Amtsblatt der Stadt Steyr 1988/6

Stadtrat Rudolf PIMSL Liebe Mitbürger, weltweil slehen die veranlworllichen Kommu- nalpoliliker im 1äglichen Kampf gegen Gifi in der Lufr. im Wasser und im /Joden. Umwelt- schulz isl neben der Frieden.uichenmg zu einem der dringend1·1en Anliegen menschlicher Exislenz geworden. Als ich /984 im S1ad/senat das Umwellschulz -Referal übernahm, sah ich sehr rasch, daß sich die a11ge.1·1rebten Ziele nur in einem zähen und miihsamen Vorwärts- kämpfen mil vielen kleinen Schrillen realisie- ren lassen, weil /Jew11ß1seinsbildung und Pro- blembew11[/1sein fiir Umwe//schurz bei den mei- sren Menschen weniger enlwickelt sind als Sorglosigkeir und Desinleresse. Weil wir den Weg der /,./einen Schrille mit entsprechender Bewu[//sei11sbildung durch Aufklärung der Be- völkerung üher die Anliegen des Umweltschut- zes gegangen sind, haben wir sehr viel erreicht, wie Sie dem Berichl über die Aktivitäten der lelZlen drei Jahre auf den folgenden Seiten dieses Amlsbla11es enlnehmen können. Die Zahlen dieses Berichtes dokumentieren Be- wußtseinsänderung der Bürger dieser Stadl, die engagierle Bereilschafi breitester Kreise der Bevölkerung, einen persönlichen Beitrag fiir bessere Umwe//qualilät zu leisten. Dafür möchre ich Jedem einzelnen herzlich danken und um weilere Unterstützung bei unseren künfiigen Vorhaben bitten. Ich sehe Umweltschutz als Gesamtaufgabe, das heißt, gule Kommunalpolitik muß sich an den Forderungen von Umweltqualität orientieren. Hier sind wir in einem permanenten Lernpro- zeß. Die Bürger und ihre Entscheidungsträger müssen erkennen, wie die Dinge zusammen- hängen. Der Publizist Frederic Vester erinnert in seinem Buch „ Unsere Welt - ein vernetztes Svstem" an das Problem: ,,Die Tatsache, daß uns die Wechselwirkungen komplexer Systeme kaum interessiert haben, ist sicher mit ein Grund dafür, daß auch die längst möglichen, jedoch in einem vernetzten Denken wurzelnden kvbernelischen Technologien noch so ganz in den Anfängen slecken. lch meine Techniken im Verbund, Symbiosen, Recycling, Energie- kellen, Mehrfachnutzung und andere Arbeits- formen einer kleinräumigen und dafar um so effizienteren Technologie, wie sie auch die Na/ur benutz/ und wie sie eigentlich doch nur einer Art Ökosystem der Wirtschafi zugute käme." Die tägliche Herausforderung Umweltschutz erforder/ unsere ganze Phantasie. Die her- kömmlichen Methoden reichen für eine effi- ziente Bewältigung des Problems nicht aus. Ich lade Sie ein zu engagierter Mitarbeit und Ihrem persönlichen Beitrag. Herzlichst 8/164 Großcontainer für Sperrmüll Da der Umweltschutz ein breites Spek- trum verschiedenster Angelegenheiten umfaßt, werden im folgenden die Aktivitä- ten der vergangenen vier Jahre dargestellt. Beginnend im Jahr 1984 wurden syste- matisch Sammelstellen für Altpapier ge- schaffen und diese Sammelstellen kon ti- nuierlich erweitert. Gleichzeitig wurde auch die Batterieentsorgung in Angriff genommen. Aufgrund der Schließung der Mülldeponie war es notwendig, der Bevöl- kerung von Steyr die Möglichkeit zu ge- ben, Sperrmüll abzulagern, ohne dabei Gesetze zu übertreten. Daher wurden Sperrmüllcontainer aufgestellt. Das Sy- stem hatte natürlich vorerst verschiedene Mängel, unter anderem war es durch Un- achtsamkeit der Benützer zu großen Ver- unreinigungen gekommen. Um den vorhandenen Sperrmüll ord- nungsgemäß lagern zu können, wurden versuchsweise zehn Großcontainer ange- kauft, die mit verschließbaren Deckeln ausgestattet sind. Schon der erste Einsatz zeigte, daß die Bevölkerung diese Contai- ner annimmt und die Plätze auch entspre- chend sauber hält. 1988 werden neuerlich fünf Großcontainer angeschafft. Derzeit lagert die Bevölkerung ca. 4400 Tonnen Sperrmüll ab, das bedeutet, daß ein Vier- te l des anfallenden Mülls von Containern aufgenommen wird. Kläranlage und neue Mülldeponie Mitte des Jahres 1986 konnte die sanier- te und erweiterte Mülldeponie wiederum eröffnet werden. Das Hauptproblem liegt ja nicht beim Sperrmüll, sondern in erster Linie beim anfallenden Hausmüll. Dieser ist im Gegensatz zur landläufigen Mei- nung problematischer und gefährlicher als Sonderabfall, der ja genau deklariert sein muß. Mit einem Kostenaufwand von 45 Millionen Schilling wurde eine Absiche- rung der Deponie gegenüber dem Grund- wasservorrat der Stadt Steyr durch die Errichtung einer Schmalwand getätigt. 