Amtsblatt der Stadt Steyr 1990/2

ches Zeichen. Diese Aufgliederung ist nicht nur für den Betrieb, sondern auch für unsere Stadt von ganz einschneidender Bedeutung. Ich spreche es offen aus, daß wir bedauern, daß in manchen Bereichen die Einflußmöglichkeit durch diese Verän- derungen seitens der Stadt und ihrer Ver- treter verringert wurde. Andererseits hof- fen wir, daß durch die internationalen Kooperationen die Möglichkeit geschaffen wurde, den Menschen in unserer Stadt, den Arbeitern und Angestellten, auch für die Zukunft ihre Arbeitsmöglichkeiten in der Region zu sichern. Die derzeit allge- mein günstige Konjun~turlage gibt uns die Hoffnung, daß diese Ubergangsphase oh- ne schmerzliche Veränderungen im Ar- beitsplatzangebot ablaufen kann. So ergibt sich in der Kugellagerproduktion eine günstige Auftragssituation; aber auch die Zusicherung von Herrn Generaldirektor Lochte von MAN, daß der Standort Steyr als fixe Produktionsstätte in den MAN- Konzern eingebunden wird, sollte für etwa 2500 ehemalige Steyr-Werksangehörige neue Beschäftigungsmöglichkeiten garan- tieren. Natürlich sind wir alle interessiert, daß in unserer Stadt neue Betriebe entste- hen , und schon seit Jahren hahen wir, obwohl gesetzlich nicht dazu verpflichtet, erhebliche Mittel für die Förderung der Wirtschaft aufgebracht. Allein im vergan- genen Jahr wurde im Zuge von Gewerbe- förderungen, für Betriebsgründungen ein Betrag von mehr als 8,7 Millionen Schil- ling seitens der Stadt zur Ausschüttung gebracht. Diese Aktivität werden wir uns auch künftighin leisten müssen. Eine positive Entwicklung ist auch im Fremdenverkehr festzustellen. Die Besu- cherzahlen haben sich im Jahre 1989 dem Jahr zuvor gegenüber um rund zehn Pro- zent und die Nächtigungen um fast 18 Prozent erhöht. Der Städtetourismus ist um rund zehn Prozent gestiegen und wir können Gäste aus allen Kontinenten im- mer wieder begrüßen. In diesem Bereich spielt eine große Rolle, daß sich unsere Stadt aufgrund des Altstadtensembles be- sonders den Besuchern anbietet, und wir tun auf diesem Gebiet alles, damit dies noch verbessert wird. Ein weiterer wichti- ger Punkt in unserer kommunalen Tätig- keit ist natürlich die Entsorgung. Wir sind froh , daß wir eine ordentliche Mülldepo- nie haben und daß unser Kanalnetz vor dem Endausbau steht. Die Stadt Steyr hat in den letzten Jahren allein für diesen Zweck mehr als eine halbe Milliarde Schilling ausgegeben. Das bezieht sich auf die Errichtung unserer Kläranlage und die Errichtung unserer Kanalisation und die Sanierung unserer Mülldeponie. Wir müs- sen aber auch auf diesem Gebiet weiterhin aktiv sein. Ich freue mich, daß in der Nähe unserer Mülldeponie eine Privatfirma eine Müllsortieranlage errichtet hat, die sich gut bewährt und die unseren Bestrebun- ·gen der Aussortierung wiederverwertbarer Müllbestandteile entgegenkommt. Ein be- sonderes Problem stellt natürlich die Ent- sorgung von Sondermüll dar. In Steyr fa ll en jährlich rund 10.000 Tonnen Son- dermüll, das sind alles Abfälle, die unter diesen Begriff fallen, an. Davon sind rund 80 Prozent Altöl, und wir werden uns in Zukunft nicht darauf verlassen können, daß diese Entsorgung in andere Gebiete, Regionen oder ins Ausland möglich sein wird. Wir haben uns also Gedanken auch darüber zu machen, wie wir dieses Pro- blem auch in unserer Region lösen. lch möchte aber heute bei dieser Gele- genheit nicht darauf vergessen, daß wir viele neue Aufgaben im sozialen Bereich erled igen werden müssen und die Mitar- beit aller Steyrerinnen und Steyrer not- wendig sein wird, um dieses Problem zu lösen. Die Menschen werden immer älter und damit steigt natürlich auch die Pflege- bedürftigkeit. Als Stadtgemeinde dürfen wir vor diesem Problem die Augen nicht verschließen. Wir müssen uns alle bemü- hen, dieses Problem menschenwürdig zu lösen. Wir sind natürlich bemüht, die Unterbringung in unserem zentralen Al- tersheim so gut wie möglich zu gestalten. Dieses ist in den letzten Jahren immer mehr zu einem Pflegeheim geworden. Aber allein damit werden wir die heran- stehenden Probleme nicht lösen können. Wir werden darauf angewiesen sein, daß sich Organisationen, wie Heimhilfe, Haus- krankenpflege, das Rote Kreuz, die Cari- tas, die Volkshilfe, in diese Aufgabenstel- lung eingliedern. Natürlich wird die öf- fentliche Hand entsprechende finanzielle Hilfen für die Bewältigung dieser großen Aufgabe bereitstellen müssen. Wir haben im Sozialbereich im letzten Jahr mehr als 133 Millionen Schilling aufgewendet. Wir werden künftighin mit diesem Betrag das Auslangen für diese Aufgaben nicht mehr finden. Das Bedürfnis nach altengerechten Wohnungen steigt ständig. Wir haben mit der Errichtung