen Wohn- bauten ständig vorstellig und werde auch im Sinne des neuen Wohnbauförderungs- entwurfes die Unterstützung der Stadtge- meinde Steyr für einen familiengerechten Wohnbau vorantreiben. Im Augenblick sieht die Ansuchenssta- tistik wie folgt aus: Ansuchen für Vier- raum-Wohnungen 218; Dreiraum-Woh- nungen 875; Zweiraum-Wohnungen 958; Einraum-Wohnungen 375. Zu dieser Auf- schlüsselung darf ich bemerken, daß eine erschreckend hohe Anzahl von Schei- dungsfällen (402) in diesen Zahlen ent- halten ist. Aber auch Ausländer stellen ei- nen wesentlichen Anteil (139) dar und sind ebenfalls in diesen Zahlen enthalten. Darüberhinaus liegen noch insgesamt Ansuchen für 379 Pensionistenwohnun- gen vor, welche sich in 191 Ansuchen für Einraum-Wohnungen und 188 Ansuchen für Zweiraum-Wohnungen aufgliedern. Schnell betrachtet stellen diese Zahlen ei- nen unglaublich hohen Wohnungsbedarf dar. Einschränkend ist aber zu sagen, daß es sich bei mehr als der Hälfte aller An- suchen um Wohnungsveränderungen, wie Umzug in eine Pensionistenwohnung oder eben Tausch von einer größeren in eine kleinere Wohnungen und umgekehrt 12/148 heitsschädliches Wohnen, eine Vorrei- hung bewirken. Diese meine Linie habe ich natürlich im gemeinderätlichen Woh- nungsausschuß zu vertreten, und es ist auch einzig und allein nur dieser Unter- ausschuß des Gemeinderates befugt, eine Wohnungsvergabe zu beschließen. Bevor ich Ihnen die geplanten Neubau- vorhaben vorstelle, erlaube ich mir noch einmal, auf die bereits erwähnte Gemein- deförderung zurückzukommen. Nachdem es sich hier ja um Gemeindegelder han- delt, sollen natürlich auch andere Wohn- bauträger in den Genuß dieser Mittel kommen, um die Schaffung zusätzlichen Wohnraumes zu forcieren . Als Gegenlei- stung wird sich die Gemeinde ein gewis- ses Einweisungsrecht vorbehalten. Hiebei darf ich die geplanten Wohnungen durch die Steyr-Daimler-Puch AG, und zwar das Bauvorhaben "Josefstal Wehrgra- ben", in welchem 20 Zweiraum-Wohnun- gen mit ca. 42 - 44 m2 und 18 Dreiraum- Wohnungen mit ca. 76 m 2 mit Loggia er- richtet werden, ansprechen. Der Baube- ginn ist mit Mitte 1990 und die Fertigstel- lung Anfang 1992 vorgesehen. Von der GWG der Stadt Steyr werden bis zum Jahresende 1991 60 Wohnungen im Rest- hof, welche sich in 4 Einraum-, 16 Zwei- raum- , 36 Dreiraum- und 4 Vierraum- Wohnungen aufteilen, fertiggestellt. Dar- überhinaus wird bis zu diesem Zeitpunkt auch das dritte Pensionistenwohnheirn mit 49 Wohnungen auf der Ennsleite fer- tiggestellt sein. Über einige Bauvorha- ben, die sich noch im Planungsstadium befinden, möchte ich aber zu diesem Abschließend darf ich Sie um Ver- ständnis bitten, wenn ich für die Hauptsa- che meiner Tätigkeit hier mehr Zeilen aufgewendet habe und die übrigen Agen- den der Liegenschaftsverwaltung etwas in den Hintergrund gedrängt habe. Es ist mir aber genau so wichtig, daß der Be- treuung und Modernisierung der öffentli- chen Einrichtungen, wie Schulen, Kin- dergärten, Bäder sowie die Pflege der Sport- und Parkanlagen das nötige Au- genmerk zukommt. Ich hoffe, Ihnen damit einen ersten Überblick über meine Tätigkeit gegeben zu haben und verbleibe herzlichst Ihr STEYR

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2