Amtsblatt der Stadt Steyr 1988/9

ie Veränderung der Arbeitswelt durch den immer rascher erfolgen- den Einsatz neuer Technologien ist eines der wesentlichsten Probleme, die die Arbeitnehmer betreffen. Die Ausein- andersetzung mit diesem Thema hat daher größte Aktualität. Aus diesem Grund veran- staltet die Kammer für Arbeiter und Ange- stellte für Oberösterreich gemeinsam mit dem Verein Museum Arbei tswelt bis 1. No- vember 1988 im Museum Arbeitswelt in Steyr die Sonderschau „Die Roboter kom- men - Automatisierungstechnik und die Zu- kunft der Arbeit" . Die Ausstellung wurde am 10. August eröffnet. Ziel der Ausstellung ist eine kritische Aus- einandersetzung mit dem Thema. Dabei geht es vor allem darum, die bestehenden Berüh- rungsängste abzubauen, ein technisches Grundverständnis zu vermitteln und dabei auch die gesellschaftlichen Aspekte der Tech- nik aufzuzeigen. Ein weiteres Anliegen der Sonderschau ist es, bei den Menschen ein Bewußtsein für die entstehenden Probleme zu schaffen. Nur so kann eine technische Kompetenz erworben werden, aus der sich in der Folge Perspektiven für die Gestaltbarkeit entwickeln können. Die Ausstellung gliedert sich in drei Berei- che. Zur Einstimmung werden Fotos aus der Vergangenheit gezeigt, die einen Einblick in die gewa ltigen Veränderungen in der Ar- beitswelt geben. Eingebunden ist dabei die Geschichte der Robotertechnik. Auch die Frage nach den Gründen der Rationalisie- rungen und dem damit verbundenen Einsatz von Automatisierungstechniken wird hier ab- gehandelt. Die Frage „Zeit ist Geld - für wen?" wird hier gestellt. Der zweite Teil beschäftigt sich mit „Tech- nik und Gesellschaft". Dabei geht es nicht nur um die Anwendungsformen der Automa- tisierungstechnik, sondern auch um Fragen der Arbeitszeit und der Arbeitsorganisation. Weilers werden Fragen der Qualifikation, der Bildung und der Ergonomie abgehandelt. Behandelt wird auch das Thema wieviele neugeschaffene Arbeitsplätze den verlorenge- gangenen gegenüberstehen. Weitere Themen SU'-)'I' Die Roboter kom L. ~ sind : Was bringt die 35-Stunden-Woche? Wie wirken sich die Veränderungen der Berufsbil- der aus? Welche Anforderungen der Aus- und Weiterbildung stellen sich für die Arbeit- nehmer in der Zukunft? Der dritte Teil schließlich befaßt sich mit möglichen Lösungsansätzen. Im Mittelpunkt dieses Teiles der Ausstellung - aber auch der Sonderschau überhaupt - wird die Frage nach der Gestaltbarkeit der Automatisie- rungstechnik gestell t. Hauptanliegen dabei ist ein ausgewogenes und zweckmäßiges Zusam- menspiel von Mensch und Technik. Natürlich besteht bei der Sonderschau für den Besucher auch die Gelegenheit zu einem ,. persönlichen Kontakt" mit den Robotern. Ausstell ungsobjekte aus Vergangenheit und Gegenwart (also nach dem letzten Schrei der Technik) können bei den verschiedensten Arbeitsvorgängen beobachtet werden . Tn manchen Fällen kann der Besucher auch aktiv werden uhd selbst die Steuerung über- nehmen. Als Leitsymbol der Ausstellung wurde ein überdimensionaler Doppelarmro- boter (TGM-Schweißroboter) ausgewählt, der auf dem Vorplatz des Museums zu sehen ist. Die technisch-wissenschaftliche Betreuung der Ausstellung erfolgte durch das Institut für Systemwissenschaften, Abteilung System- technik, an der Universität Linz, Univ.-Prof. Dr. P. Kropacek. Die Gesamtkoordination lag in den Händen von DI Johannes Gärtner. Bürgermeister Heinrich Schwarz würdigte bei der Eröffnung die Initiative zu dieser Veranstaltung und wies auf die Aktualität dieses Themas besonders in Steyr hin , wo in den Großbetrieben der Stadt der Einzug der Mikroelektronik sehr tiefgreifende und ar- beitsplatzverändernde Auswirkungen bringe. Es gelte, sich dieser Herausforderung zu stellen und Lösungen zum Wohle der Men- schen zu finden , sagte Schwarz. „Die Technik hat für die Menschen da zu sein und nicht die Menschen für die Tech- nik" , sagte Arbeiterkammerpräsident Frey- schlag in seiner Eröffnungsrede. Die Rah- menbedingungen für technische Systeme und ihr Einsatz würden von Menschen geschaffen und die Arbeitnehmervertreter würden dar- über wachen, daß diese Rahmenbedingun- gen zugunsten der Menschen gestaltet wer- den. Freyschlag betonte die Notwendigkeit verstärkter Mitbestimmung der Betriebsräte bei der Einführung neuer Technologien. Durch eine Verankerung dieses Rechts im Arbeitsverfassungs- und im Datenschutzge- setz sollen den Arbeitnehmervertretern wirk- same Schritte zum Schutze der Menschen ermöglicht werden. 25/273

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