von Pensionistenwohnhäu- sern bereits in den siebziger Jahren diesem Trend Rechnung getragen. Derzeit sind wir dabei, ein weiteres Pensionistenwohn- haus auf der Ennsleite zu errichten. Natür- lich wird zur Bewältigung dieser Aufgabe auch notwendig sein, daß die Aktion „Es- sen auf Rädern" weiter ausgebaut wird, daß unser Seniorenpaß verbessert wird und daß wir in dem einen oder anderen Bereich bei der Betreuung unserer älteren Mitbürger noch Erneuerungen vorneh- men. Die Kommunalpolitik ist ständig in Be- wegung und muß sich Tag für Tag auf die sich stetig mehrenden Anforderungen ein- stellen. Waren die Wirtschaftsprognosen der letzten Jahre noch eher pessimistisch, so konnte das Jahr 1988 mit Erfolg ab- geschlossen werden. Die Bedenken bei der Budgeterstellung für das Jahr 1989 hin- sichtlich der mit Jänner in Kraft getrete- nen Steuerreform konnten in vielen Rerei- chen zerstreut und abgeschwächt werden. Das letztjährige Budget war somit von einem vorsichtigen Optimismus getragen. Erfreulich war, daß die präliminierten An- sätze im Budget 1989 in Bereichen Lohn- summen- und Gewerbesteuern sowie den Bundesertragsanteilen übertroffen werden konnten. Aus dieser Erkenntnis wurde daher auch der Voranschlag für das Jahr 1990 erstellt. Der vorsichtige Optimismus des letzten Jahres wird auch 1990 von der Hoffnung getragen, daß das hohe Wirt- schaftswachstum in unserem Land .auch in diesem Jahr anhält bzw. sich nicht wesent- lich abschwächen wird, und so hoffen wir, daß das Budget 1990 dazu dienen kann, die weitere positive Entwicklung der Stadt auch in finanzieller Hinsicht entsprechend abzusichern. Die infrastrukturelle Er- schließung bzw. bessere Anbindung Steyrs an die Hauptverkehrswege sind weitere Voraussetzungen, die wirtschaftliche Posi- tion der Stadt und der Region zu verbes- sern. In diesem Sinne wird auch 1990 verstärkt die Forderung an Landes- und Bundesstellen zu verstehen sein, die Nord- spange so rasch wie möglich zu realisieren. Durch die österreichischen Bundesbahnen wurde bereits zugesichert, einen Stunden- takt ab 1991 einzurichten, der es ermög- licht, den Zentralraum binnen 35 Minuten kurzfristig zu erreichen. Weitere Schwer- punkte, die über _das Jahr 1990 hinausrei- chen, sind in Überlegungen zu sehen, bessere Freizeitgestaltungsmöglichkeiten zu schaffen. So soll ein Zentrum errichtet werden, welches die Veranstaltung von kulturellen und sportlichen Großereignis- sen ermöglicht. Das städtische Hallenbad, welches Ende der sechziger Jahre errichtet wurde, soll auf einen zeitgemäßen Stan- dard gebracht werden. Diese Vorhaben werden die nächsten Budgets bis auf das äußerste in Anspruch nehmen. Die Kul- turabteilung soll darüber hinaus Aktivitä- ten setzen, die eine sinnvolle Gestaltung der steigenden Freizeit ermöglichen. Der Sport in seinen vielfältigsten Formen stellt in unserer heutigen Gesellschaft einen weiteren wesentlichen Bestandteil dar. So vertrete ich die Auffassung, daß aktive Sportbetätigung vorrangig für viele junge Menschen ein sehr wichtiger Bestandteil in ihrem Leben in Zukunft sein wird. Natürlich dürfen wir nicht vergessen, bei den zuständigen Landesstellen auf eine bessere Zuteilung von Wohnbaumitteln immer wieder zu drängen. Dies trifft nicht nur auf die gemeindeeigene GWG zu, sondern für alle Steyrer Wohnbaugenos- senschaften und -gesellschaften. Der so- ziale Wohnbau, aber auch der Eigentums- wohnbau wird auch künftighin fortzufüh- ren und zu fördern sein. Rund 2000 Woh- nungssuchende werden derzeit bei uns in Evidenz geführt, die neue Wohnungen wünschen oder ihre derzeitigen Wohnver- hältnisse verbessern wollen. Die Bewälti- gung dieses Problems könnte aber künftig- hin leichter bewältigt werden, wenn der brachliegende Wohnraum im innerstädti- schen Bereich in diese generellen Betrach- tungen miteinbezogen wird. Wir haben ein sehr kleines Stadtgebiet und nur be- grenzte Baulandreserven, die noch Wohn- bau ermöglichen. Neue Ideen .~md Mög- lichkeiten müssen in unseren Uberlegun- gen hier Platz finden. Ich habe mich bemüht, einige wichtige Punkte - es gäbe noch viel zu sagen - anzuführen, die im Leben unserer Stadt, für die Gemeinschaft in unserer Stadt, für jeden einzelnen Steyrer, für jede einzelne Steyrerin von Bedeutung sind. Wir sind bemüht, zu helfen; dazu sind wir gewählt. Wir alle haben eine Dienstleistung zu erbringen. Wir können sie aber nur erbrin- gen, wenn Sie uns, meine Damen und Herren, dabei unterstützen. Ich danke Ih- nen für Ihre Unterstützung, die Sie bisher geleistet haben, und ich bitte Sie, uns weiterhin zu helfen, daß wir unsere oft nicht leichte Aufgabe lösen können."

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