Amtsblatt der Stadt Steyr 1988/10

D er Gemeinderat beschloß den Rechnungsabschluß 1987 des Stadthaushaltes, der mit 730,3 Mill. S ausgeglichen ist. Der Ausgleich des ordentlichen Haushaltes mit 605, 18 Mill. S konnte nur durch die Entnahme aus Rücklagen in Höhe von 18 Mill. S erreicht werden. Während die Gesamtausgaben des ordentlichen Etats gegenüber dem Vorjahr um 21,7 Mill. S gestiegen sind, ist das Steueraufkommen im Vergleichszeit- raum um 1 Mill. S gesunken. Hauptursa- che dieser Entwicklung war der enorme Rückgang der Gewerbesteuer nach Ertrag um 13,7 Mill. S (36,8 Prozent), An eigenen Steuern und Abgaben flos- sen im vergangenen Jahr 207 Mill. S in die Stadtkasse, 197,7 Mill. S an Bundesabga- ben-Ertragsanteilen. Die Einnahmen aus Leistungen mit 124 Mill. S betreffen im wesentlichen Leistungserlöse für Veran- staltungen, Bücherei, Kindergärten und Horte, Fürsorgeersätze, Verpflegung und sonstige Verwaltungskostenersätze. Dazu kommen 34 Mill. S aus Verkäufen, Zinsen und Dividenden von Darlehen und Wert- papieren sowie Einnahmen aus Vermie- tung und Verpachtung. Die Transferein- nahmen in Höhe von 19,4 Mill. S betreffen Beiträge von Bund, Land und anderen Gemeinden zum laufenden Aufwand ver- schiedener Einrichtungen der Stadt sowie Geldstrafen. Die Leistungen für das Personal betra- Stadthaushalt 1987 mit 730 Mill. S Ausgaben gen mit 220,3 Mill. S 36,4 Prozent der Gesamtausgaben. Der Verwaltungs- und Betriebsaufwand in Höhe von 171,9 Mill. S umfaßt Ausgaben für Wasser und Ener- gie, Instandhaltung, Transporte, Zinsen, Versicherungen, Miet- und Pachtzinse. In den Transferzahlungen von 80,4 Mill. S sind die Landesumlage mit 18,6 Mill. S, der Krankenanstaltenbeitrag mit 23,1 Mill. S und der Behindertenbeitrag mit 10, 1 Mill. S enthalten. Die Verlustersätze für Stadtbad und Kunsteisbahn betrugen 7,1 Mill. S. Der höchste Zuschußbedarf war mit 20,7 Mill. S wieder für das Zentralalters- heim notwendig. Dazu kommen 4,9 Mill. S, die von der Stadt für Fürsorgeempfän- ger und Teilzahler als Kostenersatz an das Altersheim gezahlt werden müssen. Für Kindergärten, Tagesheimstätten und Hor- te wurden 19 Mill. S zugeschossen, für die Straßenreinigung 12,5 Mill. S, für Park-, Gartenanlagen und Kinderspielplätze war ein Betrag von 9,6 Mill. S erforderlich. Die öffentliche Beleuchtung kostete 8,8 Mill. S. Die Ausgaben des außerordentlichen Etats mit 125, 1 Mill. S fanden im wesent- lichen ihre Deckung durch Entnahme von Rücklagen (38, 1 Mill. S), Darlehensauf- nahmen (36,7 Mill. S), Verkauf von unbe- weglichem Vermögen (27,2 Mill. S) und Kapitaltransfers (22,9 Mill. S). Wie in den letzten Jahren bildete auch 1987 der Kanalbau mit 32,7 Mill. S den Schwerpunkt der Ausgaben des außeror- dentlichen Haushaltes. Für den Straßen- und Brückenbau wurden 22 Mill. S aufge- wendet. 6,9 Mill. S kostete der Ausbau der Leichtathletikanlage an der Rennbahn. Für Altstadterhaltung und Ortsbildpflege wurden 4,7 Mill. S ausgegeben. Die Inve- stitionen für die Erweiterung des Kinder- gartens und des Hortes Resthof betrugen 3,9 Mill. S. Für die Wirtschaftsförderung wurden 4,2 Mill. S und die Wohnbauför- derung 4 Mill. S zur Verfügung gestellt. Die Baumaßnahmen im Zentralaltersheim kosteten 3,5 Mill. S. 3,2 Mill. S wurden für die Erweiterung von Amtsgebäuden und 2,2 Mill. S für die Freiwillige Feuerwehr ausgegeben. Der Rücklagenbestand ist im Vorjahr von 45,7 Mill. S auf 20,7 Mill. S gesunken. Der Schuldenstand betrug Ende des ver- gangenen Jahres 505,2 Mill. S, der Schul- dendienst 56 Mill. S. Keine Gesundheitsgefährdung durch schlechte Luft Stellungnahme des Bürgermeisters im Gemeinderat zu „profit'-Artikel „Im profil Nr. 11 vom 14. März 1988 wurde völlig aus dem Zusammenhang gerissen , eine Statistik veröffentlicht, mit der bewiesen werden sollte, daß in Steyr die Gesundheitsgefährdung durch schlechte Luft derart