Amtsblatt der Stadt Steyr 1988/10

DIE SEITE DES BÜRGERMEISTERS vor einigen Wochen war anläßlich einer großen Frauenveranstaltung Bundeskanzler Vranitzky in Steyr zu Gast. Am Rande dieser Veran- staltung konnte ich gemeinsam mit Landesrat Ing. Hermann Reich/ und Abgeordneten des Bezirkes dem Kanzler in einer eingehenden Aus- sprache die besonderen Probleme der Region Steyr vortragen. Ein Haupt- punkt des Gespräches war die von der Stadt dringend geforderte Ver- besserung der Anbindung an die Westbahn. Nachdem eine Umlegung der Westbahntrasse über Steyr aus Kostengründen wenig Chancen auf Realisierung hat, erhält die grund- sätzliche Forderung nach einer bes- seren Verkehrserschließung der Re- gion besonderes Gewicht. Als erste Etappe wird daher eine Verbesse- rung der Trassenführung in Rich- tung St. Valentin in Form eines zweigleisigen Ausbaues gefordert, so- daß die Strecke auch fur Interregio- züge befahrbar wird, somit eine deutliche Verbesserung der An- schlüsse von St. Valentin aus in Richtung Wien und Salzburg ent- steht. In dieser Angelegenheit wird in den nächsten Wochen nochmals eine Aussprache bei Bundeskanzler Dr. Vranilzky stattfinden. Ein weite- rer Punkt der Aussprache war die dringende Urgenz des Ausbaues der Bundesstraßen in Richtung Westau- tobahn und der Ausbau der Eisen- straße in das Ennstal. Schließ/ich wurden noch strukturelle Probleme der Region eingehend behandelt, wo- bei die Notwendigkeit einer langfri- stigen Strukturplanung, eventuell in Form eines Forschungsauftrages, be- sonders betont wurde. Der Kanzler zeigte großes Verständnis fur die Anliegen der Stadt und versprach eine Hilfestellung des Bundes. Die derzeit in vollem Gange befindliche Neugestaltung des Stadtplatzes und der Enge Gasse zieht auch verschie- dene planerische Überlegungen nach sich. Außer Frage steht dabei die Absicht, eine Verkehrsberuhigung am Stadtplatz zu erreichen. Dies be- dingt wiederum, daß die Zu- und Abfahrt zu und von den Parkplätzen am Ennskai neu zu überdenken ist. Eine Variante war dabei ein von Architekten unabhängig erarbeiteter Vorschlag eines Abstieges in Zwi- schenbrücken. Nach der Vorstellung des Modells im Amtsblatt setzte eine Diskussion ein, in der die unter- schiedlichsten Meinungen pro und kontra zum Ausdruck kamen. Gra- vierende Bedenken wurden dabei aus der Sicht der Stadtbilderhaltung und der Verkehrsplanung geäußert. Ich möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hinweisen, daß diese Planungsstudie nur eine von mehreren eingehend zu prüfenden Möglichkeiten ist. Vor kurzem sind auch noch Überlegungen der Bun- desbahn zur Erweiterung der Park- möglichkeiten im Bereich des Bahn- hofes bekannt geworden, welche bei einer Realisierung noch in die zu- künftige Verkehrsplanung einzube- ziehen sind. Mit der Neugestaltung des Stadt- platzes werden sich nach Abschluß der Arbeiten Veränderungen der Wochenmärkte in der Form ergeben, daß am Stadtplatz, so wie derzeit, der sogenannte „Bauernmarkt" si- tuiert sein wird, während der übrige Teil des Marktes seinen endgültigen Standort am Brucknerplatz finden soll. Eine entsprechende Ä°nderung der Marktordnung ist derzeit in Vor- bereitung. Wie jedes Jahr um diese Zeit sind die Vorarbeiten zur Erstellung des Haushaltsvoranschlages für das kommende Jahr in vollem Gange. Diese gestalten sich heuer besonders schwierig, da derzeit die Auswirkun- gen der mit nächstem Jahr wirksa- men Steuerreform auf die Gemeinde- finanzen noch nicht überschaubar sind. Derzeit steht nur fest, daß eher mit verminderten Einnahmen ge- rechnet werden muß, weshalb die In- vestitionsprioritäten besonders sorg- fältig zu überlegen sind. Abschließend möchte ich Ihnen noch mitteilen, daß vor wenigen Tagen in Eisenerz im Beisein des Gemeindera- tes der Stadt Steyr ein formeller Städtepartnerschaftsvertrag zwischen Eisenerz und Steyr abgeschlossen wurde. Der Grundgedanke dabei ist, daß die beiden Städte, die mit ähnli- chen Problemen konfrontiert sind, gemeinsam Möglichkeiten zu einer Belebung und einer wirtschaftlichen, geistigen und kulturellen Stärkung einer traditionsreichen Region su- chen wollen. Ich hoffe, daß diese Mitteilungen Ihr Interesse finden werden und ver- bleibe mit freundlichen Grüßen Ihr

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