9500 Müllbehälter und die Sperrmüllcon- tainer entsorgen derzeit 17.000 Haushalte aus dem Bereich der Stadt Steyr. Auf- grund der hohen Tagesbevölkerung, die sich durch die Einpendler, Schüler und Besucher auf bis 72.000 Personen/Tag erhöht, beträgt das Müllaufkornn11::11 pro Kopf und Jahr 363,8 kg, demgegenüber der österreichische Durchschnitt mit 285,4 kg steht. Neben der sanierten Mülldepo- nie, die durch besondere Maßnahmen vom Brunnenschutzgebiet der Stadt Steyr abgegrenzt ist, kommt im Hinblick auf Entsorgung und Umweltschutz der „Zen- tralen Kläranlage" mit ihren Verbands- sammlern und Klärsträngen größte Be- deutung zu. Die Kläranlage ging mit Juli 1985 in Betrieb und kann in der ersten Zu den Bildern auf Seite 7: Abtransport der schweren Sperrmüllcontainer. - Eine Chemikerin entscheidet über die Sortierung des Problemmülls. Fotos: Hartlauer Ausbaustufe eine Schmutzstoffbelastung von 140.000 Einwohnergleichwerten biolo- gisch klären. Im Endausbau kann dieser Wert auf 210.000 Einwohnergleichwerte erweitert werden. Die eminente Bedeu- tung dieses Bauwerkes ist wohl allen Stey- rern klar, weil ja bis zur Eröffnung und Inbetriebnahme der Zentralen Kläranlage die Abwässer ungeklärt in den Steyr- und Ennsfluß geleitet werden mußten. Die Funktionsweise dieser Anlage gestattet ei- ne mechanische Reinigung über sogenannte Grob- und Feinrechen, besitzt eine Mög- lichkeit zur Ablagerung des mitgeführten Sandes und werden im integrierten Fett- fang anorganische !!}ikrobiologische Schwerstoffe, Fette und Ole vom Abwas- ser getrennt. In den beiden Vorklärbecken werden die noch vorhandenen Fest- und Schmutzstofe zum Großteil sedimentiert. Durch diese Vorklärung wird etwa ein Drittel der Ausgangsverschmutzung besei- tigt. Die biologischen Reinigungsstoffe, die in erster Linie durch Mikroorganismen die anorganischen Schmutzstoffe im Wasser abbauen, leisten den Hauptteil der Reini- gungsarbeit. Abschließend entsteht nun- mehr Schlamm und gereinigtes Wasser. Das biologisch gereinigte Abwasser wird nochmals geklärt und zur Enns abgeleitet. Die Reinigungsleistung beträgt zwischen Die Mitglieder des gemeinderätlichen Ausschusses für Umweltschutz Gemeinderat Hermann Bachner (seit November 1985), Gemeinderat Roman Eichhübl (seit November 1985), Gemein- derat Franz EnöckJ (seit Juni 1984), Stadtrat Karl Feuerhuber (von Juni 1984 bis Jänner 1985), Vizebürgermeister Karl Fritsch (von Juni 1984 bis Mai 1985), Gemeinderat Walter Hahn (seit Novem- ber 1985), Gemeinderat Karl Hochrather (seit November 1985), Vizebürgermeister Karl Holub (von Dezember 1984 bis Mai 1985), Gemeinderat Rupert Humer (von Juni 1984 bis November 1985), Stadtrat Rudolf Pimsl (seit Juni 1984), Gemeinde- rat Ernst Platzer (von November 1985 bis September 1986), Gemeinderat Franz Ramoser (seit November 1985), Gemein- derat Friedrich Reisner (von Juni 1984 bis November 1985), Stadtrat Erich Sablik (seit Juni 1984), Stadtrat Ing. Othmar Schloßgangl (seit Juni 198-1), Gemeinde rat Gertrude Schreiberhuber (seit No- vember 1985), Bürgermeister Heinrich Schwarz (seit Juni 1984), Gemeinderat Franz Straßer (seit November 1985), Ge- meinderat Otto Treml (seit Juni 1984), Gemeinderat Anton Vorhauer (seit Jän- ner I 987), Vizebürgermeister Leopold Wippersberger (seit Juni 1984), Gemein- derat Dkfm. Helmut Zagler (von Juni 1984 bis Mai 1985), Stadtrat Johann Zöchling (von Juni 1984 bis Mai 1985). Beigezogenes Fachpersonal: Magi- stratsd irektor OSR Dr. Franz Knapp, Baudirektor SR Dipl.-Ing. Vorderwi nkler sowie der Leiter des Umweltschutzrefera- tes OAR Gustav Gergelyfi.

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