angestieg!':n ist und dabei der dritte Rang in Osterreich eingenommen wird. Diese Statistik lief unter dem reißerischen Titel ,Negative Hitliste österreichischer Bezirke: Ge- sundheitsgefährdung durch schlechte Luft.' Sie wurde aufgestellt nach Tote / 100.000 Einwohner, verursacht durch chronische Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Asthma und Emphysem, für den Zeitraum 1978 bis 1984, wobei als Österreich-Durchschnitt 31,7 Tote ange- geben waren und Steyr mit 54,7 Toten, wie bereits erwähnt, an dritter Stelle liegt. Als Bürgermeister der Stadt habe ich den Autor dieses Artikels, einen g_ewissen Herrn Weiss, p. A. Österr. Okologie-Institut, um nähere Angaben zu dieser Statistik ersucht und gebeten bekanntzugeben, aufgrund welcher wis- senschaftlicher Unterlagen bzw. wissen- schaftlicher Forschungsergebnisse diese Zahlen genannt wurden. Diese erbetene Auskunft war für mich insofern von besonderer Wichtigkeit, da ja die Ge- fahr besteht, in der Bevölkerung Besorg- nis und Panik hervorzurufen, wenn eine Erklärung über solche Zeitungsartikel nicht erfolgt. Auch waren vereinzelt be- sorgte Bürger mit entsprechenden An- fragen an die Dienststellen des Magi- strates Steyr herangetreten. Die Reak- tion des angeschriebenen Autors war gelinde gesagt eine Frechheit und ent- spricht meiner Meinung nach nicht den Gepflogenheiten des zwischenmenschli- chen Kontaktes; von Höflichkeit oder Fachwissen keine Spur. Sie bestand aus einem zehnzeiligen Schreiben mit dem Inhalt, daß die Daten des Statistischen Zentralamtes in Wien herangezogen wurden, ohne weitere Erklärungen. Es wurde dabei nur darauf hingewiesen, daß die Aussage des Amtes der oö. Landesregierung, daß in Steyr keine Schadstoffe in der Luft vorhanden sind, entweder nur ein Irrtum sei oder es sich um eine bewußte Irreführung handle. Dies allein war für mich Aussage genug, auf einen weiteren Kontakt mit diesem Herrn zu verzichten und im Rahmen des Magistrates im Wege des Umwelt- schutzreferates und des Statistischen Referates selbst Erh~~ungen zu pflegen. Dabei wurden vom Osterr. Statistischen Zentralamt die zitierten Unterlagen an- gefordert und entsprechend überprüft und durchgerechnet. Die Bediensteten machten sich dabei die Arbeit, auch die Zahlen, beginnend von 1969 bis 1973, und im weiteren die dem Artikel zu- grunde liegenden zu vergleichen, um auch gleichzeitig eine Trendanalyse er- stellen zu können. Dabei ergab sie~; daß in den 98 politischen Bezirken Oster- reichs 51 Bezirke eine Abnahme und 46 Bezirke eine Zunahme ihrer Sterbezif- fern bei den chronisch obstruktiven Lungenkrankheiten zu verzeichnen ha- ben. Dabei ergab sich, daß Steyr mit einer Abnahme von 29,5 Prozent unter den 98 politischen Bezirken an 81. Stelle österreichweit gesehen liegt und nur 17 politische Bezirke eine größere Abnah- me ihrer Standardsterbeziffer bei den zitierten Lungenerkrankungen nachwei- sen können. Im Vergleich mit den politi- schen Bezirken im Bundesland Ober- österreich ergibt sich für die Stadt Steyr die zweitgrößte Abnahme. Von den in Oberösterreich vorhandenen politischen Bezirken war inklusive Steyr in sieben Bezirken eine Abnahme, in den übrigen Bezirken eine zum Teil beträchtliche Erhöhung dieser Sterbeziffern festzu- stellen. Es kann daher abschließend fest- gestellt werden, daß die Stadt Steyr österreichweit im Spitzenfeld jener poli- tischen Bezirke liegt, die die größte Abnahme in ihrer Standardsterbeziffer verzeichnen hat können. Man sieht, daß es ohne weiteres möglich ist, gerade im Weg der Statistik, Zahlen, wenn sie nicht kommentiert sind, falsch zu inter- pretieren und daß es erschütternd für mich ist, daß gerade Journalisten, die einen Weg zur Bevölkerung im Rahmen ihrer Zeitungen benutzen können, nicht bereit sind, den sauberen Journalismus zu unterstützen." 5/289

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