Amtsblatt der Stadt Steyr 1989/9
STEYR CHRONIK VOR 75 JAHREN: NORMALER SCHULBEGINN: Der Landesschulrat ist von der Verschie- bung des Unterrichtsbeginnes wegen des Kriegsanfanges abgekommen und erläßt an die Bezirksschulräte die Weisung, daß die Volks- und Bürger- schulen zur festgesetzten Zeit eröffnet werden. General der Infanterie Erzherzog JOSEF FERDINAND sendet am 23. September 1914 an Bürgermeister Gschaider eine Feldpostkarte : ,,In den uns noch bevorstehenden Kämp- fen hoffe ich mit Gottes Hilfe, die bra- ven Oberösterreicher zum endgültigen Sieg führen zu können." Der erste VERWUNDETENTRANS- PORT, bestehend aus 136 Mann, dar- unter 41 verwundete russische Kriegs- gefangene, kommt nach Steyr. Zum Transport vom Bahnhof in die Unter- kunftsquartiere werden alle in Steyr befindlichen Privatautos und alle anderen verfügbaren Wägen be- stimmt. Das privilegierte bewaffnete Bürgerkorps und die Feuerwehr sor- gen für die Aufrechterhaltung der Ordnung. Die Verwundeten kommen in die Jägerkaserne, in das Schloß Lamberg und in das Schloß Coburg- Gotha (heute Vogelsang) . Der erste nach Steyr gebrachte, im Reservespital in der Jägerkaserne sei- ner Verletzung erlegene Verwundete wird beerdigt. Es ist der Russe IWAN TSCHAIDOWSKI vom 65. russischen Infanterieregiment. Großes Interesse der Zuschauer erwecken dabei die sechs gefangenen russischen Soldaten, die ihrem toten Kameraden das letzte Geleit geben. Einige Tage sp_äter fin- det das militärische Begräbnis des an Wundstarrkrampf in der Jäg~rkaserne verstorbenen FRANZ SCHOLLER vom Infanterieregiment Nr. 47 statt. Ab 20. September ist das ABSENDEN VON PAKETEN an die im Felde ste- henden Soldaten wieder gestattet, Ta- baksendungen sind jedoch nicht zu- lässig. DARLEHEN DER STADT STEYR: Der Stadtgemeinde wird die Aufnah- me eines Darlehens von 100.000 Kro- nen zum Behufe der Deckung der Baukosten eines Arbeiterwohnhauses Allerhöchst bewilligt. VOR 40 JAHREN: Am 22. September beschließt der Ge- meinderat der Stadt Steyr, unmittel- ba r beim Plenklberg, Ecke Punzerstra- ße - Gablerstraße, eine zunächst zwei- geschossige SCHULE zu errichten. Erinnerung an die Vergangenheit Der Direktor der Bundesgewerbe- schule Steyr, REGIERUNGSRAT JOSEF HASSLINGER, stirbt im 68. Lebensjahr. VOR 25 JAHREN: Mit BEGINN DES SCHULJAHRES 1964/.65 steigt die Zahl der Pflicht- schüler in Steyr um mehr als 200. Ge- genüber dem Vorjahr erhöht sich die Zahl der Volksschulklassen von 68 auf 72 und die der Hauptschulklassen von 51 auf 53. Schülerzahlen: 2200 Volks- schüler, 1370 Hauptschüler und 534 Sonderschüler. 12 Lehrplanstellen können nicht besetzt werden. Die fällige NEUREGELUNG DES STEYRER STADTPLATZES ist nun fertiggestellt und hat verkehrsmäßig . gewaltige Umstellungen gebracht. Die Kreuzung Grünmarkt-Pfarrgasse- Stadtplatz erhielt eine automatische Verkehrsampel; zugleich wurden die Fahrspuren auf dem Stadtplatz und dem Grünmarkt durch Asphaltab- grenzungen gekennzeichnet. Die Parkplätze wurden vor allem in _der Mitte des Stadtplatzes konzentriert. Die SAISON IM STADTBAD STEYR wird mit einem Rekordbe- such von 117.369 Badegästen abge- schlossen. Trotz erhöhter Einnahmen ergibt sich ein Abgang von voraus- sichtlich 60.000 Schilling. In der abge- laufenen Saison wurden 89 Badetage gezählt. Polizeiobersanitätsrat DR. FRIED- RICH SAMMERN-FRANKENEGG wird anläßlich seiner Versetzung in den dauernden Ruhestand vom Bun- despräsidenten mit dem „Goldenen Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich" ausgezeich- net. Das neue INTERNATSGEBÄUDE der Höheren Technischen Bundes- lehranstalt Steyr wird gerade noch rechtzeitig zum Schulbeginn fertig. 360 Schüler können in den modern ausgestatteten Neubau einziehen, der in dreijähriger Bauzeit errichtet wor- den war. VOR 10 JAHREN: Mit einem Festgottesdienst wird der Abschluß der Renovierung der Fassa- de und der Sanierung des Daches der MICHAELERK IRCH E gefeiert. Für diese Arbeiten war ein Betrag von ins- gesamt 2,5 Millionen Schilling nötig. An den Folgen eines Herzinfarktes stirbt der Steyrer Metallwarenerzeu- ger ALFRED WATZENBÖCK im 58. Lebensjahr. Watzenböck gehörte dem Steyrer Gemeinderat von 1961 bis 1967 und wiederum 1977 an. Eine b·ergsteigerische Spitzenleistung vollbringen der Steyrer LOIS IN- DRICH und der Gmundner FRANZ SIX. In sieben Tagen bezwingen sie unter schwierigsten Bedingungen die zentrale Ostwand des 6768 Meter ho- hen H uaskaran in der peruanischen Cordillera Blanca. lndrich hatte ein Jahr vorher den Nanga Parbat be- zwungen. In Anwesenheit von Unterrichtsmini- ster Dr. Sinowatz und Landeshaupt- mann Ratzenböck wird das zu einem KULTURZENTRUM umgewandelte Volkstheatergebäude eröffnet und der neu geschaffene STADTSAAL seiner Bestimmung übergeben. Mit einer Sonderfahrt von über 600 Fahrgästen wird das 90-Jahr-Jubi- läum der STEYRTALBAHN, der äl- testen Schmalspurbahn Österreichs, gefeiert. Die neuen BRÜCKEN ÜBER ENNS UND STEYR werden ihrer Bestim- mung übergeben. Insgesamt hatte der Bau 45 Millionen Schilling gekostet. Die Brücken wurden von der Arbeits- gemeinschaft VOEST-ALPINE- . PORR in 530 Tagen hergestellt, wobei die Flußübergänge nur insgesamt sechseinhalb Tage für den Fußgänger- verkehr gesperrt waren. Das heutige Casino um die Jahrhundertwende. Foto: Heimathaus
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